Für alle, die meine Blogeinträge zur Langeweile und zum Vergleichen
gelesen haben, kommt jetzt das Konzept, das den Ausweg aus diesen beiden Themen
verheißt: Langweilig ist uns, weil wir uns in einer Gleichförmigkeit gefangen
fühlen; zum Vergleichen neigen wir, weil wir unsere Einzigartigkeit und die
anderer nicht würdigen können.
Das Prinzip der Einzigartigkeit ist eine Entdeckung des
personalistischen Bewusstseins, das sich damit an ein Prinzip der Natur
erinnert hat. Es besteht darin, dass die Natur weder in der Lage ist noch dass
es für sie Sinn machen würde, gleichartige Duplikate herzustellen, identische
Klone. Einfacher ist es, kommen zu lassen, was kommt, wenn in der
Fortpflanzungsreihe neue Individuen entstehen. In der Fortpflanzung
experimentiert die Natur durch Variationen und Neukombinationen. Ihre Kreativität
beruht auf der Maxime: Immer wieder Neues zu produzieren, von dem sich einiges
bewährt, anderes nur den Versuch wert war. Das macht uns zu schaffen, wenn
Grippeviren mutieren und die Gegenmittel nicht mehr wirken, und das kommt uns
zustatten, wenn wir merken, dass unser Immunsystem lernen kann.
Bei jeder Zellteilung entstehen aus einer Zelle zwei nahezu identische. Der Chromosomensatz
ist zwar gleich, aber z.B. die Anordnung der Organellen ist unterschiedlich.
Damit entwickelt jede Zelle eine Einzigartigkeit, die sie auszeichnet.
Insbesondere bei der zweigeschlechtlichen Vermehrung ist die Variation das
dominante Prinzip, während es zur weitgehenden Identität in der Fortpflanzung nur
in Ausnahmefällen kommt (wie bei eineiigen Zwillingen).
Deshalb gibt es so viele unterschiedliche Stimmen,
Gangarten, Augenformen, Körpersprachen, usw., wie es Menschen gibt, je gegeben
hat und je geben wird, viele, viele Milliarden. Mit jedem Kind, das geboren
wird, kommt ein neues einzigartiges Lebewesen zur Welt mit ganz individuellen
Ausdrucks- und Erlebensmöglichkeiten. Jedes neue Kind leistet einen ganz
besonderen Beitrag zur Buntheit der Menschheit.
Kein Ei gleicht dem anderen, wie soll es da ein Mensch
schaffen, einem anderen zu gleichen? Und wozu?
Auch wenn wir gerne jemanden
bewundern für ein Können, einen Erfolg, ein Aussehen, das uns abgeht, und auch wenn
wir so sein wollen, ist das nur ein Gedanke, der uns für einen Moment Trost
oder Ablenkung verschaffen soll. Wenn ich so wäre wie XY, dann hätte ich das
Problem nicht oder dann wäre mir nicht fad. Dächten wir den Gedanken nur ein
wenig weiter, würde schnell klar, dass wir erstens nicht in die Haut von jemand
anderem schlüpfen können und dass es zweitens vielleicht gar nicht so optimal
wäre, wenn es uns doch gelänge. Wollen wir wirklich das ganze Leben von einem
Börsenzocker, der monatlich fette Boni einstreift? Wollen wir wirklich das
ganze Leben einer Schönheit, die alle Idealmaße in sich vereint und sich
beständig abmühen muss, sie nicht wieder zu verlieren? Wollen wir wirklich das
ganze Leben eines Violinvirtuosen oder eines Meisterzauberers, einer
Topsportlerin oder Popsängerin?
Haben wir schon alles über uns selbst entdeckt? Wäre es nicht
lohnender, im eigenen Garten auf Erforschung zu gehen? Da könnte es ja, gut versteckt
und verborgen, besondere Schätze geben, die schon lange darauf warten, endlich
gehoben zu werden. Wir brauchen uns nur darauf besinnen, dass wir als ganz
eigentümliches, eigen-artiges, unvergleichliches Individuum erschaffen und in
die Welt gekommen sind. Dann wird uns wichtiger, herauszufinden, wer wir sind
und wer noch und wer noch..., als uns mit anderen zu vergleichen, um uns an sie
anzugleichen. Dann wächst die Lust, die eigene Art, die Art zu denken, zu
fühlen, zu erleben, zu bewegen und zu ruhen, der Welt beizusteuern und ihr
zuzumuten. Dann verstecken wir uns nicht mehr hinter Masken, von denen wir
meinen, dass sie bei den anderen gut ankommen, sondern zeigen unser
einzigartiges wunderschönes Gesicht, sagen unsere einzigartigen, wunderschönen
Worte und schauen uns die Welt mit unseren einzigartigen und wunderschönen
Augen an.
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Und dann erkennen wir auch die Einzigartigkeit in den
anderen Menschen, die wir bewundern können, weil sie Ausdruck der unendlichen
Schöpfungskraft der Natur und der Gesellschaft sind, ohne dass wir uns mit
ihnen vergleichen müssen. Was für einen Sinn soll es machen, wenn eine
Rosenblüte mit der anderen in Konkurrenz tritt, wer wohl die schönste ist?
Nehmen wir doch die Schönheiten, die uns begegnen, als
Erinnerung an unsere eigene Schönheit, und nehmen wir unsere eigene Schönheit
als Erinnerung an die Schönheit der anderen! Freuen wir uns an der unendlichen
Vielfalt, die das Leben hervorbringt und die uns in jedem Menschen
entgegentritt, statt dauernd an den anderen herumzumäkeln und ebenso eifrig uns
selber abzuwerten!
Zum Nachlesen:
Kommentar zu Regel 21: Die Verschiedenartigkeit der Menschen als Ausdruck göttlicher Kreativität, aus den "40 Regeln der Liebe"
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Kommentar zu Regel 21: Die Verschiedenartigkeit der Menschen als Ausdruck göttlicher Kreativität, aus den "40 Regeln der Liebe"
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