Mittwoch, 7. Mai 2014

Unsere Gesellschaft und das Pränatale

Neulich war in einer Tageszeitung zu lesen: „Schwangere umgefahren – ihr Baby ist kerngesund.“ Wir alle freuen uns, wenn das Baby bei dem Unfall keinen physischen Schaden erlitten hat und die Schwangerschaft gut weitergehen kann.

Bedenklich finde ich allerdings an dieser Meldung, wie wenig Bewusstheit über das Seelenleben des Ungeborenen in unserer Gesellschaft verbreitet ist. Jeder Mensch, der einmal in die Zellerinnerungen aus den neun Monaten im Mutterleib hineingespürt hat, weiß, wie sensibel diese Phasen unserer Entwicklung sind. Jede Stressbelastung der Mutter, jeder Schock wird nicht nur physisch, sondern auch psychisch erfahren und muss verarbeitet werden. So wundert es, dass dieser Zusammenhang in keinem Satz des Medienberichts erwähnt wird. Wir tun noch immer so, als wären vorgeburtliche Babys empfindungslose und seelenlose Wesen.

Die untersuchenden Ärzte können gar nicht wissen, ob das Baby den Unfall wirklich auf allen Ebenen kerngesund überstanden hat. Möglicherweise hat es eine Traumatisierung erlitten, und diese lässt sich nicht mit den üblichen Untersuchungsmethoden nachweisen.

Hoffen können wir nur, dass die Mutter ihren Schock gut überwunden hat und dass sie sich dabei besonders liebevoll um das kleine Geschöpf in ihr gekümmert hat. Vielleicht konnte das Baby auf dem Weg den eigenen Schock verarbeiten, sodass er keine Spuren in seinem Leben hinterlassen muss.

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