Warum Sport gut für das Immunsystem ist und anderer Stress schlecht
Psychosozialer Stress wirkt sich in Hinblick auf die Ausschüttung von Stresshormonen gleich aus wie körperlicher Stress z.B. durch Sport. Doch im Erleben ist der Unterschied deutlich: Es gibt einen angenehmen und einen unangenehmen Stress, einen Stress, der uns nur körperlich ermüdet und einen anderen, der uns in jeder Hinsicht fertig macht. Wir sprechen von Eustress, also subjektiv als gut empfundenen Stress, und Distress, den wir möglichst schnell loswerden möchten.
Interessant ist, dass die Auswirkungen auf das Immunsystem entgegengesetzt sind: Sportstress, eine selbstgewählte und eigenkontrollierte Stressbelastung, stärkt das Immunsystem, während psychosozialer Stress, der von außen auferlegt ist und dessen Bedingungen nicht der eigenen Kontrolle unterliegen, das Immunsystem schwächt.
Eine an der Universität von Bochum durchgeführte Studie hat nun physiologische Unterschiede zwischen den beiden Stresstypen ausfindig gemacht. Dazu wurden 20 Sportstudenten getestet. Sie mussten zunächst am Laufband bis zur Belastungsgrenze trainieren. Dann wurden sie dem sogenannten Trier Social Stress Test unterzogen, bei dem die Versuchspersonen vor einem nüchtern agierenden Gremium und vor laufender Kamera ein fiktives Jobinterview führen müssen. Das ist ein bekannter Test, der nachweislich Stress auslöst.
Zunächst zeigte sich, dass der psychologische Test einen wesentlich höheren Stresshormonlevel erzeugte: Unangenehme soziale Situationen sind wesentlich belastender als körperliche Anstrengungen. Obwohl die Teilnehmer wussten, dass es sich um ein fiktives Bewerbungsgespräch handelte, reagierten sie mit stärkerem Stress als beim Training.
Da bei beiden Stressformen die gleichen Hormone (Noradrenalin und Cortisol) ausgeschüttet wurden, suchten die Forschern nach anderen physiologischen Komponenten und stießen dabei auf die zellfreie DNA, das ist eine DNA, die unter bestimmten Bedingungen im Blutkreislauf zirkuliert. Diese DNA weist beim psychosozialen Stress andere Methylierungsmuster auf als bei der körperlichen Anstrengung. Methylierungsmuster entstehen durch chemische Gruppen, die Enzyme an die DNA anhängen, um den Ableseprozess zu regulieren. Das deutet darauf hin, dass die DNA aus unterschiedlichen Körperregionen stammt.
Offensichtlich gibt es ein Netzwerk zwischen Immunzellen, Muskeln und Gehirn. Unter Belastungen geben die Muskeln zellfreie DNA ab. Das Immunsystem reagiert darauf und wird aktiv. Also werden beim körperlichen Training möglicherweise auch die Immunzellen trainiert. Wenn hingegen die zellfreie DNA aus dem Gehirn stammt, wie es beim psychosozialen Stress der Fall ist, kann das gegensätzliche Wirkungen aufs Immunsystem ausüben, wodurch verständlich wird, warum psychosozialer Stress über kurz oder lang zu Krankheiten und Burn-Out führt.
Hier zur Originalstudie
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