Dienstag, 31. Juli 2018

Der Verlust und die Wiedergewinnung der Lebendigkeit

Neid auf die Lebendigkeit


Lebendigkeit ist das, was unser Menschsein ausmacht. Lebendigsein bedeutet, die inneren Kräfte nach außen wirken zu lassen, sich auszudrücken und nach innen zu spüren, über Grenzen gehen und sich wieder zurückzunehmen usw. Das Leben, das wir sind, gibt sich die unterschiedlichen Gestalten und nimmt unendlich viele Formen an – wenn es zugelassen wird. Denn die Lebendigkeit kann von früh auf eingeschränkt werden. Wir können davon ausgehen, dass jede Traumatisierung mit dem Verlust von einem Stück an Lebendigkeit verbunden ist, das durch Angst und Anspannung ersetzt wird. Das würde bedeuten, dass umso weniger Energie für das Leben zur Verfügung steht, je schwerer und belasteter die Geschichte eines Menschen verlaufen ist.

Dazu kommt, dass traumatisierte Eltern die eingeschränkte Form, in der sie selber gelernt haben, ihr Leben zu leben, an die Kinder weitergeben. Diese Weitergabe geschieht nicht bewusst, sondern äußert sich in vielen unbewusst ablaufenden Reaktionen auf den Lebensausdruck ihrer Kinder: „Sei nicht so laut, lauf nicht herum, hör auf zu weinen/schreien/lachen, benimm dich …“. Kinder drücken ihre Lebendigkeit über ihre Gefühle aus, von Anfang an. Sie reagieren mit intensiven und heftigen Emotionen, wenn sie Mangel oder Fülle erleben, wenn sie eine Frustration verarbeiten müssen oder wenn sie voll genießen. Aus diesen Gefühlen heraus bewegen sie sich, immer mehr und immer weiter ziehen sie ihre Kreise im Maß der Entwicklung der motorischen Fähigkeiten.

Der unzensurierte und unbefangene Gefühlsfluss, das Lebenselexir der Kinder, erinnert die Eltern an die eigene verloren gegangene Lebendigkeit, und diese Erinnerung löst Sehnsüchte und Ängste aus: Die Bewunderung für und der Wunsch nach dieser freien Form der Lebendigkeit – und die Ängste, die mit den Versagungen und Bestrafungen verbunden waren, die in der eigenen Kindheit auf Gefühls- und Lebendigkeitsausdruck gefolgt sind. Da viele Eltern gelernt haben, als Kinder ihre Gefühle und Wünsche zu verleugnen und mit Anpassung die Angst vor Bestrafung zu bewältigen, geben sie diese Botschaft ans Kind weiter: Lebendigkeit ist bedrohlich, für dich und für andere. Freude und Überschwang führen zu Leid. Zügle deine Lebendigkeit, dämme deine Begeisterung ein, dämpfe deine Freude. Dann kommst du besser zurecht mit einer Erwachsenenwelt, in der es um Anpassung, Verzicht und Selbstbeschränkung geht. Weiter kommst du nicht, wenn du mit deinen Gefühlen verbunden bist, sondern wenn du lernst, sie zu unterdrücken.

In nicht allzu fernen Zeiten waren die christlichen Kirchen in unseren Breiten die moralischen Anwälte der Lebendigkeitsunterdrückung. Sie haben viel dazu beigetragen, dieses Muster als gesellschaftliche Norm zu etablieren: Du hast ein Recht auf Freude erst, wenn vorher Entbehrung war. Freude ist kein Geburtsrecht, sondern etwas, das durch überstandenes Leiden, Anstrengung oder gute Taten verdient werden muss. Die eigentliche Fülle des Glücks wurde zudem nicht mit dem Leben, sondern mit dem Tod verbunden: Wer in rechter Weise, also von den Sünden befreit, stirbt, hat Aussicht auf einen ewig währenden Lebensgenuss. Der Protestantismus hat dieser Verzerrung der menschlichen Natur mit der Auffassung noch eins draufgesetzt, dass nicht einmal die Anstrengung und Leistung im Lauf des Lebens genügen, um sich den Zugang zur ewigen Freude zu verdienen, sondern dass die unvorhersehbare Gnade ein Geschenk darstelle, das nicht eingefordert werden kann.


Funktionieren und Ausflippen


Die Folgen dieser Ideologisierung: eine zweigespaltene Gesellschaft mit lauter zweigespaltenen Menschen, die auf der einen Seite freudlos Leistungen erbringen und auf der anderen Seite die Freuden in der Freizeit maximieren müssen. Wundert es da noch, dass wir das Lachen verlernt oder minimiert haben? Forscher haben festgestellt, dass die Menschen vor 70 Jahren noch 14 Minuten täglich mit Lachen verbracht haben und dass es jetzt nur noch 2 Minuten sind. Was ist da an Lebendigkeit verschwunden und wurde durch „Aktivitäten“ ersetzt – zielgerichtetes Tun, leistungsorientiertes Getriebensein? Pflichtschuldig sind wir von früh bis spät gestresst und unterstreichen damit unsere Wichtigkeit, dauernd in Bewegung, jedoch ohne Bezug zu unserer Lebendigkeit. Pflichtschuldig widmen wir uns unseren Freizeitprogrammen, um dort den entspannten Selbstbezug zu maximinieren.

Funktionieren und enthemmen, anpassen und im besinnungslosen Genuss versinken, wie ein englischer Snob, der vor seinem Bentley steht und meint: „Hier (zuhause in der Luxusvilla) sage ich nur Morgen, ein guter Morgen ist es erst auf der Jacht vor St. Tropez.“ Oft besteht das Vergnügen nur mehr darin, die Last der Entbehrungen loszuwerden. Zum entspannten Genießen und zur stillen Freude bleibt kaum mehr irgendwo Platz.


Die Pflege der Muße


Diese Räume und Zeiten gilt es zu schaffen. Die bewusste Pflege der Muße – etwas, das die „Alten“ offensichtlich noch beherrschten – wird zur Überlebensfrage der entwickelten Gesellschaften. Sollte sich unsere Gesellschaft tatsächlich in eine Richtung entwickeln, dass nur noch eine Minderheit einer Erwerbsarbeit nachgeht, weil ansonsten ein Großteil der notwendigen Tätigkeiten von Maschinen erledigt werden, dann sollten wir schon über die Fähigkeiten verfügen, uns an den großen und kleinen Dingen des Lebens zu erfreuen und aus diesen Freuden die Kreativität zu entwickeln, um unser Selbst zum Ausdruck zu bringen, zur Freude für die anderen Menschen. Das wird nur gelingen, wenn wir den inneren Bezug zu unserer Lebendigkeit wiederherstellen. 


Die Rückgewinnung der Lebendigkeit


Das Wieder-Inbesitznehmen der eigenen Lebendigkeit kann mit der Rückverbindung mit dem eigenen Körper gleichgesetzt werden. Die organischen Selbstregulationsprozesse, die vom Anfang unseres Lebens an unsere Entwicklung und unser Wachstum gesteuert haben, sind im Lauf der Zeit und als Folge von ungenügend bewältigten Herausforderungen an manchen Punkten aus dem Lot geraten. In ihre Stelle sind Regulationen durch die Erwartungen anderer getreten: Wie soll ich mich verhalten, sodass niemand Anstoß nimmt? Wieviel von meiner Lebendigkeit darf ich zulassen, bevor etwas Schlimmes passiert?

Wir können diese Rückkehr als Re-Inkarnation im wörtlichen Sinn verstehen: Wieder zu Fleisch werden, sprich in der Körper zurückkehren, den wir teilweise verlassen haben und uns tiefer mit der eigenen Lebendigkeit verbinden. Abspaltungen von Teilen unseres Selbst müssen für diesen Schritt aufgelöst werden, Ängste vor der eigenen Energie müssen überwunden werden, dann kann der organische Selbstregulationsprozess in sein Eigenrecht gesetzt werden und findet die Anerkennung, die er braucht.

Das bewusste Atmen verbindet uns mit unserer Lebendigkeit im Moment. Atmend erleben wir uns lebendig. Wir können unsere Atmung auch zur „Wiederbelebung“ unseres Energie- und Gefühlskörpers nutzen – dort, wo etwas abgestorben ist, soll wieder Leben einkehren. Atmend finden wir den Weg zurück zur Ganzheit. Und wenn wir beim Atmen unser Zwerchfell rhythmisch zusammenziehen, könnte es passieren, dass uns ein spontanes Lachen entkommt – willkommen zurück in der puren Lebendigkeit.

Montag, 30. Juli 2018

Reich und arm, Demut und Würde

Warum wollen alle Menschen reich werden? Wir wissen ja, dass Reichtum nicht glücklich macht; Armut allerdings auch nicht. Und klar ist, die Schwelle zum Unglück ist bei der Armut niedriger, weil sich schnell Grenzen auftun, die eigenen Wünsche und Bedürfnisse zu befriedigen. Wenn zumindest die finanziellen Ressourcen stimmen, sind die diesbezüglichen Sorgen meist (nicht immer!) geringer. Armut ist fast automatisch mit existentieller Unsicherheit verbunden, und Reichtum suchen wir gerade deshalb, um uns gegen alle möglichen Risiken besser absichern zu können.

Wie steht es um die Würde der Armen und der Reichen? Klar würden die meisten Leute sagen, dass es für die Menschenwürde bedeutungslos sein sollte, wie ein Mensch materiell aufgestellt ist, wie fett das Bankkonto ist, bzw. ob es überhaupt eines gibt. Aber in der Gesellschaft und auf den tieferen Ebenen der Psyche schaut das gleich anders aus.


Armut heißt, Mittel für fremde Zwecke zu sein


Wie im vorhergehenden Blogartikel ausgeführt, kann die Zubilligung der Menschenwürde mit der Formel „Als Zweck an sich selbst gesehen werden“ umschrieben werden. Dort, wo Menschen als Mittel zu fremden Zwecken dienen, leidet die Menschenwürde und wird tendenziell übersehen. Der Reiche ist wenig gezwungen, sich als Mittel für einen fremden Zweck herzugeben. Im Gegenteil, er ist in der Lage, viele andere Menschen für seine eigenen Zwecke zu benutzen. Er kann sich Angestellte, Leiharbeiter und Bedienstete leisten, die ihm jeden Handgriff abnehmen. 

Armut ist dagegen auch dadurch definiert, dass der Lebenserhalt nur durch das Eingehen von Mittel-Zweck-Relationen gesichert werden kann. Arme Menschen müssen einen großen Teil ihres Lebens als Mittel für andere Zwecke dienen. Sie können sich in vielen Fällen gar nicht aussuchen, womit sie ihren Lebensunterhalt erwirtschaften. Die Lebensbereiche, in denen die eigene Menschenwürde zum Tragen kommt, sind damit stark eingeschränkt. Das ist vermutlich auch einer der Gründe, warum Arme kürzer leben als Reiche.

Das Bestreben nach Reichtum ist aus diesem Grund verständlich, weil mit finanzieller Sicherheit ein Ausweg aus ökonomischen und emotionalen Abhängigkeitsbeziehungen möglich wird. Die Lotteriewerbung zeigt Menschen, die sich in die eine oder andere Form des Nichtstuns fallen lassen, von Scharen von anderen Menschen bedient. Das ist der Inbegriff von Freiheit auf der materialistischen Bewusstseinsstufe: Freiheit von ökonomischen Abhängigkeiten und Zwängen, frei davon, als Mittel für die Zwecke anderer dienen zu müssen, frei, sich das eigene Leben ohne Fremdbestimmung gestalten zu können, frei, sich die Dienste von abhängigen Personen zu gönnen.

Mit den ökonomischen Entwicklungen seit der industriellen Revolution wurde deutlich, dass Reichtum und Armut nicht einfach nur durch die Geburt in eine bestimmte Gesellschaftsschicht für den Rest des Lebens festgelegt ist, sondern dass es möglich ist, aus der Armut in den Reichtum aufzusteigen, aber auch vom Reichtum in die Armut abzusteigen. Die Devise, dass jeder seines Glückes Schmied ist, wurde, vor allem in der US-amerikanischen Ausprägung des Kapitalismus, zur allgemeinen Lebensformel, samt der Kehrseite, dass auch jeder für sein Unglück alleine verantwortlich ist.


Reichtum und soziale Verpflichtung


In den vorkapitalistischen Zeiten hatten die Religionen ein stärkeres Gewicht in der Gestaltung der Gesellschaftsordnung und damit auch in Hinblick auf das Verhältnis von arm und reich. Sie haben in verschiedenen Formen darauf hingewiesen, dass angehäufter materieller Besitz mit einer besonderen ethischen Verpflichtung verbunden ist. Dahinter steckt die Vorstellung, dass es immer wieder zu einem Ausgleich zwischen Armen und Reichen kommen muss, wenn eine Gesellschaft im Gleichgewicht bleiben soll. Im Judentum gibt es den Schuldenerlass (alle 49 Jahre), im Christentum das Almosenwesen und das Zinsverbot, im Islam das Zakat, die Unterstützung der Bedürftigen, eine der fünf Säulen dieser Religion. 

Eine signifikante Kehrwende hat die protestantische Richtung des Calvinismus eingeschlagen, die materiellen Reichtum mit dem Wohlwollen Gottes erklärt hat. Damit wurde das Streben nach Reichtum an sich zu einer religiösen Verpflichtung, die zunehmend von der sozialen Verpflichtung entkoppelt wurde. Zwar gibt es auch von protestantischen Gruppen starke Impulse zur aktiven Nächstenliebe für Schwache und Bedürftige, aber auch die selbstgefällige und herablassende Einstellung der Reichen, die keinen Grund mehr darin sehen, von ihrem Überfluss etwas an die Bedürftigen abzugeben. 

Es gibt auch heute noch immer Reiche und Superreiche, die ihr Vermögen oder zumindest Teile davon als öffentliche soziale Verpflichtung verstehen. Sie haben das Bewusstsein für das Teilen des Überflusses nicht verloren. Gehörte es allerdings in früheren Zeiten noch zum Selbstverständlichen, dass es reiche Menschen als ihre Aufgabe sehen, vermehrt zu geben, und wurden Reiche in der Erbauungsliteratur bis zum „Jedermann“ von Hugo von Hofmansthal, die sich in ihrem Reichtum und in der Gier für mehr vergraben, an den moralischen Pranger gestellt, so scheint sich demgegenüber zunehmend eine zynische Haltung breitzumachen: Reichtum ist eine Auszeichnung für die Tüchtigen und Erfolgreichen, und was sie damit anfangen, geht niemand etwas an. 

Diese Haltung pflegen nicht nur die Reichen (und Schönen) selbst, sondern erstaunlicherweise wird sie zunehmend auch vom Publikum, den weniger Reichen und Schönen, übernommen, die den Stars und Zelebritäten zujubeln, als wären es Götter und Göttinnen, die da von einem Himmelsthron herabsteigen, wenn sie irgendwo in die Öffentlichkeit treten. Und wie den antiken Göttern auch, wird ihnen von den Bewunderern jede Willkür im Tun zugebilligt, Unmäßigkeiten und Flegeleien, Dummheiten und Unachtsamkeiten werden einfach nur interessiert und staunend zur Kenntnis genommen. Mit großen naiven Augen stehen die Leute da, als wollten alle an dem Glanz und Strahlen teilhaben, das da von den Millionenvermögen ausgeht wie vom Geldhaufen, in dem Dagobert Duck spielt. Vielleicht fällt doch einmal ein Plättchen Gold von der Patina in den eigenen Säckel…

Allerdings, wenn ein Multimilliardär sein Geld in soziale Projekte steckt, läuft er Gefahr, von den Neidern und Ideologen als böser Gutmensch angeprangert zu werden, der christliche Wertvorstellungen und nationale Identitäten untergraben will, während ein anderer sein Vermögen in Weltraumflüge investiert, und dessen Angestellten, die seinen Reichtum vermehren, mit miesen Arbeitsbedingungen und kärglichen Löhnen zurechtkommen müssen, ohne dass es zu öffentlichen Aufschreien und politischen Instrumentalisierungen kommt. 

Daran zeigt sich die Tendenz zur sozialen Isolierung im Wohlstandsstaat. Der Zulauf zu Parteien ist ungebrochen, die den Zynismus der Reichen in ihre Programme zur Reduktion der sozialen Absicherung der Armen übernehmen und von allen gewählt werden, die befürchten, in die Armut abzufallen. Da kann die gegenwärtige österreichische „Sozial“-Ministerin aus der „sozialen“ Heimatpartei vollmundig verkünden, dass jemand bei gedeckten Wohnkosten mit 150,- Euro im Monat an Mindestsicherung leicht auskommen könnte, während sie selber das dreifache am Tag verdient; auf Kritik von den Anhängern der Partei wartet man vergeblich.

Viele gesellschaftliche Bruchlinien sind als Resultante des immer weiter auseinanderklaffenden Reichtumsgefälles entstanden. Auf der einen Seite steigt der Wohlstand und noch mehr das Vermögen der Superreichen, auf der anderen Seite die Zahl der Armen und Armutsgefährdeten. 


Emotionalisierte Verarbeitungen


Aus diesen komplexen Verwerfungen ergeben sich verschiedene emotionale Reaktionsformen. So haben Reiche die Neigung, eine diffuse Überheblichkeit gegenüber den Armen zu pflegen, die oft mit verdeckt ausgedrückter Verachtung verbunden ist. Das Herabschauen auf die, die es nicht geschafft haben, spielt sich nicht nur auf dem Gehsteig ab, auf dem der Bettler sitzt. Auch im gesellschaftlichen Diskurs kommen die Armen bestenfalls als Adressaten für Mitleid vor, nicht als Subjekte, denen ihre persönliche Würde zusteht.

Zudem spielt diese Haltung in die aktuellen Gefühlswelten rings um das Migrationsthema. Arme ausgezehrte und verzweifelte Menschen lösen bei vielen kein Mitleid, sondern Abscheu und Verachtung aus, Gefühle, die der Abwehr der eigenen Angst vor Mittel-Zweck-Beziehungen dienen. Da man sich selber ein Stück daraus befreien konnte und einen sozial abgesicherten, wenn auch fremdbestimmten Arbeitsplatz hat, gilt es, alle, die ein beträchtliches Stück unterhalb auf der sozialen Leiter stehen, weitgehend ihrer Würde zu entkleiden, indem sie einfach missachtet werden. Unbewusst oder halb bewusst, lösen sie Gedanken aus, die um die bange Frage kreisen, ob einem selber einmal derartiges zustoßen könnte und wie man sich dann fühlen würde. Diese Angst muss schnell weggedrückt werden, und sie hindert daran, auch nur ein kleines Stück des eigenen Reichtums abzugeben. Stattdessen entwickeln sich Ekel, Zynismus und Hass als Schutzgefühle gegen die Verunsicherung des eigenen Status und Egos.

Die Bessergestellten und Reichen haben es zudem geschafft, die moralische Verurteilung der Armen im gesellschaftlichen Bewusstsein zu verankern. Wer arm ist, hat nicht vielleicht nur Pech gehabt oder miese Startbedingungen mitbekommen, sondern hat etwas falsch gemacht, hat sich zu wenig eingesetzt und ist deshalb schuld an seiner schlechteren Stellung. So fällt es leicht, alle Schuldgefühle den Armen umzuhängen. Mit diesem Trick können sich die Reichen unbelastet von lästigen Gefühlen im satten Wohlbefinden der eigenen Rechtschaffenheit und Selbstzweckhaftigkeit sonnen. 

Das Innehaben von Reichtum braucht Ideologien, weil jeder Mehrbesitz der elementaren Gleichheit der Menschen untereinander widerspricht. Reichtum benötigte also immer eine Rechtfertigung, eine allgemein akzeptable Erklärung. War es ursprünglich so, dass Reichtum mit der Verpflichtung zum Teilen verbunden war, hat sich die Situation nach Jahrhunderten der Ideologisierung, der Verbreiterung des Wohlstandes und der Anonymisierung des Reichtums umgedreht: Rechtfertigen müssen sich die Armen, sie geraten neben ihrer materiellen Not auch in eine Erklärungsnot.


Die Angst vor Demütigung


Auch am Thema von Armut und Reichtum können wir erkennen, dass die Angst vor Demütigung den Zugang zur aktiven Demut blockiert. Die Angst vor dem sozialen Abstieg, die die Bettlerin den vorbeieilenden Passanten wie einen Spiegel vorhält, muss verdrängt werden. Daraus erwächst der Druck, gegen jede Verunsicherung anzukämpfen. Die Bessergestellten errichten Zäune und Mauern um die eigene Persönlichkeit mit ihren angehäuften Reichtümern in Form von vergänglichen Dingen – oder äußerlich, wie die Bürger der reichen Stadt Salzburg, die keine Bettler mehr in der Innenstadt dulden. Statt zumindest die mitfühlende und demütige Haltung gegenüber jenen einzunehmen, die durch welche Umstände in ihrem Leben auch immer gedemütigt wurden und in eine prekäre Situation geraten sind, befiehlt die Angst vor der eigenen Demütigung, den Gedemütigten mit der Blockierung der eigenen Demuthaltung zu begegnen. 

Mit dieser Selbstblockierung bleibt aber das Verhältnis zur eigenen Menschenwürde brüchig. Das eingeengte Selbstbild des defensiven wohlhabenden Menschen gründet auf der schwankenden Unterlage der Überheblichkeit vor dem Schicksal. 

Die Haltung der aktiven Demut hingegen, die eine eigene Form des Mutes erfordert, erkennt in der Armut und Schwäche und im Ausgeliefertsein der Benachteiligten und Zukurzgekommenen die eigene Ungesichertheit gegenüber der nichtkontrollierbaren Schicksalsmacht im eigenen Leben. 

Diese Haltung, wenn sie aktiv übernommen wird, wirkt sich nicht nur auf Einstellungen, sondern auch auf Handlungen aus. Sobald sie mehr gesellschaftliches und politisches Gewicht bekommt, wären die notwendige Weiterentwicklung des Sozialstaates, bzw. die Rücknahme von Maßnahmen im Sozialabbau unumgänglich. Noch ist offenbar die kritische Masse nicht entstanden, noch haben zu wenige Menschen die Bewusstheit für die aktive Demut in sich aufgebaut und stabilisiert. „Zweck an sich“ sind wir nur, wenn wir diese Einstellung und Haltung der aktiven Demut mühelos und entspannt einnehmen und öffentlich vertreten können.


Eine Geschichte zum Thema


Eine chic gekleidete Frau ging am Gehsteig an einem Eierhändler vorbei, der vor sich ein paar Körbe mit Hühnereiern feilbot. Sie fragte ihn: „Für wieviel verkaufen Sie die Eier?“ Der alte Händler antwortet: „25 Cent für ein Ei, gnädige Frau.“
Sie sagte: „Ich nehme 6 Eier für 1 Euro 25, oder gar nichts.“
Der Händler antwortete: „So nehmen Sie die Eier doch, zu dem Preis, den Sie wollen. Vielleicht ist das ein guter Beginn, ich habe heute sonst noch nichts verkauft.“
Sie nahm die Eier mit dem Gefühl, gewonnen zu haben, und ging. Sie stieg in ihren Schlitten und fuhr in ein In-Restaurant mit ihrer Freundin. Dort bestellten sie, was ihnen schmeckte, aßen wenig davon und ließen viel übrig. Dann verlangte sie die Rechnung, die 45 Euro betrug. Sie gab dem Kellner 50 Euro und sagte ihm, er solle gerne den Rest als Trinkgeld behalten.
Warum zeigen wir häufig, dass wir die Macht haben, wenn wir etwas von Bedürftigen kaufen? Und warum tun wir bei Leuten, die es gar nicht brauchen, so großzügig?
(Quelle: Im Internet gefunden)

Zum Weiterlesen:
Demut und Mitmenschlichkeit
Passive und aktive Demut
Demut als spirituelle Haltung

Donnerstag, 26. Juli 2018

Demut und Mitmenschlichkeit

In einer arbeitsteiligen Gesellschaft brauchen und gebrauchen wir uns als Menschen wechselseitig. Wir nutzen einander als Mittel für die eigenen Zwecke. Der Installateur hilft mir als Mittel zur Reparatur der Küchenarmatur, ich diene einem Klienten zur Auflösung seines Mutterthemas. Wir nehmen Geld als Ausgleich für die erwiesenen Leistungen und auch dafür, dass wir den anderen nicht als "Zweck an sich selbst" akzeptiert haben, sondern als Mittel für einen eigenen Zweck. 

Immanuel Kant hat in dieser Formulierung des kategorischen Imperativs auf die grundlegende Würde des Menschen hingewiesen, die die Voraussetzung für jede ethische Orientierung darstellt. Es sind also Ausnahmesituationen, in denen wir einem anderen Ziel als dem ethischen den Vorrang geben. Der Regelfall soll und muss die Ausrichtung am kategorischen Imperativ sein, damit eine Gesellschaft funktionieren kann und das Innere der Menschen in Frieden mit sich selbst bleibt.

In vielen Situationen nehmen wir allerdings die Mittel-Zweck-Beziehung in zwischenmenschlichen Interaktionen als selbstverständlich. Dort ärgern wir uns, wenn die Leistung nicht dem gewünschten Resultat entspricht, wenn also unsere Erwartungen enttäuscht werden, und machen die beteiligten Personen dafür verantwortlich. Ich habe mir ein Buch erworben und bemerke, dass Seiten fehlen. War es der Verkäufer oder der Drucker, der den Fehler gemacht hat? Jedenfalls hat mich ein Mensch enttäuscht. Das gewählte Mittel, also die verantwortliche Person, war ein schlechtes und sollte durch ein besseres ersetzt werden.

Wir schrauben unsere Erwartungen an perfekte Dienstleistungen nach oben und merken nicht, wie wir damit an der fortschreitenden Verdinglichung der zwischenmenschlichen Beziehungen mitwirken. Immer mehr verlieren wir dabei die Menschen, die in den verschiedensten Zusammenhängen ihre Leistung für uns einbringen, aus den Augen. Wir wollen, dass Fehler nicht vorkommen, und wenn, dann sollen es die dafür Verantwortlichen auch zu spüren bekommen. 

Jede Mittel-Zweck-Relation enthält ein Moment der Hartherzigkeit und Rücksichtslosigkeit. Es geht um die Eigeninteressen, denen die Interessen der anderen Person untergeordnet werden. Wenn diese Tendenz verstärkt wird, nähern wir uns einer Gesellschaft, in der Ausbeutung zur Norm wird. Ausbeutung hat immer das Ziel und die Auswirkung, Ungleichheiten zu verstärken und Machtverhältnisse zu stabilisieren. Statt der Achtung der Menschenwürde geht es um die Demütigung, also die Entwürdigung derer, die uns ihre Dienste leisten.


Auf einer Ebene


Wollen wir dieser Tendenz, die ein Kernelement der neoliberalen Wirtschaftsideologie darstellt, entgegenwirken, so gilt es zu erkennen, dass die Menschenwürde nur auf der Grundlage einer elementaren Gleichheit der Menschen gesichert werden kann. In der Essenz sind wir als Menschen und als Menschheit auf einer Ebene, was sich am Anfang und am Ende eines Menschenlebens am deutlichsten zeigt: Nichts bringen wir mit, nichts nehmen wir mit außer unsere nackte Haut. 

Dazwischen wollen wir alles Mögliche an Gütern, Status und Macht anhäufen, damit wir uns von den anderen Menschen unterscheiden, ohne zu merken, wie sehr wir uns in dieser Konsummentalität auf platte Weise mit den anderen gleichmachen, unter dem Diktat des Konsumzwangs. Die Rückbesinnung auf unsere Einfachheit und Nacktheit kann uns helfen, die Gleichheit von Mensch zu Mensch wiederzufinden und zu pflegen, dort wo wir vorurteilsfrei und wertschätzend miteinander umgehen. Die Haltung der aktiven Demut führt uns auf diese Ebene, indem sie uns davon abhält, uns kleiner oder größer, wichtiger oder unwichtiger als irgendjemand anderer zu wähnen.

Allzu viel Zeit verwenden wir darauf, die Schwächen unserer Mitmenschen zu geißeln und herauszustreichen, wie sehr wir darunter leiden. Wir wollen damit Mitleid und Zuwendung von denen einsammeln, die es eigentlich gut mit uns meinen. Dabei übersehen wir natürlich die guten Seiten an all denen, die uns gerade auf die eine oder andere Art enttäuscht haben. 


Kritik und Überheblichkeit


Wenn wir einen strengen Maßstab anlegen, drückt jede Kritik an anderen Menschen, vor allem, wenn sie abwertend ist, die eigene Überheblichkeit aus. Wir dünken uns als die Besseren, die auf die Fehlerhaftigkeit der anderen herabsehen können und sie hervorheben und anprangern müssen. Vordergründig wollen wir die anderen zu besseren Menschen machen, indem wir sie auf das hinweisen, was ihnen dazu fehlt und wo sie zu lernen hätten.  Unser Gewinn liegt darin, dass wir unsere Kränkung und Enttäuschung ausgleichen; die mangelhafte Sachleistung wird mittels einer ethischen Abstufung und Abwertung umgedreht. 


Die anderen Menschen als „Zwecke an sich selbst“


Was würde es bedeuten, andere als "Zweck an sich selbst" zu nehmen? Der Unterschied liegt in der Haltung: Bin ich bereit, in diesem Menschen, der für mich eine Arbeit erledigt, den Menschen in seiner aktuellen Vollkommenheit, in seiner Göttlichkeit anzunehmen, als Wunder, das er ist? Bin ich offen für die Einmaligkeit dieses Menschen, der mir da begegnet und mich überrascht und bereichert? Bin ich bereit, Fehlerhaftigkeit als Teil seiner Menschlichkeit anzunehmen? Wir können am Teilen und Austauschen mit anderen Menschen genesen und wachsen, aber nur, wenn diese auf der gleichen Ebene stattfinden.

Wenn wir unsere überhebliche Position, die wir im Kritisieren einnehmen, mit Demut austauschen, kommen wir auf gleich mit der anderen Person, begegnen ihr auf Augenhöhe und lassen uns auf ihre menschliche Würde ein, vor der wir uns nur verbeugen können. 

Unser kritisches Lästermaul wird vielleicht nie verstummen. Es kommt so schnell zu Anlässen, die uns dazu verleiten, abfällig über andere herzuziehen. Aber wir können lernen, rascher aus dem Muster des Kritisierens herauszukommen, wenn wir uns mit unserer eigenen Würde verbinden und diese in der anderen Person als Widerspiegelung erkennen. Dann verstehen wir, was es heißt, verbunden zu sein und können spüren, wieviel angenehmer und entspannender diese Erfahrung ist als die Trennung, die wir durch die Kritik hervorgerufen haben. Sobald wir uns für unser inneres Lächeln öffnen, brauchen wir keine kritischen Abwehrreaktionen mehr, sondern können uns für die Schönheit der anderen öffnen.

Demut führt dazu, dass wir unser eigentliches inneres Maß wiederfinden. Wo unser Ego über uns selbst hinausgewachsen ist, nehmen wir uns zurück; wo uns unser Ego verkümmern hat lassen, wachsen wir nach. Wir nehmen uns auf uns selbst zurück. 

Indem wir die Haltung, die wir auf uns selber anwenden, in die Kontakte mit anderen Menschen einbringen, helfen wir ihnen am effektivsten, dass sie selber ihr inneres Maß finden können und sich damit viel Leid ersparen. Und uns selber unterstützen wir auf dem Weg des inneren Wachsens und dem Annehmens unserer Menschenwürde.

Zum Weiterlesen:
Die Demut und das Ego
Demut und Mitmenschlichkeit
Die Gleichberechtigung des Seins
Passive und aktive Demut
Demut als spirituelle Haltung
Reich und arm, Demut und Würde

Mittwoch, 18. Juli 2018

Die großen Sorgen und die Verantwortung


Das Phänomen des Sorgenmachens habe ich in früheren Beiträgen in Bezug auf alltägliche Sorgen besprochen: Habe ich das richtige Geschenk für meine Liebste? Wird es noch genügend Erdbeeren am Markt geben? Komme ich diesen Monat mit dem Haushaltsgeld aus? Wird der Sohn die Prüfung schaffen? Usw. Ich habe in diesen Zusammenhängen damit argumentiert, dass Sorgen in die Zukunft projizierte Ängste sind. Sie stellen deshalb eine unnötige Belastung dar, weil sie in einem Moment, in dem möglicherweise alles in Ordnung ist, Probleme erzeugen. Eine Angst meldet sich, dass sich in Zukunft etwas Unangenehmes ereignen könnte. Und schon leiden wir unter dem Gewicht der Sorge.

Die Weltsorgen


Neben den Alltagssorgen gibt es auch gewichtigere Sorgen, die uns belasten. Sorgen, die wir uns um allgemeine, die Gesellschaft oder die gesamte Menschheit betreffende Probleme machen, gehören in eine andere Kategorie. Anlässe für Sorgen gibt es genug: Von der Erderwärmung, dem Artensterben bis zum Trend für rechtspopulistische Parteien in vielen Ländern; wir brauchen uns nur die eine oder andere Dokumentation zu solchen Themen anschauen oder das eine oder andere Fachbuch dazu lesen, dass wir das Gefühl schwer vermeiden können, dass sich die Probleme auftürmen und die verantwortlichen Politiker wenig bis gar nichts dagegen unternehmen. Es scheint in vielen bedrohlichen und bedrohten Bereichen eher fünf nach als fünf vor zwölf zu sein, und dennoch werden in den Medien und von den zuständigen Politikern vergleichsweise belanglose Themen breitgetreten und heiß diskutiert, ohne dass die Themen, die mit den Zukunftsaussichten der Menschheit zu tun haben, den gebührenden Raum finden.

Wir befinden uns als einfache Staatsbürger in einer relativ ohnmächtigen Position. Wir können vieles tun, um unser eigenes Leben im Sinn der Nachhaltigkeit auszubalancieren, um also unseren ökologischen Fußabdruck so klein wie möglich zu halten. Andererseits ist unser Einfluss so klein und beschränkt, sodass wir nur wenig dazu beitragen können, um die sich rasant entwickelnden Gegentrends, die vor allem von großen und mächtigen Spielern auf diesem Parcours angezettelt werden, aufzuhalten.

Ist es deshalb gerechtfertigt oder sogar notwendig, sich Sorgen zu machen? Schließlich erscheint es etwas absurd, scheinbar sorgenfrei durchs eigene Leben zu gehen, während gleichzeitig die Grundlagen dieses Lebens zugrunde zu gehen drohen, gleichsam als wären wir auf einem Baum, ein Liedchen trällernd und die warme Sonne genießend, während jemand den Ast absägt, auf dem wir sitzen.

In der eigenen Ohnmacht baden


Eine häufige Reaktion auf dieses Dilemma besteht darin, aus der Winzigkeit des eigenen Beitrags zur Abwendung der Umwelt- und Klimakatastrophe zu schließen, dass es, weil so minimal, auch schon egal ist. Warum sollte ich mich einschränken und Gewohnheiten verändern, wenn die anderen es auch nicht tun? Was macht es für einen Unterschied, ob ich meinen Plastikstrohhalm achtlos wegwerfe, wenn das so viele andere auch tun? Wenn ich auf eine Flugreise verzichte, sitzt jemand anderer auf meinem Platz, wo ist da der Unterschied? Ein Schweinsbraten mehr oder weniger macht doch das Kraut nicht fett, schließlich wollen die Bauern und Fleischer auch von etwas leben. Und allzu penibel den Müll zu trennen ist wohl übertrieben; die eine Glasflasche im Restmüll wird auch keine Katastrophe hervorrufen.

Die Strategie der Beschwichtigung


Wenn ich mich selber überzeugt habe, dass ich ohnehin nichts ausrichten und mir deshalb die Mühen der ökologischen Achtsamkeit ersparen kann, bleibt allerdings noch das Wissen über die drohenden Szenarien einer aus dem Lot geratenen Natur mit unabsehbaren Folgen. An diesem Punkt kann ich die Strategie der Beschwichtigung wählen. Und diese hat eine Menge an Ideen auf Lager: Wer weiß schon, ob alles so kommen wird; Wissenschaftler haben sich schon oft geirrt; es gibt auch Wissenschaftler, die nicht an den Treibhauseffekt glauben; die Menschheit wird sich schon noch was einfallen lassen; es wird schon nicht so schlimm kommen, wie sich das manche Schwarzseher ausmalen; es hat noch immer Lösungen für Probleme gegeben, usw.

Ich versuche also, mein Wissen durch Zweifel zu relativieren, so wie sich ein Raucher, der weiß, dass er mit dieser Sucht seine Gesundheit schädigt, einreden kann, dass es Raucher gibt, die kreuzfidel ihren 95. Geburtstag mit einer Zigarette feiern. Auf diese Weise schwächen wir den Druck des Wissens um die Gefahr, das uns mit unserer Ohnmacht konfrontiert, die Drohung abzuwenden. „Es wird schon nicht so schlimm werden,“ reden wir uns ein, ohne dass wir eine Ahnung haben, ob und wie schlimm es werden würde oder könnte. Wir beruhigen unsere Sorgen, indem wir sie mit abschwächenden Gegengedanken ausgleichen.

Verantwortungsverweigerung


All diese Vorgänge, die wir in uns ablaufen lassen, haben vor allem einen Zweck: Wir stehlen uns aus unserer persönlichen Verantwortung. Auch unsere kleinste Handlung, wie das Wegwerfen einer Plastikverpackung, hat Folgen, weil das unscheinbare Teil einige hundert Jahre braucht, um zu verrotten und weil es im schlimmen Fall im Magen eines Tieres landen kann, das qualvoll daran verendet. Das winzige Stückchen Plastik, das hinter uns am Weg liegen bleibt, trägt das Sigel unserer Verantwortung auf seiner weiteren Reise durch die Welt.

Verantwortung übernehmen heißt allerdings nicht, sich mit Schuldgefühlen zu beladen. Wenn wir einen Fehler gemacht haben, müssen wir uns dafür nicht selbst geißeln. Wir sind alle nicht perfekt, und es können uns immer wieder Unachtsamkeiten unterlaufen. Wir haben die Herdplatte nicht ausgeschaltet oder ein Licht über Nacht brennen gelassen und damit Energie verschwendet. Das ist passiert, und uns dafür schuldig zu fühlen, hilft uns nicht weiter.

Die Intention stärken


Das Übernehmen der Verantwortung bedeutet vielmehr, dass wir unsere Intention stärken und uns klar machen, worum es uns geht und was wir wollen. Wenn ein Fehler passiert ist, nehmen wir das zur Kenntnis, ohne Beschönigung oder Ausrede, und bekräftigen unsere Absicht, in Hinkunft achtsamer und umweltbewusster zu handeln, in kleinen wie in großen Dingen. Wir machen uns klar, dass wir nur unseren bescheidenen Beitrag leisten können, aber dass nur wir diesen unseren Beitrag leisten können und auch müssen, wenn wir wollen, dass dieser Planet und die Menschheit auf ihm weiter bestehen bleibt. Es gibt einen Ort auf dieser Welt, nämlich der, den wir selber einnehmen, den nur wir mit Verantwortung füllen können oder eben nicht. In diesem Fall bleibt eine Lücke, und die Welt geht auch dort den unbewussten Gang ein Stück mehr weiter, der sie in eine nicht verantwortete Zukunft führt.

Nehmen wir hingegen diesen Platz ein, so ist uns klar, dass wir vieles tun und vieles unterlassen können. Es kommt auf unser Handeln genauso an, wie auf das aller anderen Menschen. Für unser Handeln sind wir allein zuständig; mit jedem Akt, den wir mit der Intention der verantwortungsbewussten Zukunftsgestaltung in die Welt setzen, geben wir anderen ein Beispiel, es uns gleichzutun. Wir brauchen uns dann keine Sorgen mehr zu machen; wir handeln stattdessen richtig. Wir nutzen die Energie, die frei wird, wenn wir aufhören, uns in Sorgen zu verlieren, für sinnvolles Tun.

Es wird nicht alles gleich zum Besseren wenden; wir allein sind nicht die Retter der Welt. Doch die Rettung der Welt kann nur bei und in uns selbst beginnen. Ein Beispiel dafür: Wir müssen nicht nur an den einen Plastikhalm denken, den wir vernachlässigen wollen; wir sollten uns vielmehr einen Berg von siebeneinhalb Milliarden Plastikhalme vorstellen, die herumliegen würden, wenn alle so handeln wie wir. Dann wird es uns schwerer fallen, unseren einfach achtlos wegzuwerfen. Vielleicht heben wir dann sogar einen Halm auf, den jemand anderer vergessen hat.

Gesamt- und Individualverantwortung


Wenn wir eine gesamte Verantwortung der Menschheit für die Situation, in der wir sind, konstruieren, so setzt sich diese aus aktuell ca. siebeneinhalb Milliarden Einzelverantwortungen zusammen, die entweder übernommen oder verweigert werden. Den Teil davon, der auf unsere individuelle Verantwortung entfällt, kann allerdings niemand anderer als wir selbst wahrnehmen. Niemand kann uns diese Zuständigkeit abnehmen. In diesem Sinn sind wir permanent gefordert, ihr in unseren Handlungen zu entsprechen. Und selbst das liegt an uns, diese Selbst-Forderung in uns wach zu halten.

Ethik kommt von innen


Ethik funktioniert nicht mit Zwang. Der Impuls zu einem menschheitsgerechten und umweltgerechten Verhalten kann nicht durch staatliche Gesetze oder moralische Appelle entstehen, sondern aus der inneren Einsicht, die über die Übernahme der Verantwortung hinausgeht. Sie beruht im Kern darauf, dass wir als Menschheit und als Mensch-Natur-System Schicksalsgemeinschaften darstellen. Wir können uns aus diesen Zusammenhängen nicht verabschieden, wir können höchstens so tun, als gehörten wir nicht dazu (was wir immer dann tun, wenn wir verantwortungslos handeln). Da wir Teil dieses Ganzen sind, können wir nur dann in Übereinstimmung mit uns selbst sein, wenn wir aktiv das Übereinstimmen mit diesem Ganzen herstellen. Dazu müssen wir uns gemeinschaftsdienlich verhalten.

Diese Einsicht liefert die Motivation und Klarheit für ethisches Handeln. Sie kommt also immer von innen, von einer Einstimmung, die wir mit uns selber formen und bei der wir spüren, dass wir nur so mit uns selber im Einklang sein können. Damit schlagen wir die Brücke von innen nach außen – die Stimmigkeit im Inneren entspricht der Stimmigkeit im Außen. Eben weil wir Teil des Ganzen sind, für das wir unseren Teil der Verantwortung tragen, können wir in uns selber prüfen und klären, was das Beste ist, was wir für das Ganze beitragen können. Dieser Beitrag berücksichtigt damit uns selbst als auch die anderen Teile des Ganzen, die Menschen und die Natur. Wir können dann nicht mehr zum Schaden des Ganzen handeln, weil wir spüren, wie wir uns selber damit verletzen.

Deshalb ist der ethische Imperativ, wie er von Immanuel Kant in Worte gekleidet wurde, keine Forderung irgendeiner äußeren Instanz, sondern entsteht aus einer zwingenden Einsicht, die wir in uns finden, wenn wir genau hinspüren. Sie ist auch keine Erfindung von einem klugen Kopf, der sie dann anderen einreden möchte. Vielmehr ist sie das Resultat einer Innenerfahrung, die jedem Menschen zugänglich ist. Wir sind wir selbst, wenn wir in dieser ethischen Weise handeln, und wir sind mit uns selbst uneins, wenn wir das nicht tun.

Jede Ausrede und Ausflucht, jedes Vermeiden und Verstecken beinhaltet eine Ablehnung von uns selbst, und wenn wir etwas in uns nicht akzeptieren, spalten wir uns in uns selbst. Das Übernehmen der Verantwortung führt diese separaten Teile in uns wieder zusammen und verbindet uns gleichzeitig mit dem Ganzen, das uns das Leben gegeben hat und weiter erhält. Darum kann es uns auch gelingen, unsere kleinen und größeren Beiträge dafür zu leisten, dass es gut weitergehen möge, für uns, für alle Menschen und für die gesamte Natur.

Zum Weiterlesen:
Sorgen entsorgen

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Montag, 9. Juli 2018

Achtsamkeit: Jeder Moment hat die gleiche Bedeutung

Achtsamkeit heißt, jedem Moment des Erlebens die gleiche Bedeutung zu verleihen. Gleich heißt dabei gleichwertig im formalen Sinn, es gibt also keine Wertunterschiede und keine Vergleichbarkeit. Denn jeder Moment trägt als Inhalt eine einzigartige Qualität in sich und unterscheidet sich von jedem anderen. Deshalb gehört zur Haltung der Achtsamkeit, jedem Moment die gleiche Achtung entgegenzubringen, also nicht einen Moment über oder unter den anderen zu stellen. 

Wenn uns diese Haltung gelingt, erübrigen sich alle Unterschiede von wichtig oder unwichtig, spannend oder fad, intensiv oder flach, exzeptionell oder banal. Gerade da jede Erfahrung eine spezifische Wertigkeit in sich trägt, die mit keiner anderen verglichen werden kann, sind alle von der übergeordneten Position der Achtsamkeit grundsätzlich gleich. 

Um zu dieser Einsicht zu gelangen, bedarf es allerdings der vollen Präsenz im Moment. Die Unterschiede in der Bewertung stammen aus dem Verstand und erscheinen, sobald sich die Präsenz aus dem Moment entfernt, sobald also die Achtsamkeit hinter dem Denken verschwindet. Dann sagen wir etwa: Das war eine wichtige Einsicht, das war ein herausragendes Erlebnis, gestern war alles besser im Vergleich zu heute oder umgekehrt. Wir erzählen die „Highlights“ des Tages, und das sind die Erlebnisse, die der Verstand aus der Vielzahl an Möglichkeiten nach seinen Kriterien herauspickt. 


Was bleibt dann noch zu erzählen?


Natürlich können wir nicht alles, was wir erleben, wiedergeben, wenn uns jemand nach unserem Tag fragt. Das wäre unsinnig und langweilig bis unhöflich für die fragende Person:“ Ich habe, nachdem ich das Haus verlassen habe, zuerst den linken Fuß auf den Boden gesetzt und bin dabei auf ein Eichenblatt gestiegen.“ Usw. Der Gesprächspartner ist ja nicht an jedem Detail unseres Erlebens interessiert, und auch nicht jeder Moment eines Tageserlebens kann in unserem Gedächtnis gespeichert werden. 

Der Wert für Erzählen oder Erinnern ist ein ganz anderer als der des Erfahrens, und darauf ist die Intention der Achtsamkeit gerichtet. Wenn wir erzählen, müssen wir eine Auswahl treffen, müssen diese Auswahl aber nicht mit einer Bewertung versehen, die sie über die anderen Erfahrungen stellt. Wir verleihen  diesen ausgewählten erzählungswerten Erfahrungen nur eine weitere Bedeutung, die im aktuellen Geschehen des Erzählens oder Erinnerns entsteht.

Die Achtsamkeit verweilt dabei auf der Auswahl, auf dem Erzählen, auf dem Erinnern, auf dem Teilen und auf der Reaktion der zuhörenden Person. Diese Momente eines lebendigen Geschehens wiederum haben die gleiche Bedeutung wie das, was vorher war und was nachher sein wird.


Auf Augenhöhe mit der Wirklichkeit


Aus der Perspektive der Achtsamkeit begegnen wir der Realität im Außen wie im Innen auf Augenhöhe. Wir nehmen eine egalitäre und demokratische Perspektive ein, weil es gar keine andere geben kann, wenn wir uns auf dieser Erfahrungsebene befinden. Sie schenkt uns den Einblick in die universale Gleichwertigkeit des Seins. 


Die Menschenrechte – eine Voraussetzung für eine achtsame Menschheit


Die allgemeinen Menschenrechte beinhalten die Gleichstellung aller Menschen gegenüber jeder Form von Diskriminierung, sie es wegen der Geburt, des Standes, des Geschlechts usw. Diese fundamentale Gleichheit aller Menschen in der Wertigkeit ihres Menschseins ist deshalb intuitiv so einleuchtend, weil sie eine Anwendung der achtsamen Welterfahrung darstellt. Sie ist nur ein Sonderfall, freilich einer, der eine ebenso grundlegende und unhinterfragbare Geltung hat wie alle anderen Teile der Realität. Was für alles gilt, was es gibt, sollte in jedem Fall für die Menschen gelten. Deshalb muss jedem Rütteln und Relativieren dieser Grundrechte mit vehementer Kritik begegnet werden. Grundrechte müssen verteidigt werden, da sonst der Überlebenskampf zur Regel wird und damit jede Form von Gewalt legitimiert wird.

Leider sehen das viele Menschen anders, die noch in fixen Abwertungen und diskriminierenden Ansichten stecken. Denn der Zugang zu dieser Form der Realitätserfahrung ist nur möglich, wenn wir uns tiefer mit uns selbst verbinden statt dem an- und nachzuhängen, was uns von anderen vorgebetet und eingebläut wird. Wir spalten uns gleichzeitig von anderen Menschen und von Teilen von uns ab, sobald wir uns mit den angstbesetzten Aspekten unserer Seele identifizieren. 

Erkennen wir, dass wir in uns Licht- und Schattenseiten tragen, sehen wir schnell, dass wir weder besser noch schlechter als irgendjemand anderer sind. Selbst wenn wir weniger Unheil als einer der Gräueldiktatoren angerichtet haben, sollten wir zu allen Unbewusstheiten stehen, die uns unterlaufen sind, bevor wir uns vergleichen. Quantitative Vergleiche auf dieser Ebene anzustellen, bringt nichts, weil sie nur auf graduelle Unterschiede verweisen, die nichts über das Menschsein als solches aussagen. Unser eigenes „kleines“ Menschenleben ist genauso bedeutsam und inhaltsreich wie das eines berühmten oder eines berüchtigten Menschen. 


Die innere Seite der Achtsamkeit


Auf der subjektiven Seite dieser Medaille können wir folgendes entdecken: Nicht nur jeder Moment hat die gleiche Bedeutung, sondern auch jede Erfahrung, also das, was unser subjektives Erleben jedes Momentes ausmacht. In diesem Sinn deckt sich Inneres und Äußeres, Subjektives und Objektives. Damit nehmen wir zugleich uns selbst als Erfahrende so an, wie wir gerade die Realität wahrnehmen. Spielen wir dagegen Erfahrungen gegeneinander aus, indem wir z.B. eine Situation als besser bewerten als eine andere, so bewerten wir uns dabei als Erfahrende: Im einen Moment war ich besser mit der Realität verbunden als im anderen.  

Natürlich genügen wir diesem Anspruch an Achtsamkeit nicht in jedem Moment. Einmal sind wir eins mit dem, was gerade ist, ein andermal nicht. Wir haben Momente der Achtsamkeit und Momente der Unachtsamkeit. Und auch hier gilt es, den Anspruch der Achtsamkeit zu berücksichtigen, sobald uns das gelingt: Ob wir gerade achtsam sind oder nicht – beides zählt gleich viel. Diese Gleichwertigkeit fällt uns allerdings nur auf, wenn wir in der vollen Präsenz der Achtsamkeit sind.

Sollen wir das Bewerten von Situationen überhaupt sein lassen? Indem wir eine Erfahrung als mangelhaft oder unangenehm bewerten, haben wir die Möglichkeit, daraus zu lernen. Wir können dafür sorgen, unser Verhalten und unsere Einstellung zu verändern, Fehler und Unbewusstheiten vermeiden und rücksichtsvolles und liebevolles Handeln vermehren.


Lernen in der Achtsamkeit


Auf der Ebene der Achtsamkeit gibt es kein inhaltliches Lernen, weil alles, was sich gerade ereignet, gleich wichtig und stimmig ist. Es gibt nur ein Lernen in Hinblick auf das Praktizieren der Achtsamkeit, durch die Steigerung unserer Bewusstheit. So bekommen wir ein Gespür dafür, wann wir uns im Zustand der Achtsamkeit befinden und wann nicht. Wir können z.B. durch die Praxis der Meditation oder anderer Achtsamkeitsübungen lernen, schneller und dauerhafter in die Präsenz zurückzukehren.
Alles Lernen, das im Rahmen der Achtsamkeit stattfindet, z.B. das achtsame Lernen einer Fremdsprache oder des Umgehens mit Gefühlen usw., gilt gleichviel wie andere Erfahrungen, in denen nicht gelernt wird, sondern z.B. spazieren gegangen oder ein Frühstück bereitet wird. 


Warum wir Erfahrungen bewerten


Bedeutung messen wir unseren Erfahrungen in der Weise zu, wie wir glauben, dass sie auf die Zukunft wirken. Wir sagen z.B., dass das Erlebnis, am Gipfel eines Berges zu stehen, von größerer Wichtigkeit ist als einzelne mühsame Momente beim Aufstieg. Oder: Die Fahrt mit der Eisenbahn war langweilig, aber die Begegnung mit dem Menschen, den wir am Zielort getroffen haben, bereichernd. Wir nehmen an, dass wir von der Eisenbahnfahrt oder vom Bergaufstieg weniger Gewinn für unser Leben mitnehmen können als vom Gipfelerlebnis oder vom freundschaftlichen Gespräch. Doch woher wollen wir das wissen? Woher nehmen wir diese Gewissheit in Hinblick auf unsere Zukunft?  

Wir glauben intuitiv, dass unangenehme oder langweilige Erlebnisse weniger bedeutsam sind als angenehme, glückbringende und erfüllende. Aber auch hier gibt es keine Gewissheit. Oft haben unangenehme Erfahrungen angenehme Folgen, und auf besonders tolle Erlebnisse folgen schlechtere Zeiten. Wir messen also unseren Erfahrungen situativ Bedeutungen zu, die sich im Lauf der Zeit verändern, tun aber so, als wären sie für alle Zeiten festgelegt. 

Die achtsame Haltung hält sich von solchen Festlegungen frei. Alles an unserem Erleben ist in dauernder Veränderung, und die Achtsamkeit nimmt den jeweiligen Moment in diesem Fließen wichtig, während alles, was davor gewesen sein könnte oder danach werden könnte, ausgeblendet bleibt. Unsere Einzelerlebnisse sind wie die Wellen in diesem Fließen, mal so und mal so, aber ohne Unterschiede untereinander. Jede Welle ist anders und jede Welle ist gleich.

Deshalb verfügen wir in dieser Position über keinen Vergleichsmaßstab und brauchen diesen auch nicht. Wir vergleichen Optionen, wenn wir etwas erwerben wollen: Welches der angebotenen Lebensmittel ist gesünder, frischer, geschmackvoller, natürlicher, ökologischer usw.? Auch in solchen Entscheidungsprozessen können wir in der Haltung der Achtsamkeit bleiben, indem wir beobachten, was da geradeabläuft. Warum jedoch sollten wir etwas, das jetzt ist und gleich darauf für immer verschwunden sein wird, vergleichen mit etwas, das genauso nur in einem Jetzt existiert hat und dann für immer vorbei war? 

Wenn wir eine Erinnerung mit einer anderen vergleichen, füttern wir einfach unseren Verstand. Wenn wir zur Achtsamkeit zurückkommen, sind wir im Moment, in dem es nichts zu vergleichen und zu bewerten gibt. Wir können natürlich unsere Aufmerksamkeit auf die Aktivität des Vergleichens und Bewertens lenken und erkennen damit die Ebene, auf der es abläuft, eben die Ebene des Verstandesdenkens. 


Achtsamkeit: Meta- und In-Position


Achtsamkeit ist eine Meta-Fähigkeit oder Meta-Position, die sich nicht in die Realität, also in das, was ist und was geschieht, einmischt. Vielmehr ist sie in und mit allem, was ist und geschieht. Da sie keine Distanz zu allem, was ist, einnimmt, kann sie gar nicht bewerten oder vergleichen. In diesem Sinn verfügt die Achtsamkeit über keine Meta-Position als etwas, das über der Realität stünde, sondern nimmt eine In-Position ein, indem sie den Unterschied von Subjekt und Objekt überwindet. Deshalb führt der Weg zur achtsamen Präsenz zur Erfahrung der Einheit des Seins. 

Zum Weiterlesen:
Die Gleichberechtigung des Seins
Demut als spirituelle Haltung
Achtsamkeit und Lebenspraxis