Sonntag, 17. April 2011

Meta-Physik

Ostern - Tod und Auferstehung

Was kommt danach - eine Frage, die die Menschheit wohl solange bewegt, seit sie den Tod reflektieren kann, also die eigene Endlichkeit erkennt und mitdenken muss.

Die verschiedenen Anbieter preisen unterschiedliche Reiseziele an: Für die einen geht es in den Himmel oder die Hölle, für die anderen in den Zyklus der Wiedergeburten. Nur eines ist klar: Wir können nichts darüber wissen, was nach dem Ende unseres Körpers kommt. Wir sind eine Körper-Geist-Einheit, und wenn der Körper zu existieren aufhört, hört auch die Körper-Geist-Einheit zu existieren auf. Viele nehmen an, dass dann der Geist übrig bleibt und in irgendeiner Weise weiterexistiert. Aber unklar ist, welcher Geist das dann ist, weil es diesen isolierten Geist vorher nicht gegeben hat, sondern eben nur als eine Komponente einer in sich geheimnisvollen Einheit. Wir sind eben sehr verliebt in unseren Geist und stolz auf seine Hervorbringungen, deshalb wollen wir uns nicht damit abfinden, dass der Geist mit dem Körper endet.

Die alte Antwort auf die Frage nach dem Danach ist, dass wo das Wissen aufhört, der Glaube anfängt. Der Glaube hat eine existentielle Funktion, also keine, die sich mit Fragen nach der Wahrheit oder der Wirklichkeit beschäftigt, sondern mit dem, was wir brauchen, um gut leben zu können. Wenn wir an eine Weiterexistenz nach dem Tod glauben, kann das unsere Lebensqualität verbessern, weil wir dann nicht mehr von der Angst vor dem Nichts und vor dem endgültigen Ende gequält werden.

Wenn wir allerdings lernen, dem Moment mehr zu vertrauen als dem Vorauseilen ans Ende - brauchen wir dann noch einen Glauben? Was kümmert es den Weisen, der im Hier und Jetzt lebt, was im nächsten Moment passieren könnte? Erst recht braucht er sich nicht damit aufzuhalten, was in vielen, vielen Jahren sein wird.

Die Angst vor dem Tod erreicht uns mitten im Leben, sie ist also die Angst vor dem Leben, die uns von diesem Moment abhält, in dem wir uns sicher fühlen können oder indem wir genau bestimmen können, was uns gerade bedroht, und wann diese Bedrohung wieder vorbei ist.

Wenn wir den Atem spüren, der jetzt, in diesem Moment in uns fließt, brauchen wir keine Meta-Physik, brauchen wir keine Konzepte darüber, was danach sein könnte oder sein sollte, wenn unsere Physik und damit auch unsere Biologie am Ende ist. Schließlich gibt es auch keinen Körper-Geist mehr, der den Tod erlebt, weil der Tod das ist, was ihn beendet.

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