Dienstag, 7. Februar 2023

Dankbarkeit: Das universale Heilmittel.

Die Dankbarkeit ist ein Universalheilmittel. Sie befreit von Sorgen und Problemen. Sie bringt uns sofort in den Moment und in die Verbundenheit mit dem Ganzen. Wenn wir auf unser Leben als Ganzes schauen, müssen wir zugeben: Wir haben so viele Geschenke erhalten, seit wir auf der Welt sind, ganz abgesehen von dem unermesslichen Geschenk des Lebens überhaupt. Was wir zurückgeben können, ist im Grund nicht viel mehr als unsere Dankbarkeit.

Im Gefühl der Dankbarkeit schwinden die Unterschiede zwischen Innen und Außen. Es vollzieht sich ein permanentes Geben und Nehmen, ein Fließen des Austausches. Das eigene Ich tritt zurück und wird unwichtig. Das Leben fühlt sich leicht an und ausgerichtet auf das, was von selber geschehen will. Dankbar zu sein befreit von übermäßigem Verlangen, Habenmüssen, Tunmüssen, befreit von Selbstwertproblemen und Selbstzweifeln. In der Dankbarkeit erfahren wir, dass es immer ein Größeres gibt als die kleinen Themen, mit denen wir gerade identifiziert sind.

Wenn wir uns bei jemandem bedanken, fühlen wir uns mit ihm verbunden und er mit uns. Wenn wir uns bei dem großen Ganzen, bei der Natur, bei unserem Körper, bei unseren Begabungen bedanken, sind wir mit dem verbunden, dem unsere Dankbarkeit gilt, und dieses verbindet sich mit uns. Jede Verbindung enthebt uns der Verstricktheiten in unsere Alltagsgeschichten und webt uns ein in die umfassende Geschichte, von der wir nur ein winziger Teil sind.

Werden wie die Kinder

Im Zustand der Dankbarkeit erkennen wir, dass wir wie Kinder sind. Kinder bekommen alles, was sie brauchen, ohne dass sie all das jemals zurückgeben können. Alles, was sie zu geben haben, ist ihre Liebe und Dankbarkeit. In der Dankbarkeit werden wir zu Kindern dieser Erde und gewinnen die kindliche Unschuld zurück.

Ähnlich geht es uns im Erwachsensein, in dem wir so viel kriegen und im Grunde vergleichsweise so wenig zurückgeben. Allein die Luft, die wir in jedem Moment zum Atmen brauchen, ist für uns da, ohne dass sie etwas von uns verlangt. Was wir zurückgeben, die Ausatemluft, dient uns zur Entlastung und den Pflanzen als Energielieferant. Die Nahrung, die wir zu uns nehmen, wurde von der Erde, der Sonne und von der Arbeit von anderen Menschen erzeugt. Die Bildung, die wir erworben haben, verdanken wir denen, die sie uns vermittelt haben. Ein Buch, das wir lesen, kostet seinen Preis, aber sein Inhalt ist unermesslich.

Mit der Dankbarkeit bringen wir ins Gleichgewicht, was sich sonst in einem Überhang nach unserer Seite neigt: Das Übermaß dessen, was wir bekommen im Vergleich zu dem, was wir geben. Mit dem Größeren, das uns im Geben immer voraus ist, können wir nur mit Dankbarkeit in Balance kommen. Dadurch gleicht sich das Verhältnis mit dem Außen aus und zugleich findet unser Inneres zu sich selbst. Wir kommen in einen tiefen Frieden mit uns und mit der Welt um uns.

Das Böse in dieser Welt

Wie aber können wir angesichts des Schlimmen in der Welt dankbar sein? Das Schlimme ist schlimm, daran lässt sich nichts rütteln. Das menschliche Leid, das durch Unbewusstheiten und Bosheiten angerichtet wird, verdient unser Mitgefühl. Jede Dankbarkeit für Übeltaten wäre zynisch und fehl am Platz. Vielmehr ist es unsere Aufgabe, das Schlechte zum Guten zu wenden, soweit es in unserer Macht liegt. Unsere Aufgabe ist es also, Raum für Dankbarkeit zu schaffen. Wo Schlimmes dem Guten weicht, wo etwas in der Welt wieder ins Lot kommt, sollten wir dankbar sein.

Selbst für die Fähigkeit, etwas zu verbessern, über die wir oder andere verfügen, ist unsere Dankbarkeit angesagt. Denn diese Fähigkeit ist nicht unsere Errungenschaft, sie ist uns oder anderen gegeben. Außerdem bietet alles, was wir „aus uns heraus“ erschaffen, Anlass für Dankbarkeit, denn selbst das ist nur zum geringeren Teil unsere aus uns erzeugte Leistung, sondern der Ertrag einer Leistungsfähigkeit, die wir geschenkt bekommen oder mit der Hilfe anderer erworben haben.

Wir sollten nie übersehen, dass in jedem Schlechten etwas Gutes steckt, in jedem Bösen etwas Menschliches. Es gibt das Böse nicht in Reinkultur, unvermischt, sondern nur in einer Gemengelage mit den verschiedensten Motiven und Strebungen. Wenn wir uns bemühen, das Schlechte und Böse zu verstehen, werden wir entdecken, wie vielschichtig diese Phänomene sind. Da gibt es Schichten im Bösen, die gut sind und für die wir dankbar sein können, ohne die anderen Schichten, die sich oft darüber gelagert haben, zu übersehen oder zu bagatellisieren. Wir werden das Böse, wenn wir es erforschen, nicht mehr als Feind und Widersacher sehen, sondern als einen komplexen Teil der Wirklichkeit. Damit verliert es seine dämonische Macht.

Alle Formen von Bosheit weisen auf etwas hin, was nicht in Ordnung ist. Ein Mensch, der stiehlt, macht das, weil er meint, benachteiligt zu sein. Er macht uns auf soziale Ungleichheiten aufmerksam, die verändert werden sollten. Dazu kommt, dass jede böse Tat einen Widerstand hervorbringt, der das Böse nicht zulassen will und nach neuen Formen des Guten sucht. Es gibt nichts Böses, das unwidersprochen bleibt. Alles Schlimme, das geschieht, erzeugt neue Anreize für das Lernen. Deshalb folgen auf schwierige Epochen der Geschichte, in denen die Gewalt vorherrschte, solche mit neuen ethischen Errungenschaften.

Dankbarkeit für körperliches Leiden?

Wie schaut es mit der Dankbarkeit aus, wenn wir unter Schmerzen stöhnen oder unter einem hartnäckigen Gebrechen leiden? Sollen wir dafür dankbar sein? Körperliches Leiden zieht all unsere Aufmerksamkeit auf sich, sodass wir oft an gar nichts anderes denken können. Erst wenn wir wieder genesen, wissen wir es zu schätzen, frei von Schmerzen zu sein. Unsere Gesundheit gewinnt einen ganz anderen Wert, und wir nehmen uns vor, sie nicht für selbstverständlich zu halten, sondern für etwas, das unsere Fürsorge und Vorsorge benötigt. Wir erkennen, wie wichtig es ist, in der Achtsamkeit auf unseren Körper und seine Bedürfnisse beständiger zu sein. Dazu hilft uns die Übung der Dankbarkeit, bei der wir uns bei unserem Körper für sein permanentes Bewirken bedanken und den verschiedenen Teilen, Organen und Geweben unseres Körpers unsere Wertschätzung geben. Auf diese Weise stellen wir einen Einklang zwischen unserem Körper und unserem Geist her, die beiden Seiten Gutes tut. Wir setzen uns mit unserer Dankbarkeit aktiv dafür ein, unsere Gesundheit auf eine nachhaltige Basis zu stellen.

Krankheiten stellen besondere Aufgaben des Lernens für uns dar. Sie bringen uns in Kontakt mit unserer Verletzbarkeit, Bedürftigkeit und Schwäche. Sie fördern unsere Selbstachtsamkeit. Letztlich erinnern sie uns an unsere Endlichkeit. Und sie weisen uns darauf hin, wie kostbar das Geschenk unseres Lebens ist.

Zum Weiterlesen:
Dankbarkeit - die hohe Schule der Lebenskunst
Wertschätzung für unseren Körper
Die Welt der Wunder

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