Mittwoch, 3. Januar 2018

2017 - das beste Jahr der Menschheit?

Wird die Welt schlechter oder besser? Wie sollen wir das entscheiden? Aus den Medien erfahren wir vieles, was auf eine Verschlimmerung hinweist. Doch gibt es auch Fakten, die wir bei der Beurteilung der Richtung, in der sich die Menschheit entwickelt, zur Kenntnis nehmen sollten.

Der New-York-Times-Journalist Nicholas Kristof behauptet, dass 2016 das beste Jahr in der Menschheitsgeschichte war und 2017 noch besser werden könnte. Was spricht trotz all der Kriege, politischen Ereignisse und Umweltkatastrophen dafür?

Jeden Tag nimmt die Zahl an armen Menschen auf der Welt um 250 000 ab, d.h. alle vier Tage entkommt nach Berechnungen der Weltbank eine Million Menschen der ärgsten Armut. Umfragen in den USA haben übrigens ergeben, dass 90 % der Amerikaner glauben, dass die Armut auf der Welt steigt oder gleichbleibt, darunter offensichtlich auch der Präsident. So ist es nicht verwunderlich, dass die US-Regierung darüber nachdenkt, die Mithilfe bei der Armutsbekämpfung auf der Welt einzustellen, weil es ja ohnehin keinen Unterschied mache. Und wieder ein Beispiel, wo wir hinkommen, wenn wir unsere Meinungen mit Fakten verwechseln.

Die Einkommensunterschiede zwischen arm und reich sinken weltweit, das vor allem wegen des Rückgangs der Armut in Indien und China. Seit 1990 konnten durch Impfungen, Durchfallbehandlung, Stillpropagierung und andere Bemühungen 100 Millionen Kindern das Leben gerettet werden, auf jeden Tag umgerechnet sind das 18 000 Kinder. Bis in die 1960er Jahre waren mehr als die Hälfte der Menschen Analphabeten. Trotz der stetig wachsenden Weltbevölkerung sind heutzutage 85 % der Erwachsenen alphabetisiert, Tendenz weiter steigend. Jeden Tag steigt die Zahl der Menschen, die Zugang zu Elektrizität haben, um etwa 300 000 Menschen, und das bedeutet nicht nur, dass sich der Lebensstandard verbessern kann, sondern dass über die Internet-Nutzung auch die Bildungschancen steigen.

Zugang zur Elektrizität


Ein Schlüssel zur Messung des Wirtschaftswachstums, Lebensstandards und der Armutsbekämpfung liegt im Zugang zur Elektrizität. Die Preise von Strom aus der Windenergie gehen zurück, was Zahlen aus UK und USA belegen. Was vielleicht noch wichtiger ist, dass die Kosten für Solarelektrizität weiter sinken und in Indien nur mehr 0,65 $ pro Watt betragen. Dieser Preisverfall geht auf Kostenreduktionen in allen Bereichen der Solarstromerzeugung zurück. Ebenso sinkt die geographische Varianz, d.h. der Markt regelt zunehmend den Preis. Somit wird Solarstrom noch günstiger und der Zugang zu ihm demokratischer. Nachhaltige Energie wird zunehmend auf der ganzen Welt zugänglich und leistbar.

Wassergewinnung


Auf dem Gebiet der Wasseraufbereitung gibt es aufregende Neuigkeiten. Ein Wissenschaftlerteam des Massachusetts Institute of Technology hat kürzlich ein solar-betriebenes Gerät entwickelt, das mit Hilfe eines metall-organischen Gerüsts trockener Luft Feuchtigkeit entziehen kann. Wenn das Sonnenlicht auf das Gerät auftrifft, wird das Gerüst aufgeheizt, wodurch Wasserdampf zu einem Verflüssiger geleitet wird, in dem es zu fließendem Wasser wird. Bei einer Luftfeuchtigkeit von 20 – 30 % konnte der Prototyp der Luft in zwölf Stunden 2,8 Liter Wasser entziehen. Dafür wird nur ein Kilo des Gerüsts benötigt, und auf diese Weise kann Wasser viel effizienter bei geringer Luftfeuchtigkeit aus der Luft geerntet werden als mit bisher bekannten Technologien. Stellen wir uns nur vor, dass alle Familien, die  in wasserarmen Regionen leben, ein solches Gerät bekommen!

Eine andere Erfindung von Wissenschaftlern der University of Manchester erlaubt das Filtern des Salzes aus dem Meerwasser durch ein graphen-basiertes Sieb. Die Herstellung von Graphen, einem Kohlenstoff, dessen Atome künstlich angeordnet sind, galt bisher als sehr schwierig. Doch die Produktion konnte wesentlich vereinfacht werden, sodass hoffentlich bald eine weitere Hilfe für Menschen in wasserarmen Gebieten bereitgestellt werden kann. Graphene haben dazu noch weitere interessante Anwendungsmöglichkeiten in der Elektronik, die hier zu neuen Durchbrüchen führen können.

Die Zurückdrängung des Hungers


Es gibt auch steten Fortschritt in der Bekämpfung von Nahrungsmangel und Hunger. Es gibt sogar die Möglichkeit, Leder und Fleisch im Laboratorium herzustellen, ohne dass Tiere leiden müssen. Das Verfahren heißt Bioprinting. Nun ist es finnischen Forschern gelungen, ein Gerät zu entwickeln, das mit erneuerbarer Energie nahrhafte einzellige Proteine erzeugen kann. Das System kann unter verschiedenen Umweltbedingungen eingesetzt werden, die für die traditionelle Landwirtschaft nutzlos sind. So scheint es möglich zu werden, in Zukunft in Wüstengebieten Nahrung zu produzieren.

Im Nachbarland Schweden ist es gelungen, CO2-Abgase einer Wodka-Firma für die Produktion von Algen zu nutzen. Diese Algen können dann Omega-3-Fettsäuren EPA und DHA herstellen, die typischerweise in Fischen gefunden werden.  Mehr und mehr Wege werden entdeckt, damit sich eine wachsende Zahl von Menschen ernähren können, ohne dass die knappen Ressourcen der Erde belastet werden.

Drohnen und die Umwelt


Früher wurden Tiere von den Forschern vom Hubschrauber aus oder mit feststehenden Kameras manuell gezählt. Jetzt machen Drohnen die Aufnahmen, das maschinelle Lernsystem zählt verschiedene Typen von Tieren und menschliche Freiwillige helfen beim Training des Algorithmus, indem sie die Entdeckungen verifizieren. Es geht schneller, billiger, einfacher und genauer.

In Bengaluru bekämpfen Forscher des indischen Wissenschaftsinstituts die Entwaldung mit Drohen, die Samen in Gebieten ausstreuen, die sonst nicht erkundet werden können. Das Ziel ist es, 4000 Hektar in der Gegend zu bepflanzen.

Hier zur Quelle, die noch viele andere Berichte bietet.

Die Menschheit entwickelt sich weiter. Auf der einen Seite stehen die kreativen und sozialen Initiativen, die versuchen, das Leben der Menschen zu erleichtern und zu demokratisieren. Dazu braucht es ein systemisches Denken, die Rücksichtnahme auf die Komplexität und das Absehen von kurzfristigen Eigeninteressen. Auf der anderen Seite stehen Angst und Gier, die ebendiese Interessen in den Vordergrund drängen wollen. Unser Beitrag, dass die Entwicklung der Menschheit zum Besseren gelingt, kann nur darin, mit unseren Mitteln ersteres zu stärken und zweiteres zu schwächen, damit 2018 2017 in möglichst vielen essentiellen Belangen übertrifft.

Zum Weiterlesen:
2016 - Anlass für Optimismus

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