1. Das Potenzial nachhaltigen Konsums wird überschätzt.
Wärme, Strom und Mobilität sind die Schwergewichte bei den privaten Emissionen. Jeder könnte da weniger verbrauchen, kaum jemand macht das freiwillig. „Der Klassiker: Einkauf im Bio-Hofladen mit dem SUV.“
2. Wer energiesparende Geräte kauft, verbraucht mehr Strom.
Einsparungen führen zu Verschwendung: „Wer seinen Haushalt mit sparsamen LED-Lampen ausstattet, erliegt leicht der Versuchung, das Licht länger brennen zu lassen. Verbraucht ja nichts. Selbst wer disziplinierter ist, kann das bei der Stromrechnung eingesparte Geld in ein neues Auto, einen Urlaubsflug oder fossile Aktien investieren.“
3. Steigende Ansprüche machen Effizienzgewinne zunichte.
Unsere Ansprüche an ein gutes Leben steigen unaufhörlich. Wir wollen mehr Wohnraum, elektronische Geräte und Reisen – und vielleicht ab und zu, aber nicht prinzipiell auf das Fleischessen verzichten.
4. Umweltbewusstsein hin oder her: Wer viel verdient, schädigt die Umwelt mehr.
Das deutsche Umweltbundesamt hat erhoben, dass mit steigendem Verdienst die Umweltbelastungen ebenso ansteigen. „Jede Umwandlung von Geld in Dinge oder Dienstleistungen wird sich klima- und umweltschädlich auswirken.“ Von allen Parteianhängern fliegen die Grünwähler in Deutschland am meisten, weil sie überdurchschnittlich viel Geld verdienen.
5. Kompensationssysteme machen umweltschädliches Verhalten moralisch erschwinglich.
Fliegen ist diejenige Verhaltensweise, „mit der wir in kürzester Zeit am meisten Schaden für das Klima anrichten.“ Wer den Schaden über Onlinesysteme kompensiert, fliegt eben mit besserem Gewissen – und der Flugverkehr dehnt sich weiter aus. Es gibt Berechnungen, dass sich der Flugverkehr in Europa - und die Emissionen daraus – bis 2035 verdoppeln wird. Diesen Trend korrigieren kann offensichtlich nur eine Maßnahme: Die adäquate Besteuerung von Treibstoffen und die Einberechnung von Umweltschadenkosten in die Flugpreise. Dazu ist die Politik gefordert.
6. Echte grüne Produkte sind immer schwerer zu erkennen.
Klima- und umweltfreundlich zu produzieren, ist chic und klingt gut. Oft steckt nur ein Marketingtrick dahinter. Das bewusste Einkaufen wird immer aufwändiger und kann bald überfordern.
7. Umweltbewusste Konsumenten werden mehr. Die anderen auch.
„Es gibt immer mehr aufgeklärte Konsumenten, die wirklich was für die Umwelt tun wollen. Gleichzeitig gibt es immer mehr Egal- und Hauptsache-billig-Konsumenten. Unter dem Strich verliert die Umwelt. Es gibt immer mehr Radler, immer mehr Führerschein-Verweigerer, autolose Menschen und Carsharer – aber auch immer mehr schwere Autos auf immer mehr Straßen, immer mehr Einfamilienhäuser auf der grünen Wiese und Flugreisen in ferne Länder.“
8. Die nachhaltige Produktwelt wird immer supermarktiger.
Wir gehen in die Bioläden einkaufen und fühlen uns gut. Haben wir wirklich auf die Herkunftsländer der Produkte geschaut? Woher kommen die Bio-Kiwis, Avocados und Kartoffel? Beanspruchen wir für unsere netten Bio-Produkte Flächen und Wasser in ärmeren Ländern?
9. Freundliche Einladungen zum Ausprobieren wirken genauso wenig wie Moralpredigten.
Die Slogans haben sich abgenutzt. Die meisten wissen schon alles und haben ihre Ausreden und Selbstrechtfertigungsstrategien fest abgespeichert: „Ich esse ja sowieso weniger Fleisch als früher.“ „Ich esse gar kein Fleisch, dafür kann ich nach Herzenslust Flugreisen machen.“ „Die anderen sollen erst ihren Konsum ändern, dann verzichte ich auch.“ „Von den grünen Moralaposteln lasse ich mir gar nichts vorschreiben.“
10. Nachhaltigkeit ja - aber bitte nur, wenn sie nicht wehtut.
„Im Schnitt ist jede/r Deutsche für jährlich zwölf Tonnen Klimagas-Emissionen verantwortlich. Global verantwortbar wäre: höchstens eine.“ Wenn wir von hier nach dort kommen wollen, geht es nicht ohne massive Änderungen, und da kommen wir mit „Anreizen“, wie die österreichische Bundesregierung naiv meint, nicht weiter. Es geht um Vorschriften, an die sich alle halten müssen. Nur: Wer steht auf und sagt die Wahrheit: „Eine Tonne und mehr nicht!“ – und hält dann den Shitstorm aus? In dieser Regierung sehe ich niemanden.
11. Falsche Vergleiche sollen den „nachhaltigen“ Konsum ankurbeln.
Um das eigene Verhalten sauberzuwachsen, braucht man nur einen geschickten Vergleich. Zum Beispiel sagt jemand, er kauft sich ein neues Auto statt der alten Dreckschleuder. Da sieht dann nach ein paar Jahren die Energiebilanz besser aus – allerdings nur, wenn die Umweltbilanz der Produktion und Entsorgung des neuen Autos außer Acht gelassen wird. Berechnungen aus Deutschland gehen davon aus, dass ein E-Mobil an die 60 000 bis 80 000 Kilometer fahren muss, um die Ökobilanz eines benzingetriebenen Autos auszugleichen. Auf der sicheren Seite wäre man nur, wenn man das alte Auto seltener benutzt – oder es verkauft. „Alt oder neu, fossil oder elektrisch: Es gibt kein umweltfreundliches Autofahren.“
12. Solange die Preise nicht die Wahrheit sagen, wird die Produktion umweltschädlich bleiben.
In der Marktwirtschaft wird das Konsumverhalten durch den Preis diktiert. Wenige bedienen die Nischen der teureren und umweltfreundlichen Produkte. Nur die Politik kann für eine umfassende Kostenwahrheit sorgen, indem alle Umweltkosten (für die ja die Allgemeinheit aufkommen muss) in die Preise eingerechnet werden. „Wenn im Preis von Fleisch alle Klima- und Umweltschäden enthalten wären (vom Tierleid ganz zu schweigen), wäre mit einem Schlag ein riesiger Posten unserer ernährungsbedingten Emissionen erledigt.“
13. Konsumenten konsumieren. Politik machen müssen Politiker.
„Wir werden mit dem Kassenzettel keine drastischen Geschwindigkeitsbegrenzungen, kein Straßenbau-Moratorium erwirken, keine CO2-Steuer einführen oder gar Emissions-Budgets für jeden.“ Es muss politische Entscheidungen geben, die weitsichtig und mutig sind, sonst wird da und dort Kosmetik betrieben, die niemandem weh tut, während es zunehmend wärmer wird und irgendwann alle sagen: „Ach, hätte ich das früher gewusst…“
14. Die Idee des nachhaltigen Konsums verkennt das Wesen der Konsumgesellschaft.
Nachhaltiger Konsum widerspricht der kapitalistischen Ideologie, die immer mehr Produkte in immer kürzerer Zeit auf den Markt werfen will. Sie widerspricht auch der Doktrin vom ewigen Wirtschaftswachstum. Nachhaltig konsumieren heißt, weniger einzukaufen und stattdessen „Dinge pflegen, reparieren, tauschen, lange nutzen. … Wie wir auch ohne Wachstum gut leben können, das erzählen uns Postwachstumsökonomen seit Jahren. Nur hört irgendwie niemand zu.“
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