Den
Gratisschlagzeilen in diesen Tagen zufolge zittern die restlichen Europäer,
weil sie von den Griechen ins Chaos gestürzt wurden. Es nämlich nach den Wahlen
die Aktienkurse um ein paar Prozente gesunken, d.h. die Besitzer dieser Aktien
sind um diesen Betrag ärmer geworden, um den sie in den vorigen Monaten reicher
geworden sind.
So weit, so
tragisch. Was die Schlagzeiler wollen, ist, dass mit den bedauernswerten
Aktienbesitzern alle Nichtaktienbesitzer mitleiden und mitzittern. Ein
solidarisches Zittern soll durch Europa gehen, und solidarisch sollen die, die
weniger haben, mit denen sein, die mehr haben, aber diesen Vorsprung schwinden
sehen. Damit sich die Aktienbesitzer und Eurospekulanten nicht so alleine
fühlen.
Die Hunde
zittern, die Karawane zieht weiter. Vielleicht hat sie etwas Neues gelernt auf
ihrem mühseligen Weg: Dass es riskant ist, wenn die Wirtschafts- und
Währungsräume vereinheitlicht werden, während die politischen Strukturen
aufgeteilt bleiben. Die Politik hat zwar in ihrer neoliberalen Blauäugigkeit
der Wirtschaft die Rutsche gelegt, nach dem Motto: Das wird schon klappen, das
wird der Markt schon richten.
Wieder einmal
haben sich diese Hoffnungen nicht erfüllt. Solange einerseits die individuelle
Gier und andererseits der nationalstaatliche Egoismus nicht überwunden sind,
wird es immer wieder zu massiven Rückfällen in der Entwicklung kommen. Die
Menschen (und die Politiker fallen auch unter diese Kategorie) können weiterhin
so tun, als ende das Gemeinwesen an den nationalen Grenzen, brauchen sich aber
nicht zu wundern, dass sich das Kapital nicht an diese Grenzen hält und der
kleinlichen und kleinmeierischen Politiker und ihrer Anhänger spottet, die „für
ihre Leute“ das Beste herausholen wollen.
Krisenzeiten, vor
allem die herbeigeredeten und medial erzeugten, bringen Ängste hoch, und die
Angst behindert jedes visionäre Planen und kreative Weitergehen. Das ist wohl
das Interesse der Gratisschlagzeiler: Solange die Menschen ihre Ängste haben,
werden sie sich Trost und Futter in den bedruckten Papierblättern suchen.
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