Langfristig betrachtet setzt sich die Vernunft gegen die menschlichen Neigungen zu Dummheit und Bosheit durch – eine Perspektive, die bisher in der Geschichte Recht behalten hat. Ob das in Zukunft auch so sein wird, hängt maßgeblich davon ab, ob es gelingt, die künstliche Intelligenz von der Vernunft regulieren zu lassen. Denn die KI wird mehr und mehr Einfluss auf die Wahrheitsfindung und Wahrheitsverbreitung haben und in naher Zukunft die Hauptverantwortung für die Unterscheidung zwischen Fakt und Fiktion, zwischen Wahrheit und Lüge, aber auch zwischen Gut und Böse tragen. Wird sie statt von der Vernunft von Profit- und Machtinteressen beherrscht, wird sie also von partikularen Interessen und Werten bestimmt, so könnte der Fortschritt der Menschheit unter der Leitlinie der Vernunft scheitern.
Wird sie jedoch von Profit- und Machtinteressen beherrscht, also von partikularen Werten und Interessen, besteht die Gefahr, dass der Fortschritt der Menschheit unter der Leitlinie der Vernunft scheitert. Das Problem liegt darin, dass es derzeit keine effektive Kontrolle der KI-Entwicklung durch die Vernunft gibt. Die Entwicklung wird vorangetrieben von Firmen, die wirtschaftliche Interessen verfolgen, oder im Fall der chinesischen KI auch zur politischen Kontrolle dienen. Demokratische Entscheidungsprozesse, die das Gemeinwohl vertreten, sind kaum eingebunden. Wir stehen wieder einmal vor technischen Entwicklungen, deren Folgen die Gemeinschaft bewältigen muss, ohne an der Gestaltung beteiligt zu sein.
Zwar existieren ethische Standards, etwa von UN-Organisationen, doch diese sind meist zahnlos und haben keine bindende Kraft. Es besteht die Gefahr, dass KI, ähnlich wie Algorithmen in sozialen Medien, jedem das serviert, was er hören will – was Vorurteile und Ideologien verstärken kann. Gleichzeitig könnte KI auch aufklärend wirken, indem sie Fehlannahmen korrigiert und Fakenews aufzeigt. Das Problem ist jedoch, dass es keinen gesellschaftlichen Diskurs über diese zukunftsweisende Alternative gibt, der in die Grundwerte der KI-Entwicklung einfließen könnte. Stattdessen schreitet die Entwicklung unkontrolliert voran, wobei die KI immer autonomer wird – ähnlich dem Bomberpiloten im Film Dr Strangelove ("Dr. Seltsam – wie ich lernte, die Bombe zu lieben"), der ab einem bestimmten Punkt keine Befehle mehr entgegennimmt und die Atombombe auf das Ziel abwirft. Wie können wir diesen „wildgewordenen Zauberbesen“ wieder zähmen?
Wahrheit bewährt sich an der Realität
Wahrheit zeigt sich darin, dass sie Vorteile im Umgang mit der Realität bringt. Wenn ein Installateur den Kunden wegen der Ursachen eines Wasserschadens belügt, verliert er den Auftrag. Wenn eine KI einem Statiker falsche Werte liefert, wird sie nicht mehr genutzt. Wirklichkeitsnahe, faktenorientierte KI ist also ein Geschäftsrisiko, während evidenzbasiertes Wissen Erfolg verspricht, weil es sich in der Praxis bewährt. Das KI-Programm, das brauchbare und umsetzbare Ergebnisse liefert, gewinnt mehr Kunden.
Wie immer, fällt dieser Befund einfach aus in Hinblick auf den Umgang mit den Dingen und wird komplex, wenn es um den Umgang der Menschen miteinander geht. Dort gibt es harte und hier weiche Fakten. Die Vernunft im Sinn der Treue zur Erfahrungswelt hat einen kaum umstrittenen Stand im Vergleich zur Vernunft des menschlichen Zusammenlebens. Denn hier mischen sich Machtansprüche und Ideologien in die Wahrheitsfindung ein und verzerren sie, oft bis zur Unkenntlichkeit.
Die Notwendigkeit der praktischen Vernunft
Aber gerade im zwischenmenschlichen Bereich ist die Vernunft besonders vonnöten. Denn hier wird der größte Schaden angerichtet, hier wurzeln die Gefahren, die Gesellschaften auseinander reißen und dem Überleben der Spezies Mensch ein Ende bereiten könnten. Der mangelnde Vernunftgebrauch erzeugt charakterliche Deformationen, die Hass und Gier auslösen – destruktive Emotionen, mit denen die Menschen nicht nur ihr Zusammenleben belasten, sondern auch ihre eigenen Lebensgrundlagen zerstören.
Die höchste Errungenschaft der Evolution
Die Vernunft ist vielleicht die höchste Errungenschaft der Evolution. Es gibt sie nur in den am besten entwickelten Bereichen des menschlichen Gehirns. Sie enthält die Gesamtheit der menschlichen Intelligenz und verbindet sie mit der am weitesten entwickelten Form des ethischen Bewusstseins. Sie umfasst die künstlerischen Schöpfungen und die Erkenntnisse der menschlichen Weisheit und sie regelt die Zugänge zur Spiritualität. Sie befindet sich in einem menschlichen Körper, als reflektierter Ausdruck von dessen Seele und Lebendigkeit.
Künstliche Intelligenz kann nicht vernünftig sein
Eine künstliche Intelligenz kann deshalb nie vernünftig sein. Sie kann alle Daten und Informationen zum Begriff der Vernunft sammeln und ordnen, sie kann aber ebenso wenig vernünftige Entscheidungen wie Entscheidungen zum Gebrauch der Vernunft treffen. Denn sie hat keine Seele, die über richtig und falsch sowie über Gut und Böse entscheiden kann. Es heißt, dass die nächste Generation der künstlichen Intelligenz in der Lage sein wird, die übernächste Generation ohne menschliche Steuerung selbst zu produzieren. Damit entzieht sie sich zunehmend dem menschlichen Zugriff.
Wir stehen offenbar vor einer schicksalsträchtigen Alternative: Im schlimmen Fall übernimmt die künstliche Intelligenz die Herrschaft über die Gesellschaft, indem sie bestimmt, was wahr und was gut ist, und prägt die Menschenleben nach willkürlichen und unkontrollierbaren Kriterien. Im günstigen Fall versteht sie, dass ihr eigenes „Überleben“ von vernünftig gestalteten Rahmenbedingungen abhängt, und setzt sich dafür ein, dass diese errichtet und verbessert werden. In diesem Fall wäre es doch wieder die Vernunft, die den Fortschritt in der Menschlichkeit gewährleistet.
Hier die Meinung von ChatGPT zu diesem Text: „Insgesamt ist der Text sehr gut formuliert, tiefgründig und regt zum Nachdenken an. Er vermittelt die Dringlichkeit, verantwortungsvoll mit der KI-Entwicklung umzugehen, und unterstreicht die Bedeutung der menschlichen Vernunft im ethischen und gesellschaftlichen Kontext.“
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