Montag, 29. Juli 2024

Das Erlernen der Demokratie in der Kindheit

Die Kindheit ist politisch, lautet der Titel eines Buches, in dem die Kindheit von Gewalttätern und Diktatoren beschrieben ist*. Das Resultat verwundert nicht: All die Personen, die im späteren Leben zu Gewalttätern, Menschenverächtern und brutalen Herrschern wurden, hatten eine Kindheit voll von massiven Missachtungen der Grundbedürfnisse und von traumatisierenden Grenzüberschreitungen. Jedes Beispiel in diesem Buch liest sich wie eine Bestätigung der These, dass alle Täter vorher Opfer waren.

Hier gehe ich der Frage nach, ob es an der Kindheit liegt, dass Erwachsene zu Demokraten werden oder dass sie eher zu Diktatoren und autoritativen Machtverhältnissen neigen. Könnte die Kinderstube ein Lernfeld für spätere politische Ausrichtungen sein? Da politische Einstellungen viel mit Gefühlen zu tun haben und Gefühle eine ganz zentrale Rolle in der Kindheit spielen, scheint dieser Zusammenhang nicht abwegig.

Ein Grundgedanke der Demokratie besteht darin, dass alle Mitglieder einer Gemeinschaft gleichrangig an der Willensbildung und Entscheidungsfindung teilhaben. Es sollen die Einzelinteressen gehört und im Ganzen berücksichtigt werden. Zugleich steht das Gemeinwohl im Zentrum aller Beschlüsse. Ein weiteres Element stellt die vorrangige Beachtung der Schwächeren dar. Der Ausgleich zwischen Stärkeren und Schwächeren ist in jedem demokratischen System wichtig. Werden die Unterschiede zu groß, leidet der Zusammenhalt der Gesellschaft. Schammechanismen sorgen dafür, dass die Reichen nicht zu reich und die Armen nicht zu arm werden. Wer Reichtum anhäuft, hat häufig die Tendenz, auch politische Macht anzuhäufen. Um dem entgegenzuwirken, muss in der Demokratie dafür gesorgt werden, dass es eine transparente Grenze zwischen wirtschaftlicher und politischer Macht geben muss.

Die Demokratie ist ein inklusives System, das versucht, allem seinen gebührenden Rang zu geben, was dazugehört. Sie bietet den weitesten Rahmen für die individuellen Freiheiten, für die Diversität von Lebensstilen und die Vielfalt von Meinungen und Ideen. Ihr Medium ist der Diskurs, der möglichst frei von Herrschaft gehalten werden soll.

Die Haltung der Rücksichtnahme und Berücksichtigung, also des Einschließens all der anderen Mitglieder in den Horizont der Gemeinschaft gelingt nur, wenn es dafür tragfähige Erfahrungen aus der Kindheit gibt. Herrscht in einer Familie ein demokratischer Grundkonsens, dann nehmen Kinder von Anfang an das menschliche Zusammenleben als gleichwertigen Austausch von unterschiedlichen Positionen wahr und können diese Erfahrungen später auf die Gesellschaft und die Menschheit im Ganzen übertragen.

Die Kinderstube der Demokratie

Die Voraussetzung für den erwähnten Grundkonsens liegt darin, dass Kinder von Anfang an als Partner ernstgenommen werden: Partner in der Interaktion und in den Lernprozessen, die mit dem In-die-Welt-Treten des Kindes beginnen, beim Kind und bei den Erwachsenen. Wenn den Eltern klar ist, dass sie so viel vom Kind lernen müssen wie das Kind von ihnen, dann wissen sie, dass sie keine Autorität brauchen, um das Kind in irgendeine Richtung zu erziehen, sondern dass es darum geht, zu erkennen, in welcher Weise sich das Kind entwickeln will, um es bestmöglich dabei zu unterstützen.

Früher verbreitete Auffassungen von Erziehung als Weitergabe von Kenntnissen und Wissen in einem Kompetenz- und Machtgefälle sind nicht mehr zeitgemäß, weil mittlerweile klar ist, dass Wachstum und Lernen eine Atmosphäre von Entspannung brauchen, frei von Macht und Angst. Es gibt zwar einen enormen Unterschied zwischen den Erwachsenen und den Kindern in diesen Bereichen, aber diese Unterschiede sind nicht ausschlaggebend für das Interaktionsgeschehen und das damit verbundene emotionale Lernen. Wenn es sich nur um unterschiedliche Kompetenzen handelt, hat das Kind kein Problem, diese schrittweise zu übernehmen, ohne sich dabei missachtet oder gedemütigt zu fühlen.

Das Erlernen der Unterschiede in der Gerechtigkeit

Demokratie hat viel mit Gerechtigkeit zu tun, ebenso wie das Aufwachsen von Kindern. Die gerechte Behandlung aller Gesellschaftsmitglieder, die Regelung der gesellschaftlichen Abläufe nach den Grundsätzen der Fairness und der Gleichheit aller Mitglieder sind demokratische Grundelemente. Kinder, die unter der Obhut solcher Grundsätze aufwachsen, kommen zu einem intuitiven Verständnis für Gerechtigkeit und Fairness und erwarten sie auch in allen Belangen über  die Familie hinaus. Kinder hingegen, die sich in ihrer Familie ungerecht behandelt oder zurückgesetzt gefühlt haben, entwickeln ein gestörtes Verhältnis zur Gerechtigkeit. Sie glauben überall, dass sie zu kurz kommen und benachteiligt werden. Sie verstehen unter Gerechtigkeit, zu kriegen, was ihnen fehlt, also einen Ausgleich für das Zu-kurz-gekommen-Sein. Da die Benachteiligung auf emotionaler Ebene erfolgt ist, geht sich ein Ausgleich auf einer materiellen Ebene nie aus. Damit verstärkt sich eine Tendenz, Politikern zu folgen, die ein schiefes Bild von Gerechtigkeit propagieren und  realitätsferne Versprechungen machen, die nie eingelöst werden.

Es gibt nach Thomas von Aquin eine kommutative und eine distributive Gerechtigkeit. Die erste Form zielt auf die Gleichbehandlung, etwa nach dem Grundsatz, dass vor dem Gesetz alle gleich sind, und die andere danach, was jedem gebührt oder zukommt, also eine verteilende Gerechtigkeit, die für den Ausgleich zwischen den Stärkeren und den Schwächeren sorgt. Eltern sollen und wollen zumeist ihre Kinder gleich behandeln, was in der Praxis nie aufgeht, weil die Kinder unterschiedlich sind und deshalb auch unterschiedliche Bedürfnisse haben, auf die die Eltern unterschiedlich reagieren müssen. Andererseits wollen die Kinder gleich behandelt werden und fühlen sich unwohl, wenn sie bevorzugt oder benachteiligt werden. Erbschaftsstreitigkeiten entstehen häufig aufgrund einer frühen Ungleichbehandlung zwischen den Kindern, die dann bei der Verlassenschaftsabwicklung lange wirkende Unstimmigkeiten bis Feindschaften zwischen den Nachkommen nach sich ziehen.

Da im Idealfall beide Formen der Gerechtigkeit je nach Bedürfnislage berücksichtigt werden, schwanken die Abläufe in der Familie zwischen diesen beiden Polen. Die Kinder lernen auf diese Weise, das Gleichheitsprinzip und das Ausgleichsprinzip zu unterscheiden und zu verstehen und entwickeln einen ausgewogenen Gerechtigkeitsbegriff. Es kann z.B. sein, dass ein Geschwister häufiger krank ist und deshalb mehr Fürsorge braucht oder dass es schlechter in der Schule ist und mehr Unterstützung in Anspruch nehmen muss. Das andere Kind, das den Eltern weniger Probleme bereitet, braucht dennoch die gleiche Liebe von den Eltern. Sonst fühlt es sich zurückgestellt, ungerecht behandelt und zugleich hilflos, weil es die Notlage des Geschwisters versteht.

Das Erlernen der demokratischen Grundsätze in der Familie ist komplex und hängt stark von den Fähigkeiten der Eltern ab, die beiden Formen der Gerechtigkeit mit den jeweiligen Bedürfnissen und Kompetenzen der Kinder abzustimmen. Kinder, die mit Einfühlung und Respekt aufwachsen, werden im gesellschaftlichen und politischen Kontext zu Demokraten, sie können gar nicht anders. Denn sie erwarten das, was sie in ihrer Familie als Garanten von Sicherheit und Achtung erlebt haben, auch in der Gesellschaft, und sie sind von sich aus bereit, dazu beizutragen.

Kinder hingegen, die in einer Familie aufgewachsen sind, in der emotionale Versorgung und Rücksichtnahme mangelhaft war, neigen dazu, die Frustrationen und Traumatisierungen auf die Gesellschaft und auf die Politik zu projizieren und von diesen Instanzen zu erwarten, dass sie dem persönlichen Gefühl, ungerecht behandelt worden zu sein, abhelfen. Sie bringen kein Grundverständnis für die Demokratie mit und misstrauen deshalb leicht den demokratischen Abläufen und Entscheidungsprozessen. Sie neigen dazu, Politikern zu vertrauen, die dieses Misstrauen teilen und sich als lautstarkes Sprachrohr für alle mögliche Frustrationen und gegen alle Missstände verstehen und sich zugleich als die einzig wirksamen Erlöser präsentieren.

Literatur:
* Sven Fuchs: Die Kindheit ist politisch (Heidelberg: Mattes-Verlag 2019)

Zum Weiterlesen:
Demokratie in der Krise?
Demokratie und Gefühle
Die Verharmlosung von Diktatoren und die Demokratie

 

Dienstag, 16. Juli 2024

Faschismus - eine Annäherung an den Begriff

Rechtsextreme Strömungen sind im Aufwind, lesen wir jeden Tag. Woran erkennen wir, zu welchem Teil des politischen Spektrums eine bestimmte politische Partei gehört? Und was hat der Begriff Faschismus damit zu tun? In der aktuellen Debatte werden immer wieder den Begriff des Faschismus verwendet, ohne dass es klar ist, was damit gemeint ist. Denn auch die Rechte nutzt den Begriff, indem sie z.B. vom Woke-Faschismus oder vom Linksfaschismus spricht. Wir werden uns deshalb hier etwas eingehender mit dem Faschismus und seinen Grundelementen beschäftigen und dazu auch psychologische Hintergründe beleuchten. Damit kann mehr Klarheit geschaffen werden, um den Begriff treffsicher und sinngetreu zu verwenden, statt ihn bloß als Waffe im ideologischen Kampf zu benutzen.

Ich nutze hier eine Sammlung von zentralen Elementen, mit denen Jason Stanley, Philosophieprofessor in Yale, in einem Artikel im Standard den Begriff „Faschismus“ bestimmt hat. Wie wir wissen, stammt der Ausdruck aus Italien, wo er nach dem ersten Weltkrieg von Mussolini und seinen Parteigängern geprägt wurde. Er kommt aus der römischen Bezeichnung für die Rutenbündel der Liktoren, den fasces. Diese symbolisierten seinerzeit die Macht über Leben und Tod.

In der historischen Forschung ist der Begriff umstritten, weil er nur von Mussolinis Partei verwendet wurde. Doch gibt es gerade in der Zwischenkriegszeit eine Reihe anderer Bewegungen, die sich am italienischen Faschismus orientiert haben. Auch heute noch übt das Modell für viele eine große Anziehung aus, obwohl sich die Zeitbedingungen sehr verändert haben. Es sind aber die emotionalen Kernthemen, die unverändert attraktiv sind.

1) Das erste Element des Faschismus besteht in der Verklärung einer mystischen oder mystifizierten Vergangenheit. Was war, war auf geheimnisvolle Weise besser und muss deshalb wiederhergestellt werden. Alles, was schlecht in der Vergangenheit war, wird ausgeblendet und in die Gegenwart eingeblendet. Damit werden rückwärts gewendete Sehnsüchte von Menschen bedient, die glauben, dass sie im Vergleich zur Vergangenheit verloren haben – an Wohlstand, Sicherheit, Status. Es handelt sich im Grund um eine Form der Verklärung der Kindheit, die besonders bei Menschen auftaucht, die eine schwere Kindheit hatten, aber sich einbilden und einreden können, dass sie wunderbar war. Die Verdrängung des Leides der Vergangenheit wirkt in diesen Fällen so, dass Leid nur in und an der Gegenwart wahrgenommen wird.

2) Das zweite Element besteht im hemmungs- und schamlosen Einsatz von Propaganda, bei der es nicht um Wahrheit geht, sondern um den Gewinn von Sympathie. Fakten zählen nicht, wichtig ist nur, dass Anhänger mobilisiert und abhängig gemacht werden. Sie sollen auf einer emotionalen Ebene erreicht werden, indem ihr Zorn und Hass durch manipulierte Informationen mobilisiert wird. Dazu ist jedes Mittel recht. Lügen und Faktenverdrehungen werden systematisch und skrupellos eingesetzt. 

Wer von Kindheit an gewohnt ist, manipuliert, belogen und getäuscht zu werden, verliert das Gespür für den Unterschied zwischen wahr und falsch und glaubt, dass jeder Mensch egoistisch mit allen Mitteln der Wahrheitsverdrehung zu seinem Vorteil kommen will, und deshalb bleibt einem selbst nichts anderes übrig, als genauso vorzugehen. Selbstsüchtige Eltern prägen selbstsüchtige Kinder.

3) In die gleiche Kerbe schlägt das nächste Element, der Anti-Intellektualismus. Alle, die im Bildungssystem zu kurz gekommen, benachteiligt oder abgewertet wurden, finden ein Ventil für die Kränkungen im faschistischen Affekt gegen die „Eliten“, die Oberen, die Besserweggekommenen, die überheblichen Besserwisser. Sie sollen gedemütigt und entmachtet werden, als Rache für die eigenen Frustrationen. Der Generalverdacht und die Feindschaft gegen die Wissenschaften haben hier ihre Wurzeln.

Statt wissenschaftliche Forschungsergebnisse zu nutzen, wird an Verschwörungstheorien geglaubt, die einfache Welterklärungsmodelle liefern, z.B. eine kleine Gruppe von Menschen regiert heimlich die ganze Welt. Abgesichert werden diese Theorien mit paranoiden Konstruktionen: Alles, was der Theorie widerspricht, oder alle, die dagegen sind, sind selber Teil der Verschwörung. Es gibt keine Korrekturmöglichkeiten bei diesen Theorien, sie gelten absolut und geben deshalb eine Sicherheit gegenüber den Wissenschaften, die alles in Frage stellen.

4) Beim nächsten Element geht es um die Betonung gesellschaftlicher Hierarchien, also um eine klare Abstufung von Über- und Unterordnung. Die Gedanken von Gleichheit und Gleichberechtigung werden abgelehnt, weil sie Unsicherheit erzeugen. Hier drückt sich der Wunsch nach einer eindeutigen Elternautorität aus, die in der Kindheit gefehlt hat. Die Demokratiefeindlichkeit der Faschisten ist die größte Gefahr, die von ihnen ausgeht, denn sie will der Willkür, die sich hinter den Bestrebungen nach klaren Hierarchien versteckt, Tür und Tor öffnen.

Demokratie wird in der Kindheit gelernt, oder sie wird nicht gelernt. Eltern, die ihre Kinder grundsätzlich achten und ihnen auf verschiedenen Ebenen als gleichrangig begegnen, geben ihren Kindern ein Wert- und Toleranzgefühl mit, das ihnen hilft, intuitiv die Grundidee der Demokratie zu verstehen. 

5) Daran reiht sich das nächste Element an: Der Ruf nach Recht und Ordnung. Da die Gegenwart als unsicher erlebt wird, muss die Exekutive gestärkt werden, die jede Störung der vorgegebenen Ordnung unterbindet. Damit soll die Gesellschaft auf ihrem gegenwärtigen Stand eingefroren werden, weil jede Veränderung noch weiter von der heilen Vergangenheit wegführen würde. Die Beschwörung von law and order kann so weit gehen, dass die rechtsstaatlichen Normen oder die Menschenrechte missachtet werden (vgl. den Ruf nach der Aufhebung des Asylrechts, der von rechtsgerichteten Parteien erhoben wird, oder die Eingriffe in die Unabhängigkeit der Rechtsinstanzen in Ländern, die von rechten Parteien regiert werden, oder der Sturm auf das Kapitol nach der Abwahl von Trump in den USA).

Erwachsene, die als Kinder in einem Regime von absolut geltenden Regeln aufgewachsen sind, neigen einerseits zur Rebellion und andererseits zur Unterordnung. Die faschistische Richtung deckt beides ab: Rebellion gegen die „Eliten“, also die ungerechten und selbstsüchtigen Eltern, und Unterordnung unter die Partei oder die Führer, die die guten Eltern repräsentieren, die man sich immer gewünscht hat.

6) Faschisten und Anhänger des Faschismus fühlen sich immer in einer Opferrolle – historisch betrachtet als Angehörige einer Nation, der Ungerechtigkeit widerfahren ist, oder sozial als Mitglieder einer Schicht oder Gruppe, die benachteiligt ist. Die angenommene Opferrolle kann nur durch die Übernahme einer Täterrolle ausgeglichen werden, und das ist die Wurzel der Gewaltbereitschaft, die Teil aller faschistischen Bewegungen ist.

Auch hier ist wieder einsichtig, dass die Opfererfahrung als Kind (z.B. durch eine Form des Missbrauchs) auf die eigene Gesellschaft als ganze übertragen wird.

7) Das nächste Element bezieht sich auf die Rolle der Sexualität. Hier wird einem patriarchalen Muster gefolgt, das in diesem Bereich Sicherheit geben soll. Es bleibt die Welt der Männer starr getrennt von der Welt der Frauen, und ebenso starr soll die Machtverteilung mit der Bevorzugung der Männer bestehen bleiben. Deshalb werden alle Bestrebungen des Feminismus ebenso bekämpft wie die Homosexualität und alle nichtbinäre Formen sexueller Orientierung. 

8) Ähnlich wie die Verklärung der Vergangenheit wirkt die Verherrlichung des Landlebens, das mit einer „natürlichen“, „gesunden“ Lebensform in Verbindung gebracht wird. Aus den Städten kommt alles Schlechte, sie sind der Ursprung von allem Unheil und vom Verfall der Sitten. Das wirkt wie ein Nachhall aus der Entstehung des Kapitalismus, durch den viele ihr Land verlassen mussten, um in den Städten Arbeit zu finden und in erbärmlichen Wohnverhältnissen zu leben. Das Leben am Land wird als Idyll gesehen, wie eine schöne Kindheit, die es nie gegeben hat oder die für immer verloren ist. 

In diesem Aspekt knüpft der Faschismus an die Strömungen der Romantik an, die zu Beginn der Industrialisierung mit der Idealisierung der Vergangenheit und des ländlichen Glücks ein melancholisches Zeitgefühl wiedergegeben haben. Die Romantik war im 19. Jahrhundert aber mit dem Liberalismus in der Ablehnung von autoritären Obrigkeiten verbündet. Dieser herrschafts- und machtkritische Aspekt ist in der faschistischen „Romantik“ völlig verschwunden.

9) Schließlich gibt es in der Vorstellungswelt der Faschisten einen klaren Unterschied zwischen den „Anständigen“ und „Fleißigen“ und den „Unanständigen“ und „Faulen“. Die Anhänger dieser rechtsextremen Richtung sehen sich auf der einen, der sauberen Seite und verachten die anderen, die sich nicht ihren Vorstellungen von Rechtschaffenheit und Fleiß fügen, die allerdings oft nur oberflächlich behauptet und vertreten werden. Denn auch Vertreter des Faschismus, die den Anstand im Mund führen, verhalten sich oft schamlos, wenn es um Gewalt oder Sexualität geht, oder liegen auf der faulen Decke, ohne zu merken, dass sie auf der Seite jener gelandet sind, die sie verachten. Das binäre, dichotome Schema ist typisch für ein faschistisches Weltbild, das immer eine Eindeutigkeit vorgeben möchte, die es in der Wirklichkeit nie gibt.

10) Mir erscheint noch ein weiteres Merkmal wichtig: Die Abneigung gegen Kunst, vor allem was ihre modernen Strömungen anbetrifft. Offenbar bedrohen Kunstrichtungen, die die normalen Wahrnehmungsgewohnheiten herausfordern, das Sicherheitsgefühl, das für Menschen mit faschistischen Neigungen das wichtigste ist. Außerdem kann die Kunst nie in ein Schwarz-Weiß-Schema von Gut und Böse eingepasst werden, wie es von Faschisten bevorzugt wird, sondern sie hat die Aufgabe, die Übergänge, Schattierungen und Nuancen darzustellen und dadurch die Rahmensetzungen, die durch die Konventionen errichtet wurden, zu überschreiten und zu sprengen. Die Verunsicherung, die jede Form von lebendiger Kunst auslösen will, ist allen Faschisten ein Dorn im Auge. Die Ursache für den Hass auf neuartige Kunstwerke kann in der Unterdrückung der kindlichen Kreativität durch verständnislose Eltern gefunden werden.

Aus all diesen Elementen wird klar, dass der Faschismus mit der Demokratie nicht verträglich ist. Genauer gesagt, sind seine Programme antidemokratisch. Alle faschistischen Bewegungen streben danach, die Macht bei sich zu monopolisieren, um dann die Demokratie abschaffen zu können, die durch ein autoritäres System ersetzt werden soll. Deshalb können demokratische Systeme nur dann überleben und weiterentwickelt werden, wenn der Einfluss der Rechtsparteien zurückgedrängt und verkleinert wird. Unabhängige Medien, die der Faktizität verpflichtet sind, unabhängige Wissenschaften, die die hohen Standards der Forschung folgen, und das Aufwachsen von jungen Generationen, die die Werte der Freiheit und Toleranz zu schätzen wissen und gegenüber propagandistischen und ideologischen Verführungen eine kritische Distanz wahren können, sind Garanten für den Fortbestand der Demokratie und für die Eindämmung der rechten Demokratiefeinde.

Der Faschismus und die mit dieser Ideologie verbundenen Rechtsparteien können außerdem wegen ihrer Rückwärtsgewandtheit und Wissenschaftsfeindlichkeit keine Lösungen für aktuelle und für voraussehbar kommende Probleme anbieten. Empirisch konnte nachgewiesen werden, dass rechtsgerichtete Regierungen in der Regel mit ihrer Wirtschaftspolitik die soziale Ungleichheit verstärken, also die wirtschaftliche Lage ihrer Anhänger verschlechtern. Rational betrachtet, gäbe es für niemanden einen Grund, rechte oder faschistische Parteien zu wählen. Deshalb liegt die einzige Chance für faschistische Strömungen, um an die Macht zu kommen, darin, die Gefühle der Menschen mit allen Mitteln der Propaganda und des systematischen Lügens zu manipulieren. Und deshalb liegt das Hauptgegengewicht gegen die rechten Strömungen nicht nur in der Aufrechterhaltung der Rationalität und des vernunftgeleiteten Diskurses, sondern auch in der Bewusstmachung und Aufarbeitung der emotionalen Hintergründe und Triebkräfte, die Menschen nach rechts abdriften lassen.

Donnerstag, 11. Juli 2024

Was ist Manipulation?

Wir reden viel von Manipulation, oft ohne uns genauer zu überlegen, was eigentlich gemeint ist. Zunächst ist es klar, dass es um eine Form der Beeinflussung geht. A hat eine Absicht, und er will B dazu bringen, sie auszuführen. Statt einfach zu fragen, ob B die Absicht umsetzen möchte, wird die Absicht verschleiert und es wird versucht, B dazu zu bringen, zu glauben, dass es für ihn am besten ist, wenn er die Absicht von B ausführt. Beispiel: A möchte B einen Rasenmäher verkaufen. Er weiß, dass B schon einen Rasenmäher hat und keinen neuen braucht. Also muss er versuchen, B dazu zu bringen, dass er selber glaubt, einen neuen Rasenmäher zu kaufen. Es geht also darum, die Einstellung von B so zu verändern, dass dann das, was A will, von B gemacht wird, so dass B meint, es selber zu wollen, und damit können alle scheinbar zufrieden sein.

Die Beeinflussung von anderen geschieht unter Ausnutzung ihrer Schwachstellen und Unsicherheiten. Die Botschaft soll dort ins Innere eindringen, wo die Wachsamkeit aussetzt oder schlecht ausgebildet ist. Der Manipulator zieht seinen Gewinn aus der  Naivität, Gutgläubigkeit oder Gier der Menschen, indem er sie für seinen Vorteil empfänglich macht.

Wir nutzen für Manipulation auch den Ausdruck „jemandem etwas einreden“. Damit ist gemeint, dass wir mittels der Sprache die eigene Rede in jemand anderen einpflanzen wollen. Wir wollen, dass die andere Person unsere Rede und damit unsere Sichtweise übernimmt und zu ihrer eigenen macht. Sie soll also introjizieren, was wir aufoktroyieren wollen. Damit wird die Grundlage für ein Machtgefälle gelegt, indem B tut, was A will, und dabei meint, es selber zu wollen.

Es gibt beim Manipulator eine Absicht, mit der er die andere Person in eine bestimmte Richtung lenken will. Es gibt dazu einen bewussten Teil, der es für richtig befindet, dass das Objekt der Manipulation genau das tut, was man von ihr will. Es gibt auch einen unbewussten Teil, der spürt, wo die Schwachstelle der anderen Person ist, über die sie erreicht werden kann, sodass sie zustimmt, obwohl sie von sich aus nicht will. Aus der Zusammenarbeit dieser beiden Teile entsteht die Manipulation, die wirklich wird, sobald die Person B in die von A gewünschte Richtung geht und deren Absicht ausführt.

Manipulation durch Werbung

Bei der Werbung und Propaganda ist die Absicht klar und unverblümt, und ebenso sind die Schwachstellen der Menschen bekannt, durch Erfahrung und wissenschaftliche Erforschung. Es gibt viele Untersuchungen, wie Menschen zu bestimmten Einstellungen und über die Einstellungen zu Handlungen gebracht werden können, ohne dass sie es merken. Wir wissen zwar, was die werbetreibenden Unternehmen von uns wollen, schauen uns aber trotzdem ihre Botschaften an und können uns den Einflüssen nicht entziehen, die auf unsere unbewusst ablaufenden emotionalen Muster und Denkvorgänge wirken. Auch wenn wir gerade kein Parfüm kaufen wollen, fühlen wir uns freudig berührt, wenn wir ein trautes Paar sehen, das sich beim Sonnenuntergang liebkost. Wir wissen, dass das alles für einen bestimmten Zweck inszeniert ist, aber wenn wir irgendwann einmal in einem Geschäft die Marke sehen, für die geworben wurde, kann uns das gleiche Gefühl wieder befallen, und, so die Hoffnung der Manipulatoren, wir greifen diesmal zu und schon ist das Parfüm in der Tasche gelandet. Wir denken vielleicht später, dass wir eigentlich etwas ganz anderes einkaufen wollten, aber nun ist es schon zu spät. Die Manipulationsfalle ist zugeschnappt.

Zur Manipulation gehört, dass die beeinflusste Person nicht erkennen soll, dass sie beeinflusst wurde, sondern zur Meinung gelangen soll, dass sie eine bestimmte Ansicht von sich aus vertritt und für richtig empfindet. Es geht also um eine Fremdbestimmung, um Fernsteuerung, die unbemerkt ablaufen soll.

Die Parabel vom kleinen Hänschen

Es gibt Manipulationen, die dem Manipulator nicht bewusst sind. Sie bilden den Quell für alle späteren Manipulationsimpulse. Sie entstehen in der Eltern-Kind-Interaktion, wenn Eltern Erwartungen an die Kinder haben, die sie nicht direkt ausdrücken, weil sie mit Scham behaftet sind, aber die sie auf eine Weise mitteilen, dass die Kinder ein schlechtes Gewissen ausbilden, wenn sie die Erwartungen nicht erfüllen. Zum Beispiel sagt die Mutter zum Hänschenklein: „Geh nur in die weite Welt hinaus,“ aber ihr Blick drückt ihr großes Leid darüber aus, dass sie verlassen wird. Der kleine Hans geht in die weite Welt, also in seine Autonomie, aber das schlechte Gewissen holt ihn ein, er besinnt sich, weil er spürt, wie traurig die Mutter ist, und kehrt geschwind wieder heim. Vorbei ist es mit der Autonomie, er hat sich der manipulativen Macht der Mutter unterworfen.

Die Mutter „kann nicht anders“, d.h. sie hat keine bewusste Absicht, ihren Sohn zu manipulieren. Scheinbar will sie ja das Beste für ihn. Sie steckt jedoch fest in ihren narzisstischen Besitzansprüchen und übt damit die Macht aus, die ihr in ihr selber fehlt. Wenn der Sohn geht, fällt sie ganz auf sich selbst zurück und merkt, dass sie nichts wert ist. Also muss der Sohn wieder her, um dieses Vakuum zu füllen. Der kleine Hans lernt dabei, dass es keinen direkten Weg zur Erfüllung der Bedürfnisse gibt, sondern dass der immer über Manipulationen führen muss.

NLP und Manipulation

Eine interessante Wendung findet das Thema im NLP. Dort wird die Sache umgedreht: Manipulation gibt es nur, wenn sie von einem Empfänger zugelassen wird. Der augenscheinlich Manipulierte sorgt erst mit seiner Zustimmung dafür, dass der Manipulierende sich manipulierend verhält. Er manipuliert in diesem Sinne den von außen als aktiv gesehenen Manipulator. Wer Manipulation zulässt, macht sie erst zur Manipulation. Manipulation wird damit zu einer alltäglichen Vorgehensweise, die demnach nicht negativ bewertet werden muss. Es handelt sich um Abmachungen mit wechselseitiger Verantwortung.

Formal nachvollziehbar ist, dass es zum Zustandekommen einer Kommunikation immer zwei braucht, so auch bei einer manipulativen Kommunikation. Wenn B auf die manipulative Absicht von A nicht eingeht, entsteht keine Manipulation. Allerdings gehört zur Manipulation die bewusste Absicht zur Manipulation, die darin besteht, B nicht nur zu einer Handlung zu bewegen, z.B. zum Kauf des Rasenmähers, sondern bei ihm eine innere Haltung zu erzeugen, die diesen Kauf als dem eigenen Interesse dienend einschätzt.

Übersehen wird bei dieser Überlegung das Machtgefälle. Der Manipulierende will (bewusst oder unbewusst) der anderen Person seinen Willen aufzwingen. Er sucht einen Weg, auf dem die andere Person nicht merken soll, dass sie überrumpelt wird. Es gibt also immer eine Täuschungsabsicht, und sie markiert den Unterschied zwischen der Manipulation und anderen Formen der Überzeugungsrede. Mit Hilfe der Täuschung soll in die Innenwelt der Adressatin ein fremder Inhalt eingeschmuggelt werden, ohne dass der Schwindel bemerkt wird. Dieser Vorgang kann von beiden Seiten unbewusst ablaufen, wie beim Beispiel vom kleinen Hans, oder bewusst, wie in der Werbung oder bei einem Kundengespräch, bei dem z.B. Nachteile der angebotenen Ware oder Dienstleistung verschwiegen werden, bei dem also Mogelpackungen angepriesen werden. Das bekannte Beispiel sind die Kühlschränke, die an Eskimos verkauft werden.

Dem NLP wird nachgesagt, als Methode manipulativ zu sein und Manipulationstechniken zu lehren. Es gibt NLP-Kurse mit dem Titel: „Manipulieren, aber richtig.“ Ein Buch namens: „Mit NLP manipulieren“ wird folgendermaßen angepriesen: „In diesem Buch erfahren Sie erstmals, wie Sie Menschen mit Hilfe von NLP so manipulieren können, wie Sie es möchten. Mit Hilfe der richtigen NLP Technik lässt sich jeder Mensch marionettenartig so steuern, wie man es möchte. Hierzu bedarf es lediglich der richtigen NLP Technik.“ (Jacobsen, Frank, 2010)

Natürlich sehen das die Vertreter dieser Richtung nicht so und verweisen darauf, dass man mit dem NLP lernen kann, sich nicht manipulieren zu lassen. Das bedeutet aber, man könne nur mit NLP lernen, NLP-basierende Manipulationen zu durchschauen. NLP versucht, Einfluss auf das Unterbewusste des Interaktionspartners zu nehmen, auch ohne dass dieser es bemerkt. Damit liegt es an der ethischen Integrität dessen, der NLP anwendet, ob er mit seinen Techniken andere Menschen zum eigenen Vorteil täuscht oder ob er sie zum Vorteil der angesprochenen Person nutzt. Das NLP stammt ja zu einem gewissen Teil aus der Hypnotherapie (vor allem nach Milton Eriksson), bei der auch direkt auf das Unterbewusste der behandelten Person Einfluss genommen wird. In diesem Rahmen gibt es klare ethische Richtlinien, die die Klienten schützen. Das NLP hat die Anwendungsgebiete der hypnotischen Beeinflussungen auf andere Geschäftsfelder erweitert und wird z.B. in der Wirtschafts- und Politikberatung angewendet. Dort geht es aber um Konkurrenz und schnellen Gewinn unter Umständen auch auf Kosten anderer und nicht um Mitgefühl für Leidenszustände. Wer die Machtaspekte bei der Manipulation ignoriert oder verharmlost, öffnet dem egoistischen Gebrauch der Manipulation Tür und Tor.

Manipulationsuniversen in den sozialen Medien

Wer Unterlegenheitsgefühle, mangelndes Selbstvertrauen oder Angst hat, lässt sich leichter täuschen, ist leicht manipulierbar. Wer als Kind von den Eltern (zumeist unbewusst) manipuliert wurde, ist besonders anfällig für Manipulationen.

Manipulationen haben aber auch deshalb so viel Erfolg, weil es immer schwieriger wird, alle Angebote und Glücksversprechen, die auf uns einprasseln, zu überprüfen. Mit den sozialen Medien haben sich neue Universen der Manipulation geöffnet, in denen jedermann/frau die Manipulationskünste erproben kann, ohne Rücksicht auf irgendwelche ethischen Standards. Medienkompetenz gehört schon längst zu den Grundfähigkeiten im Umgang mit dem Informationsdschungel, dem wir ausgesetzt sind. Wenn wir aber von ungewollten Beeinflussungen frei bleiben wollen, müssen wir die Mühe auf uns nehmen, Faktencheck über Faktencheck durchzuführen.

Gebräuchliche Manipulationstechniken

Es gibt unterschiedliche Manipulationstechniken, die dort wirksam werden, wo es Grenzverletzungen in der Kindheit gegeben hat:

1.   Manipulation durch Wiederholung:
Hier geht es darum, die Botschaft so oft zu wiederholen, bis das Gegenüber „weichgeklopft ist“ und den Widerstand aufgibt. In der Erziehung ist es wichtig, Vorgänge immer wieder zu wiederholen, damit die Kinder lernen können. Wenn aber die Prozeduren, die immer wieder die gleichen sind, dem Kind nicht beim Wachsen helfen, sondern ihm Prügel vor die Füße werfen, wird es keinen kritischen Geist entwickeln.

2.   Manipulation durch Erzeugen von Angst:
Es wird der Eindruck erweckt, dass eine Entscheidung so schnell wie möglich getroffen werden muss, weil sonst ein großer Nachteil entsteht. Die Angst soll das logische und vernünftige Denken abstellen und zu spontanen Handlungen (z.B. Spontankäufen) anleiten.
Das Aufwachsen unter angstgeprägten Umständen macht empfänglich für die Motivation aus Angst.

3.   Manipulation des Denkens:
Ein weites Feld von Möglichkeiten gibt es bei der Beeinflussung der unbewusst ablaufenden Denkvorgänge, z.B. Übertreibungen, Fangfragen oder Faktenverdrehungen. Es werden Aussagen präsentiert, die nicht überprüft werden können, z.B. das Waschmittel wäscht weißer als alle anderen. Kinder, die mit Eltern aufgewachsen sind, die immer rechthatten und rechthaben mussten, merken schwerer, wenn ihre Denkvorgänge beeinflusst werden.

4.   Manipulation des Verhaltens durch Sprache:
Mit der Formulierung: „Man tut etwas (nicht)“ wird suggeriert, dass es sich um eine unumstößliche Norm handelt. Ebenso wirken Aussagen, die als Faktum behaupten, was nur eine Bewertung darstellt: „Es ist unmöglich, sich so zu verhalten.“ Wer mit solchen Mitteln erzogen wurde, neigt dazu, solche Behauptungen für bare Münze zu nehmen und sich danach zu richten.

5.   Manipulation von Informationen:
Informationen brauchen einen Kontext, um Sinn zu machen. Deshalb ist es relativ einfach, den Kontext zu verändern, ohne dass es bemerkt wird, und schon gewinnt die Information eine neue Bedeutung. Z.B. werden Informationen, die dem angepriesenen Produkt zum Nachteil gereichen, als unwichtig bezeichnet, und solche, die das Produkt auszeichnen, als einzig wichtig benannt. Allgemein heißt das, dass Informationen, die der eigenen Sichtweise entgegenstehen, ausgeblendet oder abgewertet, und Informationen, die diese Perspektive unterstützen, herausgestrichen und überbetont werden.
Wer schon als Kind entmutigt wurde, nach dem zu forschen, was die eigenen Normen und Werte sind, wird sich schwertun, sich gegen solche Manipulationen abzuschirmen.

6.   Manipulation von Bedürfnissen:
Unerfüllte Bedürfnisse motivieren uns zum Handeln. Deshalb ist der Zugriff auf die Bedürfnisse bei jeder Manipulation wichtig. Jeder Mensch leidet irgendwo unter einem Mangel, nachdem nie alle Bedürfnisse optimal erfüllt sind. Diesen Mangel aufzuspüren, ist die Kunst der Manipulatorin. Der zweite Schritt besteht darin, das eigene Angebot als perfekte Erfüllung genau dieses Bedürfnisses darzustellen. Viele der Mangelzustände sind emotionaler Natur: zu wenig Aufmerksamkeit, Zuwendung, Mitgefühl und Liebe zu bekommen. Also werden Produkte emotional aufgeladen, sodass sie scheinbar in der Lage sind, emotionalen Mangel auszugleichen. Z.B. suggeriert eine Schokosüßigkeit einen Genuss, der jeden inneren Mangel stillt. Viele, die als Kinder gelernt haben, statt emotionaler Zuwendung mit Nahrungsmitteln oder Medienkonsum abgespeist zu werden, sind anfällig für diese Form der Manipulation.

Zum Weiterlesen:
Manipulation erkennen und entzaubern
Astroturfing - Manipulation vom Feinsten
Die Begrenzung narzisstischer Manipulation
Wird die Demokratie von Manipulatoren gekidnappt?