Mittwoch, 27. November 2024

Über den Umgang mit Störungen

Denn eine Störung seiner Freuden 
sucht jeder möglichst zu vermeiden. (Wilhelm Busch)

Schnell kann uns etwas stören in den Abläufen, in denen wir uns befinden. Etwas entspricht nicht unseren Erwartungen, und wir fühlen uns gestört. Wir wollen spazieren gehen, es regnet plötzlich, und der Regen stört uns. Wir sitzen im Zug und freuen uns, dass der Platz daneben frei ist. Dann setzt sich jemand neben uns, der uns unsympathisch ist. Wir führen am Telefon ein Privatgespräch, und der Chef schaut bei der Tür herein. Wir fühlen uns gestört.  

Die Reaktionsmöglichkeiten auf Störungen können in zwei Paradigmen beschrieben werden. Paradigma 1: Störungen geschehen in der Welt um uns herum und wir können nichts dagegen machen, wir haben den Eindruck, ihnen ausgeliefert zu sein. Äußere Einflüsse greifen in unser Leben ein und bringen es durcheinander. Wir können das Wetter nicht ändern, wir können nicht verhindern, dass sich im Zug jemand neben uns setzt, der uns unsympathisch ist. Wir können nicht verhindern, dass der Chef aufkreuzt. Mit diesem Paradigma treten wir die Verantwortung an die Außenwelt ab. Deshalb fühlen wir uns hilflos. 

Das Paradigma 2 geht von folgender Annahme aus: Störungen tauchen nur in uns selbst auf. In der Außenwelt gibt es Abläufe und Geschehnisse. Zu Störungen werden Ereignisse erst, wenn wir sie bewerten und als störend einstufen. Das passiert dann, wenn wir sie mit unseren Erwartungen vergleichen. Fällt der Vergleich negativ aus, werden also unsere Erwartungen nicht erfüllt, sprechen wir von einer Störung. Eine Störung ist nur eine frustrierte Erwartung und hat nichts mit der Außenwelt zu tun, außer dass sie den Auslöser dafür liefert. Denn die Erwartung haben wir selber erzeugt, unter der Annahme, dass sie auch eintreten wird, was wir aber nie mit Sicherheit wissen können. Mit dieser Sichtweise bleibt die Verantwortung bei uns selbst. Das bedeutet auch, dass wir die Auswirkungen der Störung nur in uns selbst verändern und beruhigen können. 

Gewohnheitsmäßig tendieren wir zum ersten Paradigma. Die Ursache für die Störung liegt außerhalb von uns. Selbst wenn es sich um eine körperliche Störung handelt, empfinden wir unseren Körper in solchen Momenten wie einen Außeneinfluss. Außerdem kommt diese Sichtweise, die allgemein vorherrscht, unseren Überlebensstrategien entgegen. Wir haben dieses Vorgehen früh erlernt, auch an den Vorbildern der Eltern und anderer Erziehungspersonen. Da es von den meisten Menschen benutzt wird, wird es auch kaum in Frage gestellt. Deshalb ist nicht verwunderlich, dass unsere erste und unmittelbare Reaktion auf eine Störung im Ablauf unseres Lebens die Suche nach einer Ursache im Außen ist. Die Ursache setzen wir mit Schuld und Verantwortung gleich. Sobald wir wissen, wer die Störung angezettelt hat, wer also ihr Urheber ist, wissen wir, wer aus unserer Sicht schuld ist. Wir wissen, an wem wir unsere Enttäuschung und unseren Zorn abladen können. Damit fühlen wir uns aus dem Schneider. Der Zorn führt uns aus der Hilflosigkeit heraus.  

Allerdings ist die Wut immer ein zweischneidiges Schwert. Durch sie entladen wir die angestaute Frustenergie, bleiben aber im Groll auf die Täterperson, die die Störung verursacht hat, in der Opferrolle. Die Wut führt uns nicht aus der Kränkung heraus, sondern bestärkt uns im Ressentiment gegenüber unseren Mitmenschen oder gegen andere Faktoren, die nicht unserer Kontrolle unterliegen. 

Das Paradigma der Außenverursachung folgt einem mechanistischen Modell: Ein Außenreiz drückt auf einen Knopf (Triggerpunkt) und sogleich entsteht das innere Gefühl der Frustration und des Ärgers. Es wird ein Automatismus ausgelöst. Diese Sichtweise stimmt insofern, als wir keinen willentlichen Einfluss auf unsere unmittelbaren Reaktionen auf Au0enereignisse haben. Die Stresshormone werden so schnell ausgeschüttet, dass wir mit unserer Bewusstheit nicht eingreifen können. Das Modell ist aber andererseits irreführend, weil wir unsere Reaktion verändern können, sobald sie uns bewusst wird und wir sie nicht für selbstverständlich nehmen, sondern für eine Eigenproduktion, deren Produktionsbedingungen wir auch ändern können. 

Unsere Erwartungen stecken hinter dem, was wir als Störung erleben

Damit sind wir beim zweiten Paradigma, das aus unserer Bewusstheit entwächst. Wir gelangen zu dem Verständnis, dass es nur unsere selbstgebastelten Erwartungen sind, die unsere Enttäuschungen bewirken und dazu führen, dass wir uns gestört fühlen. Mit dieser Einsicht legt sich schnell der Frust und wir entspannen uns wieder. Sobald wir diese Einstellung zur Gewohnheitsreaktion werden lassen, verschwindet der Begriff Störung aus unserem Repertoire: Es gibt nur Ereignisse, die uns dazu bewegen, unsere Erwartungen zu verändern.  Auf diese Weise gewinnen wir mehr Gelassenheit in unserem Leben.  

Übungen in der Innenversenkung und Gefühlsbeobachtung, die wir regelmäßig praktizieren, sind eine Hilfe zur Entmachtung der Reaktionen auf Störungen. Auch wenn wir eine Meditation machen, tauchen Störungen auf – Außengeräusche oder Gedankenschleifen. Da die Übung darin besteht, die Aufmerksamkeit von der Störung auf das Innere, z.B. auf das Fließen des Atems zurückzulenken, lernen wir, bei uns selbst zu bleiben und jede Störung zu verabschieden. 

Hier ein Zitat von Edgar Allan Poe: "Den Grad der Versunkenheit eines Meditierenden können wir ermessen an der Art, wie er auf eine Störung reagiert. Je tiefer sein Erschrecken, desto seichter sein Nachdenken und umgekehrt."

Noch ein Zitat, diesmal von Albert Einstein:
„Wer glaubt, dass andere schuld sind an der eigenen Unzufriedenheit, der glaubt auch, dass Bleistifte Rechtschreibfehler machen.“
 

Zum Weiterlesen:

Störungen zerstören Illusionen
Störungen in der Meditation
Erwartungen und Enttäuschungen

Montag, 18. November 2024

Pränatale Wurzeln der Fremdenangst

Warum haben viele Menschen Angst vor dem Fremden? Bei Kleinkindern ist das Fremdeln eine übliche Phase, die sich dann wieder legt. Aber unter Erwachsenen ist dieses Phänomen weit verbreitet und bildet bei vielen ein Hauptmotiv bei der Wahlentscheidung in den wohlhabenden Ländern des Westens: Welche Partei schützt mich am besten vor dem (den) Fremden? Angstreaktionen, sobald etwas Fremdes auftaucht oder sobald von Fremdem die Rede ist, melden sich mit der impliziten Botschaft, dass effektive Schutzmechanismen ergriffen werden müssen. Die Gefahren sind oftmals nicht real, aber das Unbewusste suggeriert eine wirkliche Bedrohung und löst die Stressachse aus. Da sich Bürger in den demokratischen Systemen alleine hilflos und ohnmächtig fühlen, suchen sie sich Machtträger, die ihnen Schutz vor den eingebildeten Bedrohungen anbieten und die dafür notwendigen Narrative propagieren, mit denen die Bedrohtheitsgefühle verstärkt werden. Damit wollen sie ihre Macht stärken, eine Schlagseite vor allem bei rechten und rechtsextremen Politiker.  

Hier möchte ich den Blick auf die Pränatalzeit richten. In dieser Phase unseres Lebens finden wichtige Prägungen im Emotionalgedächtnis statt, die sich im späteren Leben aus dem Unbewussten heraus ins Alltagsleben und –erleben einmischen. Aus dieser Perspektive stoßen wir auf den Hinweis, dass das Fremde Angst macht, wenn die Einnistung schwierig war. Die Nidation findet zwischen dem 6. und 10. Tag nach der Empfängnis statt. Die Blastozyste fällt vom Ende des Eileiters, in dem die Befruchtung stattgefunden hat, in die Gebärmutter und sucht dort einen Platz, an dem sie sich in die Uterusschleimhaut einwachsen kann. Es ist ein neuer, fremder Ort, in dem jetzt eine Heimstatt gefunden werden muss, an dem die weitere Reifung bis zur Geburt erfolgen kann. Wenn nun der mütterliche Organismus dem Embryo mit ambivalenten Gefühlen begegnet oder ihn ablehnt, wird dieses Fremde als feindlich und unnahbar erlebt. Das werdende Menschenwesen muss selber schauen, wie es Fuß fassen und sich einwurzeln kann, um überleben zu können. Das Fremde ist das Bedrohliche, mit dem ums Überleben gekämpft werden muss, statt mit ihm zu kooperieren. Dieser Eindruck verfestigt sich im Inneren und wirkt später weiter. Die Angst und Unsicherheit bei der Einnistung wird zusätzlich bestärkt, wenn ein Kind schon bei der Empfängnis spüren musste, dass es nicht willkommen ist. 

Solche Schwierigkeiten können auch der Grund für einen Frühabgang sein, wenn der Embryo zu schwach ist, sich gegen den Widerstand einen Einnistungsplatz in der Gebärmutter zu schaffen. Ohne das Andocken an der Gebärmutterwand ist der Embryo nicht lange lebensfähig. Gelingt jedoch das Verbinden von Plazenta und Gebärmutter, dann hat das Leben eine Chance, weiterzuwachsen, auch wenn es vielleicht durch einen holprigen Beginn überschatten sein kann. 

Auf diese Verunsicherung gibt es zwei Reaktionsmöglichkeiten, die sich in unterschiedlichen Haltungen ausprägen. Zum einen gibt es Menschen, die sich nirgendwo zuhause fühlen und oft übersiedeln, weil sie sich nirgendwo sicher und vertraut fühlen. Sie können nirgends dauerhafte Wurzeln schlagen. Zum anderen verwurzeln sich Menschen besonders tief an einem Platz und wollen von dort um keinen Preis wieder weg. Dieser Platz muss auch vor allem Fremden geschützt sein, damit die einmal gewonnene Sicherheit nicht mehr verloren geht.

Das Fremde und das Lernen  

Lernen besteht darin, Fremdes aufzunehmen und zum Eigenen zu machen. Wenn wir z.B. eine Fremdsprache lernen, müssen wir uns mit deren Fremdheit anfreunden. Wir müssen zulassen, dass sie sich in unserem Inneren Platz nimmt und sich ausbreitet. Auf diese Weise verwandeln wir Fremdes in Eigenes.

Lernhemmungen entstehen dort, wo das Fremde, das gelernt werden soll, abgelehnt wird, weil alles Fremde als feindlich erlebt wird – die Wiederspiegelung eines Einnistungstraumas. Die Neugier wird in diesem Fall von der Angst unterbunden. Neues wird mit Misstrauen beäugt. Beim Lernen kann es sein, dass sich der von der Angst geleitete Widerstand unbewusst so auswirkt, dass das Fremde nicht behalten werden kann und immer wieder vergessen wird.

Die Fremdenfeindlichkeit

Auch das Phänomen der Fremdenfeindlichkeit, das in der Politik eine wichtige Rolle spielt, können wir als Ausdruck dieser Früherfahrung verstehen. Eine Gebärmutter, in deren Wand die Einnistung stattfinden muss, damit das Überleben gewährleistet ist, und die als ablehnend und abweisend erlebt wird, führt zu dem Eindruck, dass dem Fremden grundsätzlich nicht vertraut werden kann. Es gibt keine Basis für einen Vertrauensvorschuss, der notwendig wäre, um das Fremde näher kennenzulernen. Das Vertrauen kann nur in sich selber aufgebaut werden, und das Fremde muss draußen bleiben. Es bedroht die innere Sicherheit. Deshalb kann man sich nur möglichst lückenlos davon abschotten. 

Das Fremde wird also nicht als Feld des Lernens und der Erweiterung des Horizonts genutzt, vielmehr wird es als Gefahrenquelle gesehen. Daraus entsteht die Überzeugung, dass das eigene Überleben nur dann gesichert werden kann, wenn dem Fremden misstraut wird. Für die eigene Existenzsicherung muss man aus eigenen Kräften sorgen. 

Schon während der Schwangerschaft hat diese Überzeugung zu Dauerstress geführt, der oft noch weit darüber hinaus gewirkt hat. Jede neue Begegnung mit etwas Fremdem kann dann die alte Angst und Stressreaktion auslösen. 

Mit diesem Verständnis der Fremdenangst wird auch klar, warum Fremdenfeindlichkeit dort am größten ist, wo am wenigsten Fremde leben, ähnlich wie der Antisemitismus dort am stärksten verbreitet ist, wo am wenigsten Juden leben. Der Kontakt mit dem Fremden verändert notgedrungen die Perspektive und ermöglicht neue Einsichten. Das ist wie bei jeder Angst: Wenn wir uns mit ihr auseinandersetzen, ihr ins Auge schauen, wird sie kleiner; wenn wir uns vor ihr verstecken oder von ihr abtrennen, wenn wir sie also aussperren, wird sie mächtiger.

Zum Weiterlesen:
Die Höhenangst und ihre pränatalen Wurzeln
Das volle Boot und die Angst vor Überflutung

  


Montag, 11. November 2024

Über das Nichtbewerten und die Notwendigkeit des Bewertens

Nicht zu beurteilen ist eine hohe Tugend im zwischenmenschlichen Umgang. Wir sollten uns von Urteilen über andere fernhalten, weil wir uns mit jedem Urteil eine übergeordnete Position gegenüber der beurteilten Person anmaßen. Wir setzen uns auf einen Richterstuhl ein und fällen von dort aus das Urteil. Die beurteilte Person befindet sich damit automatisch in einer unterlegenen und beschämenden Position, selbst wenn das Urteil positiv ist. Denn das Urteil liegt im Ermessen der beurteilenden Person, die nach ihrem Gutdünken den anderen ihren Wert zu- oder abspricht. Es besteht ein Machtgefälle zwischen dem, der beurteilt, und dem, der beurteilt wird. Machtunterschiede enthalten immer die Elemente von Stolz auf der Seite der mächtigen Person und Scham auf der Seite der untergeordneten Person.

Gilt diese Tugend der Beurteilungsfreiheit für alle Fälle, unter allen Umständen, oder gibt es Bereiche, in denen es das Urteilen braucht, um Schaden abzuwenden oder bessere Lösungen zu erreichen? Werden wir unseren Werten gegenüber untreu, wenn wir eine Haltung oder Aussage, die unseren Werten widerspricht, nicht beurteilen? 

Grundsätzlich gilt: Menschen sind wichtiger als Werte. Werte entstehen aus eingeschränkten Sichtweisen auf die Wirklichkeit. Was ist aber mit Werten, die das Absolute widerspiegeln, wie z.B. der Wert, der Menschen vor Werte reiht? Auch dieser Wert ist nicht absolut, denn jeder Aspekt des menschlichen Lebens ist relativ. Zwar schulden wir Menschen einander den unbedingten Respekt und die uneingeschränkte Wertschätzung, schaffen sie aber immer nur auf bedingte und eingeschränkte Weise. Es ist und bleibt also ein Ideal, das wir anstreben, aber nur in besonderen Momenten annähernd verwirklichen können. 

Deshalb ist auch die bewertungsfreie Einstellung zu unseren Mitmenschen nur ansatzweise erreichbar, und wir sind in diesem Bemühen immer wieder fehleranfällig. Unser Unterbewusstsein unterläuft unser Bestreben beständig, weil es kontinuierlich Bewertungen produziert, die wir erst nachträglich, wenn sie uns bewusst werden, zurücknehmen können. Wir kommen nie mit dem Bewusstmachen nach. Die Bewertungen sind schon längst in unsere Bewertungskategorien eingeflossen, bevor wir sie überhaupt bemerken. 

Bewertung in der Kommunikation

Was wir in Hinblick auf die Bewertungsfrage kultivieren können und sollten, ist unsere Kommunikation. Wir sollten danach streben, sie möglichst frei von Bewertungen zu halten, um keine Ängste und Schamgefühle bei den Kommunikationspartnern auszulösen. Selbst wenn also unser Unterbewusstsein beständig Bewertungen aufstellt, sollten wir unsere Mitmenschen davor bewahren, indem wir die Bewertungen nicht äußern, sondern innerlich loslassen.

Weiters können wir in unserem Inneren mehr und mehr bewertungsfreie Räume schaffen. Das ist die Arbeit des Bewusstmachens. Wir erkennen, dass wir die Person A bewerten und können uns damit beschäftigen, woher diese Bewertung kommt, wie sehr sie mit der Realität übereinstimmt und was sie übersieht. Wir können erkennen, dass wir in uns Anteile haben, die dem, was wir an der anderen Person bewerten, ähnlich sind.  Auf diese Weise relativieren sich unsere Bewertungen und treten in den Hintergrund vor der größeren und wichtigeren Realität, die in der anderen Person enthalten ist. Wir öffnen uns für die Ganzheit des anderen Menschen, in der sein unschätzbarer Wert enthalten ist. 

Meditation ist eine gute Gelegenheit für die Pflege von bewertungsfreien Innenräumen. Gedanken, die aufsteigen, enthalten häufig Bewertungen, und wir können beim stillen Beobachten dieser Gedanken die Bewertungen erkennen und verabschieden.

Grenzen der Bewertungsfreiheit

Wir stoßen auf Grenzen der Bewertungsfreiheit, wenn wir im Kontakt mit Menschen sind, die konträre Werte vertreten. Wie gehen wir mit jemanden um, der rechtsextreme Positionen vertritt, oder mit jemanden, der den Klimawandel leugnet? Wie gehen wir mit Menschen um, die seltsamen Verschwörungstheorien anhängen und uns dann noch dazu davon überzeugen wollen?

Wir sollten die Welt verbessern, wo sie im Argen liegt. Dazu gehört, dass wir Menschen darauf aufmerksam machen sollten, wenn sie den Pfad der Menschlichkeit verlassen haben. Wir sollten die Fahne der Humanität  unerschrocken hoch halten. Dazu müssen wir diese Werte vertreten und Werte, die wir für schädlich halten, kritisieren. 

Natürlich sollte es nicht darum gehen, die Menschen abzuurteilen, die die anderen Werte vertreten. Wichtig ist es aber, klar Stellung für „bessere“ Werte zu beziehen. Die Güte von Werten bemisst sich daran, wie nahe sie sich an der Menschlichkeit verbinden, also an den Notwendigkeiten, die ein respektsvolles und angstfreies Zusammenleben der Menschen möglich machen. Diese Nähe muss im Einzelfall überprüft werden, weil wir uns in dieser Hinsicht auch irren können. Im Diskurs, der möglichst gewaltfrei ablaufen sollte, kann sich herausstellen, welchen Werten der Vorzug gegeben werden muss, um an der Entwicklung Welt mitzuwirken, die für alle besser ist. Und diese Werte müssen von möglichst vielen Menschen kompromisslos vertreten und in Handlungen umgesetzt werden, damit sie in den allgemeinen  Bewusstseinsraum Eingang finden und dort Resonanzen erzeugen. Gute Werte, die also der Menschlichkeit dienen, üben eine Anziehungskraft auf alle Menschen aus, soweit sie nicht von ihren Überlebensimpulsen gesteuert sind.

Zum Weiterlesen:
Bewerten und Beziehungsstörung
Das Bewerten der Bewerter
Bewertungsfreiheit als Geschenk
Bewerten im bewertungsfreien Bereich