Mittwoch, 5. Mai 2021

Helden ohne Mythos

Der Archetyp des Helden zählt zu den zentralen Urbildern des kollektiven Unbewusstseins. Heldenmythen gibt es in vielen Traditionen und Kulturen. Sie begeistern vor allem junge Menschen, die gerade aus ihren Familien ausbrechen wollen. Dieser Archetyp ist sehr anfällig für Missbrauch und hat deshalb einen zwiespältigen Ruf. Im Folgenden soll der Begriff des Helden ein wenig de- und rekonstruiert werden, um die Ideologisierungen, die in diesem Zusammenhang gemacht wurden, zu entschärfen. Denn dieser Begriff eignet sich verhängnisvoll gut für die Instrumentalisierung durch Machtinhaber: Sie müssen nur den Menschen einreden, dass sie Helden sind, wenn sie sich für kollektive Zwecke aufopfern. Der Diktator erreicht seine Ziele und die Helden sind verblutet. Allenfalls werden sie mit einem Heldendenkmal gefeiert, mit dem sich vor allem der Diktator brüstet, und die Hinterbliebenen kriegen einen Zettel oder eine Blechmedaille. 

Wer ist aber ein Held? Ein Held, eine Heldin ist jemand, der/die trotz Angst eine Selbstüberwindung zustande bringt. Ein Held ist nicht jemand, der mit links möglichst viele Feinde zu Boden streckt oder in die Luft wirbelt und dann lässig vom Schlachtfeld geht. Das Markenzeichen des Helden ist nicht die unbekümmerte Angstfreiheit, sondern die Bereitschaft und Fähigkeit, angesichts der Angst nicht einzuknicken oder wegzulaufen, sondern handlungsfähig zu bleiben und das Notwendige zu tun. Heldentum heißt also, eine anstehende Herausforderung zu meistern, gleich ob es leicht oder schwer fällt, gleich ob das Herz in die Hose fällt oder nicht.  

Wenn wir von Helden sprechen, denken wir an Menschen, die Außergewöhnliches angesichts widriger Umstände geschafft haben. Was außergewöhnlich ist, kennt aber keine objektiven Maßstäbe, sondern ist das, was jenseits der eigenen Gewohnheiten und außerhalb der eigenen Bequemlichkeitsgrenzen liegt. Jeder Mensch hat da seine eigenen Begrenztheiten, die von Ängsten und Schamgefühlen bewacht werden. Und jeder hat deshalb auch vielfältige Gelegenheiten, den eigenen Heldenmut unter Beweis zu stellen. 

Die Gestalt der Heldin ist ein Archetyp des Mutfassens, der Ermutigung und der Bekräftigung. Wir können ihn zur Steigerung unserer Selbstmächtigkeit und zur Vergewisserung unserer Würde als Mensch nutzen. Er enthält die Ermunterung und den bestärkenden Zuspruch, den eigenen Möglichkeitsraum und damit die Spielwiese der Freiheit beständig zu erweitern, für uns selbst und für die anderen.  

Der Angst begegnen 

Jede überwundene Angst stärkt das Selbstvertrauen und immunisiert gegen unnötige Schambelastungen. Jede Angstsituation, die wir durchlebt haben, macht uns angstfreier. Jedem Ungeheuer, dem wir in die Augen geblickt haben, ohne zu weichen, haben wir die Macht über uns genommen. Wir fühlen uns in der Lage, Grenzverletzungen zu erkennen und zu verhindern. Wir schaffen es, den inneren Dämonen entgegenzutreten und uns vor ihren Einflüssen und Einflüsterungen zu wappnen. Wir lassen keine Beschämungen mehr zu oder nehmen sie nicht persönlich, wenn sie jemandem in unserer Umgebung unterlaufen. 

Der Helden-Archetyp macht Mut, über die eigene Komfortzone hinauszugehen und mit alten Gewohnheiten zu brechen, um Neuland zu erschließen. Und dazu gibt es in jedem Leben, ja sogar in jedem Lebensmoment eine Gelegenheit. Wir müssen also nicht gefährliche Länder bereisen, Tiefseetauchen oder riskante Klettertouren unternehmen, um unser Heldentum unter Beweis zu stellen. Wenn wir uns überwinden, für unser Immunsystem und unseren Kreislauf unter die kalte Dusche zu treten und ein paar Minuten auszuhalten, kann das eine Heldentat sein. Oder auch: Wenn wir, statt einen Streit fortzusetzen, einen Atemzug nehmen und etwas Liebevolles sagen. Oder auch: Wenn wir das Kleinkind, das einen Wutanfall hat, zu uns nehmen und so lange halten, bis es ruhig wird. Oder auch: Wir gehen den Berg Bügelwäsche an, obwohl die Gewohnheit zum Fernseher zieht. Oder auch: Trotz eines fast unerträglich schweren Gefühls und Widerwillens steigt die depressive Person aus dem Bett und trotzt ihrer miesen Stimmung.  

Heldenreisen beginnen genau dort, wo sich ein unüberwindlich scheinendes Hindernis vor einem auftürmt. Die Möglichkeiten, zum Helden zu werden, sind unendlich, und jedes Leben enthält lange Listen von vollbrachten Heldentaten, freilich auch von misslungenen oder vermiedenen Herausforderungen. Es gibt also auch keine Helden ohne Versagen. 

Es geht nicht nur darum, alte hinderliche Gewohnheiten zu verlassen, sondern auch darum, neue aufzubauen, die uns guttun, z.B. in Bezug auf die Ernährung oder die Bewegung. Auch das erfordert die Überwindung von inneren Widerständen und das Aufbringen von Konsequenz und Disziplin. Andererseits brauchen wir die Heldenkraft auch, um Gewohnheiten, die uns schwächen, zu brechen. Alles, was wir übertreiben und im Übermaß tun oder genießen, was uns also kurzfristig gefällt und langfristig belastet, all die Routinen der Selbstschädigung werden durch eingefräste Gewohnheiten am Laufen gehalten. Solche Vorgänge zu unterbrechen oder zu beenden, erfordert viel Selbstdisziplin und Willenskraft. 

Heldentum finden wir also nicht nur in einzelnen Großtaten, sondern auch in einer beständig fortgeführten Lebenspraxis, die den eigenen Idealen entspricht oder sich ihnen mehr und mehr annähert. Selbst Menschen, die ein unauffälliges Leben führen, in dem sie mit Fleiß und Konsequenz ihre Aufgaben zum Besten für sich selber und ihre Mitmenschen erfüllen, sind heldenhaft.  

Die Heldentaten im Miteinander 

Es geht beim Helden-Archetypen nicht nur um die Stärkung der eigenen Lebenstüchtigkeit, sondern auch um die Stärkung des Miteinanders, also um die Stärkung der Mitmenschen und des Zusammenlebens mit ihnen. Das klassische Ideal des Ritters aus dem Mittelalter umfasste immer auch die Hilfsbereitschaft: Den Einsatz für die Kranken, Schwachen, Witwen und Waisen. Held ist also nicht der Ego-Optimierer, der selbstbesessene Muskelprotz oder Karriere- und Reichtumsmaximierer. Held ist vielmehr jemand, der ein Herz für die anderen hat, die in Schwierigkeiten stecken, und der sich tätig für sie einsetzt, ohne die eigenen Interessen in den Vordergrund zu stellen. Er ist jemand, der das Gemeinwohl über den Eigennutzen stellt. 

Das beginnt mit Eltern, die Tag und Nacht für die Nöte ihrer Babys da sind und die eigenen Bedürfnisse zurückstellen. Es gibt Ärzte und Krankenpfleger, die im Bedarfsfall bis an den Rand ihrer Erschöpfung Leben retten. Viele Männer und Frauen sorgen für ihre kranken, alten oder behinderten Angehörigen. Viele setzen sich für Flüchtlinge oder Migranten ein oder leisten Hilfsdienste in Katastrophengebieten. Viele gehen gegen Unrecht und Machtmissbrauch unter Lebensgefahr auf die Straße. 

Die Helden des Geistes 

Die Scham ist es, die uns an Gewohnheiten festhalten lässt. Neue Wege zu gehen ist immer mit dem Risiko verbunden, abgelehnt, abgewertet, verspottet oder ignoriert zu werden. Diesem Risiko stellen sich auch die Helden des Geistes, jene Menschen also, die neue Bereiche des Denkens, des Forschens und der Ideenbildung erschließen. Sie überschreiten die Gewohnheitsgrenzen und wagen neue Einblicke in die Tiefen und Weiten des Universums. Sie müssen die Wahrnehmungs- und Denktraditionen, auf die sich alle andere stützen, hinter sich lassen und Neuland erschließen, unabhängig von Anerkennung und Bewunderung. Einzusehen, dass die Erde um die Sonne kreist (Kopernikus), dass alle Erkenntnis subjektiv ist (Kant) oder dass Gott tot ist (Nietzsche), ist gefährlich für den eigenen Status in der Gesellschaft. Die Kompromisslosigkeit der Helden des Geistes ist ihre Gabe, den Beschämungen zu trotzen, die als Reaktionen der Gesellschaft auf die Infragestellung von Denkgewohnheiten kommen. 

Ebenso mutig ist es, Kunstwerke zu schaffen, die die Wahrnehmungsgewohnheiten der Umwelt herausfordern. Mutig war es, atonale Musik zu komponieren oder abstrakte Bilder auszustellen. Alle bahnbrechenden Leistungen in den verschiedenen Bereichen der Kunst haben etwas Heldenhaftes an sich. Sie haben das Tor zu neuen Bewusstseinsebenen und damit zu mehr Freiheit geöffnet. 

Die Heldenreise im Inneren 

Wir brauchen den Archetypen des Heldens auch für die Innenreise. Denn viele Weisheitslehrer behaupten, dass die eigentlichen und wirklichen Gefahren dort drinnen, in den Schutzschichten des Persönlichkeitskernes, lauern. Die Angst haftet nicht an Objekten, sondern entsteht in uns, sobald ein Außenreiz aufgenommen wird, den wir als Gefahr interpretieren. Das Erkennen, Konfrontieren und Durchschauen dessen, was uns Angst macht, erfordert Heldenmut. 

Der Hort der Ängste wird als das Ego bezeichnet. Deshalb, so die Ansicht vieler spiritueller Lehrer, liegt die größte Angst darin, dieses Ego zu verlieren. Gewissermaßen schützt sich das Ego durch die Mobilisierung aller Ängste davor, die Herrschaft im Innenleben abzugeben. Der Verlust der Kontrolle über unser Leben, die uns das Ego verspricht, droht und wird mit allen Mitteln verhindert. Die spirituelle Heldenreise ist jene, Schicht um Schicht dieses Ego zu entmachten und damit Schritt für Schritt die Idee, das eigene Leben unter Kontrolle zu haben, aufzugeben. Wo keine Angst und keine Kontrolle bestehen, hat auch die Scham keinen Platz mehr. 

Wir haben es also auch mit spirituellen Heldinnen zu tun, wenn jemand mit großem Einsatz und viel Ausdauer an der Bewältigung der inneren Widerstände und Blockaden arbeitet. Menschen, die diesen Weg sehr weit gegangen sind, werden oft als Heilige verehrt und finden ihre Schüler und Jünger, die sich von ihrem Beispiel anspornen lassen, selber auf die Suche zu gehen.  

Wir alle sind Helden 

Wie wir an diesen Beispielen sehen, gibt es praktisch in allen Lebensbereichen Heldentaten und noch mehr Gelegenheiten dazu. Und es gibt auch in jedem individuellen Leben Heldenhaftes. Es kann das Durchbrechen einer Gewohnheit sein, die jemand loswerden will – sei es ein unmäßiger Fernseh- oder Videokonsum, der abendliche Joint oder gar das Zigarettenrauchen oder Alkoholtrinken. Wer es schafft, von ungesundem Konsumverhalten weg zu kommen, ist stolz auf sich und kann sich als Held über die inneren Gewohnheitsdämonen fühlen. Oft braucht es natürlich Zeit, bis solche Muster endgültig besiegt sind, solange die inneren Mechanismen, die sich an die ungesunden Substanzen gewöhnt haben, abgebaut sind und auch die äußerlichen Anreize, die das Verhalten auslösen, ihre verführerische Macht verloren haben. Aber wenn die Veränderung nachhaltig stabilisiert ist, gibt es Gründe, den eigenen Heldenmut anzuerkennen. 

Scham und Stolz

Die Idealitätsscham hilft uns, Ängste zu überwinden. Unsere innere Stimme sagt uns: Das wäre doch gelacht, wenn ich das nicht schaffen würde. Ich kann mir selber etwas beweisen, wenn ich diese Herausforderung angehe, statt mich vor ihr zu drücken. Diese Schamform meldet sich, wenn wir gegen unser Gewissen handeln und das, was wir für das Beste halten, nicht verfolgen. Umgekehrt lernen wir von ihr, immer und immer wieder nach unseren Idealen zu streben und uns nicht entmutigen zu lassen, wenn es einmal eng wird oder aussichtslos erscheint. Sie wirkt in ihrer Umkehrung wie ein innerer Imperativ, als Motivationsschub, und sie verwandelt sich in einen förderlichen Stolz, sobald die Überwindung gelungen ist. Es ist ein Stolz, der als Kraft in die Motivation einfließt, die bei der nächsten Herausforderung gebraucht wird. 

Verkehrungen des Heldenideals 

Das Heldenideal wird häufig benutzt, um eigene Schwächen zu kompensieren. Dieses Verhalten kann auf jeder Ebene auftreten, z.B. charakterlich, körperlich, prestigemäßig oder finanziell. Alles, was mit Scham behaftet ist, ist für einen Missbrauch des Heldentums anfällig, und es gibt nichts in den menschlichen Belangen, das nicht Anlass für Scham bieten könnte. Um der Macht der Scham zu entrinnen, wird die Gegenposition in einem heldenmütigen Stolz gesucht, um den Mangel auszugleichen. Der Sohn, der vom Vater abgewertet wird, weil er die erwarteten Leistungen in der Schule nicht erbringt, will es dem Vater beweisen, indem er in einem besonders riskanten Bereich den wirtschaftlichen Erfolg sucht. Sein Ziel ist es, mehr Geld als der Vater zu verdienen, um endlich anerkannt zu werden, und für dieses Ziel ist ihm jedes Mittel recht. 

Wo die Scham als Antreiberin aktiv ist, kann keine echte Heldin werden. Von einer Hintergrundscham angeleitetes heldenhaftes Auftreten wirkt gekünstelt, übertrieben und angeberisch. Es will Eindruck schinden, um die Scham in Stolz zu verwandeln. Es kommt also eigentlich nicht von Innen, aus einem eigenen Wollen, sondern ist für ein Außen bestimmt, das applaudieren und bewundern soll. Es folgt keinem Selbstzweck, vielmehr liegt der Zweck bei den anderen und ist von ihnen abhängig. Das scheinbare Heldenideal verschwindet spurlos, sobald die Anerkennung ausbleibt. 

Nicht nur selbstwertschwache Individuen flüchten ins Heldenideal, sondern auch legitimationsschwache Regime. Die Heldenverehrung wird in allen Diktaturen hochgehalten, um möglichst viele Helden unter dem Apparat zu versammeln, die dann für die Ziele der Diktatur skrupellos eingesetzt werden könnten. Schlägertruppen, die sich selber heroisieren. 

Helden und Gewalt 

Kriegshelden sind ein äußerst problematischer Begriff, wenn nicht sogar ein Widerspruch in sich selbst. Denn sie werden in den meisten Fällen für die Tötung anderer Menschen verehrt und bejubelt, gleich ob sie in einem Krieg kämpfen, der für Gerechtigkeit eintritt oder für eine unmenschliche Eroberungs- und Zerstörungspolitik. Die Verehrung (z.B. am Wiener Heldenplatz und Heldentor) dient der Aufforderung zur Nachahmung: Selbstlos und mutig sollen sich die jungen Männer in den Kampf werfen und möglichst viele Feinde töten, um ihr Vaterland zu verteidigen. Damit erweisen sie zwar ihrer Heimat einen Dienst, vor allem, wenn diese von fremden Mächten angegriffen wird. Aber sie verursachen Leid bei jedem Menschen, den sie verletzen und töten, sowie bei dessen Angehörigen.  

Soldaten in einem Angriffskrieg tragen eine noch schwerere Gewissenslast: Sie müssen für eine ungerechte Sache töten. Sie sind zwar gezwungen, in den Krieg zu gehen und würden ihr Leben riskieren, wenn sie es nicht täten (wie der Oberösterreicher Franz Jägerstätter im 2. Weltkrieg), aber sie begehen ihre Gewaltakte zusätzlich noch für eine menschenfeindliche Politik. Die Verleugnung eigener Ideale, die Unterordnung unter ein Regime, Zerstörungshandlungen und Morde auf Befehl und gegen Frauen und Kinder sind mit schwerer Scham belastet, weil es für solche Taten keine moralische Rechtfertigung gibt. Je heftiger die Schambelastung, desto heftiger gestalten sich die Abwehr und die Verleugnung. Kriege ziehen in mehrfacher Hinsicht Blutspuren durch die Seelen der Täter: Jeder Blutstropfen, für dessen Vergießen sie verantwortlich sind, bewirkt eine Schamlast, die sich bei den Beteiligten als Charakterdeformation auswirkt, soweit sie sich der Scham nicht stellen. Da die Scham in den meisten Fällen in Ermangelung eines emotionalen Heldentums verdrängt und unterdrückt werden musste, wird sie an nächsten Generationen weitergegeben, die an den übertragenen Traumatisierungen und deren Folgen  leiden müssen.  

Wenn allerdings Widerstandskämpfer gegen ein diktatorisches System konspirieren, verwegene Taten setzen und damit ihr Leben aufs Spiel setzen, kommt ein weiterer Faktor zum Tragen: Der Widerstand gegen Unterdrückung dient nicht nur dem Helden selbst, sondern soll ein besseres Leben für die ganze Gesellschaft und die Nachkommen ermöglichen. Er ist also immer auch auf die Verbesserung eines größeren Ganzen, und nicht auf die Verteidigung einer abstrakten Heimat eingestellt. Drei Offiziere der deutschen Wehrmacht haben versucht, in den letzten Wochen des 2. Weltkriegs eine kampflose Übergabe Wiens an die russischen Streitkräfte auszuhandeln, um der Zivilbevölkerung Leid zu ersparen. Sie wurden verraten und hingerichtet. 

Ein bekanntes Beispiel in diesem Zusammenhang stellt die Diskussion um den Tyrannenmord dar. Ist es legitim, einen Menschen umzubringen, um Tausenden das Leben zu retten? Es gibt keine eindeutige Antwort auf diese diffizile ethische Frage, die mit jeder Form des gewaltsamen Widerstandes auftaucht. Ein Geheimnis des Helden-Archetyps besteht darin, dass es Situationen gibt, die nicht ohne Schuld bewältigt werden können, die aber bewältigt werden müssen. Es gibt viele Konfliktsituationen, in denen jede Handlung zu einer Schuldbelastung führt, indem, was immer man tut, um Gutes zu bewirken, jemand anderer jedoch Schaden erleidet. Es liegt allerdings auch ein Mut darin, zu tun, was das eigene Gewissen verlangt und sich der Schuld und Scham zu stellen, die angesichts der Umstände unvermeidlich erscheinen, und die Last in Verantwortung zu tragen. 

Der einzige Ausweg aus diesem Dilemma ist der Weg des gewaltlosen Widerstandes, wie er z.B. von Mahatma Gandhi vorgelebt und verbreitet wurde. Dieser Weg hat viele zivile Helden hervorgebracht, die bis heute auf der ganzen Welt mit Methoden der Gewaltlosigkeit gegen Missstände, Ungerechtigkeiten und Grausamkeiten protestieren. Diese bewundernswerten Menschen haben gezeigt, dass die Macht des Geistes und der Menschlichkeit auf längere Sicht stärker sind als die Macht der Gewehre und der Brutalität.  

Zum Weiterlesen:
Die Rebellen und die Freiheit

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