Mittwoch, 14. Juli 2021

Akzeptieren, was ist: Teil 3: Mitmenschlichkeit

Der zwischenmenschliche Bereich bietet ein breites Übungsfeld für das Akzeptieren. Wir brauchen nur unseren Weg durch eine Stadt nehmen und unsere Reaktionen auf die verschiedenen Menschen beobachten. Da gibt es welche, die uns gefallen, andere, die uns nicht gefallen, andere, die uns auf die Nerven gehen, andere, die etwas machen, was wir nicht gut finden, und wieder andere, die wir beneiden usw. Vieles gibt es, was uns an anderen Menschen aufregt und stört und was wir glauben, nicht akzeptieren zu können.

Der soziale Bereich, der zur äußeren Wirklichkeit gehört, stellt eine besondere Herausforderung für unser Streben nach Glück dar. Denn er ist ganz eng mit vielen Quellen für unser Unglück verantwortlich. Viel Unbill haben wir im Lauf unseres Lebens von unseren Mitmenschen erlitten, und unsere Psyche neigt stark dazu, diese Erfahrungen auch auf andere Menschen zu übertragen, die mit unserer Leidensgeschichte gar nichts zu tun haben. Es ist die Neigung zur Projektion, die so schnell in uns abläuft, dass wir meistens nicht mitkriegen, wenn wir ihr unterliegen. Schon kriegt jemand ein Etikett umgehängt, ein Bewertungsmaßstab wird ihm aufgenötigt, und ein Abgrund klafft zwischen uns und dieser Person. Gefühle der Abneigung sind immer mit Ängsten verbunden, die uns meist nicht bewusst sein. Unsere Abwertung will uns schützen vor möglichen Gefahren, die von der Person ausgehen könnten. Ängste verursachen innere Spannungen, und wir befinden uns in einem Alarmzustand, der vielleicht gar nicht notwendig ist.

Projektionen und Fantasien

Solche Prozesse laufen ständig in uns ab, und wir können sie nur mit Bewusstheit beenden: Stimmt es überhaupt, dass von dieser Person eine Gefahr ausgeht, ist es berechtigt und notwendig, dass wir uns bedroht fühlen? Sind die Urteile, die wir über eine Person fällen, berechtigt? Befinden wir uns auf dem Boden der Wirklichkeit oder sind wir in Fantasien, Projektionen oder Illusionen gefangen? Indem wir die Realität prüfen,  gewinnen wir die Kontrolle über jene Gefühle zurück, die hinter unserer Abneigung stecken. Wir gewinnen die Chance, die Anfangs- und Hintergründe dieser Gefühle zu erforschen, also zu erkennen, welche unerledigten und ungeheilten Wunden aus unserer Kindheit Regie bei unseren Vorlieben oder Abneigungen gegenüber unseren Mitmenschen führen.

Es handelt sich um ein Stück Reflexionsarbeit, wenn wir aus dem Dickicht unserer Projektionen herausfinden wollen. Der Lohn dafür liegt im Glück, das uns zuteil wird, sobald wir erkennen, dass unsere Mitmenschen nicht so gefährlich oder böse sind, wie wir vermeinten. Wir können uns entspannen und uns in der Gegenwart anderer sicherer fühlen. Unser Vertrauen in die Menschen wächst, und damit auch das Vertrauen in uns selbst.

Die Einsicht, dass jeder Mensch in jeder Situation das ihm in dieser Situation zur Verfügung stehende Beste macht und einbringt, versöhnt uns mit der Wirklichkeit und hilft uns, überhebliche Wertungen und überzogene Erwartungen zurückzunehmen. Die Mitmenschen als Menschen wie wir selber anzunehmen oder, wie es manchmal ausgedrückt wird, als Kinder Gottes, d.h. als gleichwertige Geschwister in der Menschheitsfamilie wahrzunehmen, verhilft uns zu innerem Frieden.

Mitfühlende Akzeptanz

Das Akzeptieren der Unterschiedlichkeit der Menschen einschließlich ihrer Motive und Unachtsamkeiten öffnet uns die Türen zum Mitgefühl. Die Übung besteht darin, alles, was uns an unseren Mitmenschen nicht gefällt und was wir deshalb ablehnen, als Quelle für Mitgefühl zu nutzen. Damit ist gemeint, dass Menschen unachtsam oder gemein sind, weil sie ein inneres Leiden in sich tragen, ein unaufgearbeitetes Thema oder Trauma, eine Krankheit im Körper, einen Schatten in der Seele. Statt zu urteilen, um sich selber überlegen zu fühlen, haben wir die Wahl, die Brille des Mitgefühls aufzusetzen, die uns die menschlichen Schwächen weichzeichnet. Sie bettet sie ein in den Kontext der Leidensgeschichte, die jedes Menschenleben enthält. Weichzeichnen bedeutet nicht verharmlosen oder bagatellisieren. Vielmehr geht es darum, die Härte des Abwertens und Verachtens abzulegen und statt dessen unsere eigene Begrenztheit in den Unvollkommenheiten der Mitmenschen zu erkennen.

Mit dem Mitgefühl stellen wir uns auf eine Stufe mit denen um uns herum, denen wir begegnen. Wir sind nichts Besseres und nichts Schlechteres. Wir sind alle Menschen, die versuchen, bestmöglich ein menschliches Leben zu führen, mit den unterschiedlichsten Mitteln. Manche davon finden wir toll, andere stoßen uns ab. Die Menschen sind nicht das, was sie tun oder nicht tun, sondern verletzte und fähige Seelen, die nach dem Glück streben. Dort, wo sie unzulänglich sind oder scheitern, stellen wir unser Mitgefühl zur Verfügung, ohne Bedingungen oder Erwartungen von Gegenleistungen.

Das Mitgefühl ist also keine überhebliche Geste, die von einer Position der Besserstellung oder des Besserwissens kommt. Es geht auf das Leiden und die Schwächen der Menschen ein, im Bewusstsein, selber zu leiden und Schwächen zu haben. Es kippt nicht ins Mitleid, das beide, den Adressaten und den Sender, schwächt. Es hat nicht vergessen, dass jedes Menschenleben reich an Möglichkeiten und Kräften zur Überwindung des Leidens ist. Es kann gut abschätzen, wann es hilfreich und stärkend ist, unterstützend einzugreifen, und wann es angebracht und ausreichend ist, mit bewertungsfreier, präsenter und liebevoller Zuwendung Mut und Selbstvertrauen zu vermitteln.

Das Staunen über die Verschiedenartigkeit

Erst die Akzeptanz unserer Mitmenschen in ihrem So-Sein führt uns zur Wahrnehmung und Wertschätzung der Vielfalt menschlicher Erscheinungsweisen. Obwohl wir mit manchen Exemplaren der Menschheit besser können als mit anderen, weil sie uns ähnlich sind oder weil wir leicht eine „gemeinsame Wellenlänge“ finden, hilft es uns für unsere innere Weitung, das Besondere in jedem Menschen zu erkennen und zu bewundern.

Ja, wir bewundern in unseren Mitmenschen die Vielfalt dessen, was das Leben hervorbringt, wir stehen da staunend vor einem Wunder, das jeder Mensch repräsentiert. Es gibt natürlich viele Eigenschaften, Verhaltensweisen und Ausdrucksformen, die uns wider den Strich gehen oder irritieren und die wir deshalb überhaupt nicht bewundern. Da sind wir in der Welt unserer ästhetischen und ethischen Maßstäbe, die ihre Wichtigkeit und Bedeutung haben. Wir müssen keine Menschen dafür bewundern, böse Taten zu begehen oder in ihrem Leben nichts weiterzubringen. Aber jenseits von diesen in sich auch wichtigen Bewertungsbereichen gibt es in jedem Menschen das Menschliche, das ihn zu einem Unikat macht, zur unvergleichlichen Individualität. Der Weg der Akzeptanz führt uns genau dorthin und zeigt uns, dass es jenseits der Deformationen und Verbiegungen, die wir alle erlitten haben, einen unversehrten und unschätzbar wertvollen Kern in jedem Menschen gibt, dem weisesten und dem dümmsten, dem integersten und dem korruptesten, dem schönsten und dem hässlichsten.

Es ist ein Reichtum, in dem wir unseren Geist baden, wenn sich diese Welt über das Akzeptieren des So-Seins unserer Mitmenschen öffnet. Wir lassen unseren Blick unbelastet von Wertungen und Projektionen über die vielen Gesichter und Gestalten der Mitmenschen schweifen wie über einen Haufen funkelnder und glitzernder Edelsteine.

Mit dieser Einstellung bewegen wir uns elegant und geschmeidig durch die Menschenwelt, uns des Reichtums bewusst, den wir einander genau dadurch schenken, dass wir so sind, wie wir sind. Unser Herz öffnet sich und unsere Sinne weiten sich im Licht eines liebevoll annehmenden Geistes.

Zum Weiterlesen:
Akzeptieren, was ist (Teil 1)
Akzeptieren, was ist (Teil 2)
Akzeptieren, was ist (Teil 4)
Akzeptieren, was ist (Teil 5)
Akzeptieren, was ist (Teil 6)
Akzeptieren, was ist (Teil 7)


Akzeptieren, was ist (Teil 8)

1 Kommentar:

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