Was wir essen wirkt sich direkt auf unser Gehirn aus, nicht nur darauf, wie wir uns fühlen, sondern auch, wie wir uns entscheiden. Selbst unser moralisches Empfinden ist ernährungsabhängig. Die Moral kommt nicht nur nach dem Essen, sondern aus diesem.
Der diesbezügliche Versuch fand unter der Leitung der Psychologin Soyoung Park in Lübeck statt. Die Testpersonen bekamen in einer Gruppe ein Frühstück mit entweder viel Kohlehydraten und wenig Protein oder umgekehrt in der anderen Gruppe.
Anschließend wurden sie zu dem Ultimatum-Spiel gebeten: A und B erhalten ein Geldgeschenk, A bestimmt, wie es zwischen den beiden aufgeteilt wird, und B entscheidet, ob er das Angebot annimmt oder nicht. In letzterem Fall kriegen beide nichts. Nach verschiedenen Untersuchungen bildet der Schlüssel von 70:30 zugunsten von A die Grenze, ab der B lieber nichts kriegt, als sich mit einem unfairen Schlüssel zu begnügen.
Allerdings zeigte sich bei dem Experiment, dass die Toleranz gegenüber unfairen Angeboten mit dem Proteingehalt des Frühstücks steigt. Proteine führen zum Anstieg des Aminosäurespiegel im Blut, damit wird auch mehr Tyrosin freigesetzt, was wiederum für die Bildung von Dopamin im Gehirn zuständig ist. Somit kann die Zusammensetzung einer Mahlzeit unser Denken und Handeln so weit und so schnell beeinflussen, dass wir anders in der Spielsituation reagieren als sonst.
Wir sollten allerdings aus der Studie nicht den Schluss ziehen, möglichst proteinreich zu essen; Kohlehydrate brauchen wir auch, weil sich diese auf die Freisetzung von Serotonin auswirken – wenn wir uns rundherum gut fühlen wollen und nicht nur tolerant gegenüber unfairen Angeboten, sollten wir auf ein gutes Gleichgewicht zwischen Kohlehydraten und Eiweiß achten.
Abgesehen davon müssen wir zur Kenntnis nehmen, dass unsere Nahrung nicht nur unsere Körperfunktionen beeinflusst, gewissermaßen unser Aussehen, sondern auch unsere Innenwelt, wie wir uns fühlen und nach welchen Werten wir uns entscheiden.
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