Vor dem Absoluten gibt es kein Gut oder Böse. Diese Unterscheidung wird innerhalb des Relativen getroffen auf der Grundlage von Normen. Diese Normen beziehen sich im Letzten auf die tiefste Natur des Menschen und seinen unzerstörbaren Kern. Alles, was die Annäherung an diesen Kern fördert, nennen wir gut, alles was den Zugang verstellt, böse.
Leiden, das Menschen von Menschen zugefügt wird, hindert nicht nur den Leidenden, in Verbindung zum Kern zu bleiben, weil sich der irritierte Körper wie die irritierten Gefühle in den Vordergrund stellen. Es leidet im höheren Sinn noch mehr der, der das Leiden verursacht hat. Er hat nicht nur sich von sich selbst entfernt, sondern auch einen anderen in seiner Entwicklung zurückgeworfen.
Gut und Böse sind Vergleichsparameter für die Orientierung unseres Handelns in der menschlichen Gemeinschaft. Demgemäß reagiert die Gemeinschaft mit Sanktionen, wenn die Regeln nicht eingehalten werden. Die Mitglieder der Gemeinschaft verinnerlichen diese Maßstäbe im Lauf ihrer Sozialisation als ihr Gewissen.
Wenn wir mit anderen Menschen verbunden sind, können wir nichts Böses tun, weil es so wäre, als ob wir uns damit selbst Schmerzen zufügen würden. Wäir betrügen niemanden, so wie wir uns nicht absichtlich weh tun. Der Antrieb zum Bösen kommt aus der Nicht-Verbundenheit und aus dem Wunsch, wieder verbunden zu sein. Allerdings unterliegen wir dem Irrtum, zu glauben, dass wir mit Mitteln des Verstandes wieder die Verbindung herstellen könnten. Dann geschehen böse Taten – Unachtsamkeiten des Alltags bis zu Massenmorden. Da die Verbindung immer besteht, können wir sie nicht durch Handlungen herstellen. Das ist der Kurzschluss aller Ideologien. Alles, was wir herstellen, vergeht auch wieder. Die Tatsache, dass alles miteinander verbunden ist, ist davon unberührt.
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