Sonntag, 27. Mai 2018

Aus der zuckersüßen Welt

Viele Ernährungsexperten und Gesundheitsmediziner gehen davon aus, dass Zuckerkonsum suchtbildend wirkt. Und zwar vor allem dann, wenn es um Industriezucker geht. Denn Zucker stimuliert das Belohnungszentrum im Gehirn, und beim normalen Zucker ist die Wirkung rasch verflogen, sodass schnell der Wunsch nach mehr entsteht. Wir haben eine angeborene Vorliebe für Süßen, weil solche Nahrungsmittel früher sehr selten und kostbar waren. 

Der Durchschnittsösterreicher nimmt pro Jahr ca. 33 Kilo Zucker zu sich, das entspricht 110 Gramm oder ca. 33 Zuckerwürfel/Tag. Die WHO empfiehlt, den Konsum von freiem Zucker auf 50 Gramm/Tag (das wären 18,5 kg im Jahr) zu beschränken, noch besser wäre nur die Hälfte. Österreicher nehmen also im Schnitt doppelt bis viermal so viel Zucker zu sich als es gesund wäre und liegen damit in etwas gleichauf mit den USA, die oft wegen ihrer ungesunden Ernährung gescholten werden. In Deutschland wird etwa 10 Prozent weniger Zucker konsumiert, auch noch viel zu viel. Die Schweizer nehmen mit 52 Kilo den vierten Rang im Zuckerranking ein. Die Chinesen und Japaner rangieren mit 3 -4 Kilo/Jahr am unteren Ende der Liste, was sich auch in einer niedrigen Adipositaszahl auswirkt.


Kleine Zuckerkunde


Beginnen wir mit einer kleinen Zuckerkunde: Unter freiem Zucker versteht man vor allem Traubenzucker (Glucose, Dextrose), Fruchtzucker (Fructose), Haushaltszucker (Saccharose) sowie Malzzucker (Maltose) oder auch Zucker, der in Honig, Sirupen (z.B. Maissirup), Fruchtsäften und Fruchtsaftkonzentraten vorkommt. 

Einfache Kohlehydrate werden in Monosaccharide und Disaccharide eingeteilt. Fruktose und Glukose sind Monosaccharide, und sie können sich zu Disacchariden zusammenschließen und werden dann Saccharose genannt. Glukose kann der Körper schnell aufnehmen, während Fruktose in der Leber abgebaut werden muss. Glukose hebt schnell den Blutzucker- und den Insulinspiegel, beides fällt schnell danach wieder ab. 


Fruktose


Fruktose ist nicht das Gesunde am Obstessen, vielmehr dient die Süße als Anreiz für den Konsum Obst enthält viele Mineralstoffe und Vitamine. Es wird auch anders verdaut als reiner Zucker, weil es viele Fasern und Ballaststoffe enthält. Da Fruktose in der Leber abgebaut wird, sollte ein Übermaß an Obstverzehr vermieden werden, doch liegt die Bedenklichkeitsgrenze laut Experten bei 20 Äpfeln am Tag, und das muss man erst mal schaffen, wobei ja Äpfel zu den Obstsorten mit der meisten Fruktose zählen. Gefährlich ist allerdings der Zusatz von Maissirup (High Fructose Corn Syrup – HFCS) in vielen Lebensmitteln, wodurch unsere Leber kontinuierlich belastet wird, ohne dass wir merken, was da vor sich geht.


Zuckerkrankheiten


Jeder weiß, dass Zucker und Zahnkaries zusammenhängen und dass wir von zu viel Zucker dick werden. Während des 2. Weltkriegs, als Japan kaum über Zucker verfügte, sind die kariösen Fälle deutlich zurückgegangen. Zucker raubt unserem Körper Mineralstoffe und Vitamine und bringt unseren Stoffwechsel durcheinander. Er übersäuert unseren Körper. Die Symptome, die in Folge von übermäßigem Zuckerkonsum auftreten können, sind sehr vielfältig und reichen von Immunschwäche bis Depressionen. 


Zuckerfrei leben


Wir wissen wohl, dass Zucker, obwohl er gut schmeckt, eigentlich nicht gesund ist. Und trotzdem hören wir nicht einfach auf, Naschwerk zu genießen: Bonbons bestehen durchschnittlich aus 97% Zucker, Gummibärchen aus 76% und Vollmilchschokolade enthält durchschnittlich 55 % Zucker (das sind etwa 13,5 Stück Würfelzucker). In einem Glas Coca-Cola befinden sich 11% Zucker, also ein paar Stück Würfelzucker; wenn nicht so viel Säure im Cola wäre, brächten wir das süße Zeug gar nicht runter.

Vor ein paar Monaten habe ich aufgehört, freien Zucker zu essen (Fruktose nehme ich nach wie vor zu mir, aber eben nur als Obst). Ich wollte herausfinden, wie tief die seit Kindheit eingeprägte Gewohnheit sitzt. Zumindest von mir kann ich jetzt sagen, dass das Zuckerfasten gar nicht schwer ist. Es geht vor allem darum, Gewohnheiten zu erkennen und zu verändern sowie die vielfältigen emotionalen Anker, an denen sich Zucker eingenistet hat, aufzulösen. Dazu gehört auch, die Wahrnehmung zu schärfen und Produktangaben zu studieren. Denn Industriezucker (freier Zucker) ist in sehr vielen „Lebensmitteln“ verborgen. Vor allem in Form von Maissirup wird unsere Zuckersucht mehr und mehr systematisch gefördert. 

Ich habe mir deshalb die köstlichen Produkte, die unsere Bäckereien anbieten, etwas näher angesehen – und siehe da, viele der unverdächtig wirkenden Gebäcksorten sind mit Zucker angereichert:

Anker:
Topfenkornweckerl:              1,4 g Zucker
Salzstangerl:                              1,9 g Zucker
BIO Dinkelvollkornweckerl: 2,75 g Zucker
Kornspitz:                               1,77 g Zucker
Kürbiskernweckerl:               1,6 g Zucker
Cashew-Vollkornweckerl:     4,4 g Zucker
Herzhaftes Roggenbrot mit 22% Walnüssen: 0,5 g Zucker

Ströck: 
Bio-Dinkelweckerl: 1,7 g Zucker
Bio-Handsemmel: 1,1 g Zucker
Dreisaatweckerl: 1 g Zucker
Laugencroissant: 4,1 g Zucker

Mann: 
Dinkelgebäck: 1,2 g Zucker
Roggen Dinkelweckerl:      0,6 g Zucker
Bio-Salzstangerl: 1,8 g Zucker
Korn-Croissant:                 0,8 g Zucker
Vollkornweckerl: 1,2 g Zucker

Zum Vergleich: 1 g Zucker enthält 4 Kalorien; ein Stück Würfelzucker wiegt 3 Gramm. Die Mengen sind nicht riesig, aber es handelt sich bei diesen Waren ja nicht um Süßigkeiten, und vermutlich nehmen die meisten Konsumenten an, dass sie zuckerfrei essen, wenn sie sich einen Kornspitz genehmigen. Ob es eine bewusst gewählte Strategie ist, die Konsumenten an immer mehr Zucker zu gewöhnen, oder ob mit Zucker nur der Geschmack optimiert werden soll, wissen wir nicht. Für das Resultat ist es auch egal – unser Körper wird auf übermäßige Zuckerzufuhr programmiert. 

1 Kommentar:

  1. Achja, der gute alte Zucker. Du hast so Recht: Wir wissen alle wie schlecht er ist und hören einfach nicht auf. Ich habe mal 2 Wochen Zucker-Entzug gemacht und muss sagen, für mich war es schon ganz schön hart, zumindest die erste Woche. Ich hatte richtige Entzugserscheinungen wie Migräne und extreme Müdigkeit. Nach der ersten Woche habe ich mich dafür aber wirklich super fit gefühlt. Leider bin ich wieder rückfällig geworden. Insgesamt ernähre ich mich seitdem aber schon sehr viel bewusster. Ich kaufe Gemüse und Obst nur noch regional, schaue bei Nahrungsmitteln aus dem Supermarkt immer auf die Inhaltsstoffe und meide Produkte mit Zusatzstoffen und viel Zucker. Trinken tue ich fast nur noch Wasser und selbst das Fleisch hole ich mir nur noch über https://Aumaerk.at, wo ich genau weiß, wo es herkommt und dass keine Zusatzstoffe und Antibiotika im Fleisch sind. Ich sollte wirklich auch wieder dazu übergehen, komplett auf Einfachzucker zu verzichten. Es ist nahrungsmitteltechnisch zwar eine große Umstellung, weil er einfach fast überall drin ist, aber es lohnt sich halt auch wirklich für die eigene Gesundheit. Ich danke Dir sehr für den erneuten Ansporn!

    Albert

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