Neben all den vielerorts geäußerten Kritikpunkten am Fall des Großbankers zum Untersuchungshäftling in New York möchte ich zwei Punkte hervorheben.
Das Szenario ist klassisch, der reiche mächtige Mann und das Zimmermädchen. Vor nicht allzu langer Zeit hätte niemand einem Zimmermädchen und jeder dem reichen mächtigen Mann geglaubt. Nun hat sich das Bild gewandelt. Gewaltanwendung muss verfolgt werden, ohne Ansehen der Person des Täters, wie es im Gesetz steht. Aber immerhin ist bemerkenswert, dass das Gesetz auch Anwendung findet. Das ist ein Anzeichen dafür, dass sich der Kampf für die Rechte der Frauen gelohnt hat. Und es ist zu hoffen, dass die Publizität dieses Falles eine abschreckende Wirkung auf Männer, reiche und weniger reiche, hat.
Der zweite Punkt betrifft die Kultur des Geldes. Ein gebildeter und weltgewandter Mann wird angesichts eines Zimmermädchens "schwach". Er wird (be)gierig. Obwohl sein mutmaßliches Verhalten einen Rückfall vom 21. in länger zurückliegende Jahrhunderte darstellt, passt es strukturell in die materialistische Kultur. Diese ist gekennzeichnet durch den Drang zur Anhäufung von Gütern. Die Innenseite dieses Dranges, also das, was die den Drang ausübenden Menschen spüren, ist die Gier. Die Gier hat kein Ende, sondern kennt nur Pausen, ähnlich wie das Anhäufen von Objekten. Es gibt immer noch mehr zu begehren.
Doch ist diese Logik der Gier schon gebrochen. Ein Mann, der Gier zeigt, ist nicht mehr tragbar. Offensichtlich hat sich unterschwellig etwas in der Kultur des Geldes geändert. Eine Position an den Schaltstellen des großen Geldes ist mit enormer Verantwortung verbunden. Lebenschancen und Schicksale von Millionen von Menschen hängen von Entscheidungen ab, die in diesen Gremien getroffen werden. Es scheint so, dass ein Bewusstsein dafür gewachsen ist, dass nur Menschen mit Integrität für eine derartige Verantwortung geeignet sind.
Und das ist es, wo wir hinkommen sollten: Dass an diesen Schaltstellen Menschen mit Integrität sitzen, das heißt, Menschen, die nicht von ihrer eigenen Gier getrieben sind, sondern von einem Blick und von einem Gefühl für das größere Ganze, für das sie Verantwortung tragen.
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