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Sonntag, 29. September 2024

Fossile Propaganda und Klimazerstörung

Die jüngste Überschwemmungskatastrophe hat viel Zerstörung und Leid verursacht. Sie hat auch darauf aufmerksam gemacht, dass der Klimawandel voll im Gang ist und dass solche Ereignisse immer häufiger auftreten werden. Bei Überflutungen wird nachher immer wieder nach effektiveren Schutzmaßnahmen gerufen. Es steht zu hoffen, dass endlich starke Rufe nach effektiven Klimaschutzmaßnahmen vor der nächsten Katastrophe laut werden und von der Politik gehört und umgesetzt werden. Den Schaden nachher notdürftig zu reparieren, der vorhersehbar ist, ist nicht nur dumm, sondern auch kostspielig. Das Scheinargument, dass die Umstellung der Wirtschaft auf Nachhaltigkeit teuer ist, ist längst widerlegt. Jedes Zuwarten mit notwendigen Maßnahmen macht diese laufend teurer, kostet also Geld. Die Verzögerungskräfte bei der CO2-Steuer, bei der Bodenversiegelung, bei der Renaturierung usw., die vor allem in den konservativen und rechten Parteien maßgeblich sind, sind für diese Kostensteigerungen verantwortlich, ebenso wie für das Ausmaß künftiger Katastrophen.

Darüber gäbe es keinen Zweifel, wenn nicht seit Jahren Zweifel gesät worden wären, ob es den Klimawandel gibt, ob er menschengemacht ist, ob er überhaupt gravierende Auswirkungen hat oder nicht. Diese Diskussionen flammen immer wieder auf, unbeschadet der Tatsache, dass die Übereinstimmung in den Wissenschaften über die wesentlichen Zusammenhänge bei der Erderwärmung immer höher wird und schon bei 99,9% liegt. Es ist also vieles schon lange außer Streit, was irreführend als zweifelhaft dargestellt wird.

Säe Zweifel und die Menschen rennen dir nach

Die Zweifel an den Wissenschaften wurden systematisch verbreitet, genau von den Kreisen, die durch eine konsequente Klimaschutzpolitik auf Gewinne verzichten müssten, nämlich alle, die an der Förderung und Verbrennung von fossilen Brennstoffen verdienen. Diesen Menschen ist nichts anderes wichtig, als ihre Gewinne langfristig abzusichern, obwohl sie wissen, dass sie damit die Erdatmosphäre zerstören und viel Leid anrichten.

Christian Stöcker hat in seinem Buch: „Männer, die die Welt verbrennen“ (Ullstein 2024) die Propagandamechanismen hinter den Ablehnungskampagnen gegen die Klimaschutzpolitik beschrieben. Er hat recherchiert, wie die Lobbys der Erdölindustrie seit über dreißig Jahren systematisch Fehlinformationen, Fakenews und gefälschte Studien verbreitet haben, um die Menschen im großen Stil zu manipulieren und für die eigenen Zwecke einzuspannen. Die Erkenntnisse der Wissenschaften zum Klimawandel, die im Kreis der fossilen Magnaten bekannt waren, sollten diskreditiert werden, indem bezahlte Scheinstudien das Gegenteil beweisen sollten. Diese Ergebnisse wurden lautstark verbreitet und in den entsprechenden, dafür offenen politischen Kreisen verankert. Gefälschte Studien werden bald aufgedeckt, aber es wurde und wird damit kalkuliert, dass die Widerlegungen viel später auftauchen werden und wenig Publizität erhalten, während der Hauptzweck der Aktion schon erreicht ist: Menschen zu verunsichern und das Vertrauen in die Wissenschaften zu untergraben. Und wenn eine gefälschte Studie entlarvt wird, kann man leicht sagen: Ah, da sind sich die Wissenschaftler uneins, die einen sagen dies und die anderen das Gegenteil. Es gibt also gar keine sichere wissenschaftliche Meinung, sondern nur unterschiedliche Standpunkte. Solche Relativierungen sind für Menschen eine Erleichterung, die durch den Klimawandel beunruhigt sind, aber nichts in ihrem Leben ändern wollen. Sie können sich jetzt beschwichtigen, dass es wohl nicht so schlimm sein kann und dass man mit dem eigenen Leben so weiter machen kann wie bisher. Politikern, die über Gesetze beraten müssen, sind Ausreden willkommen, damit sie etwaige unpopuläre Maßnahmen vermeiden oder in die übernächste Legislaturperiode verschieben können.

Das Säen von Lügen und Desinformationen ist also ein Mittel der Machtpolitik, bei der es darum geht, das, was den Interessen der eigenen Profitsteigerung im Weg steht, zu eliminieren oder zu schwächen, und das ist erstaunlich gut gelungen. Immer mehr Menschen neigen der Wissenschaftsskepsis zu, indem sie glauben, dass wissenschaftliches Wissen genauso relativ ist wie jedes andere Wissen. Die Wissenschaftsfeindlichkeit, die in der Coronazeit bei vielen Leuten aufgetaucht ist, war nur auf der Grundlage des Vertrauensverlustes in die Wissenschaften, der schon länger systematisch von einschlägigen Kreisen vorangetrieben wurde, möglich.

In den USA gibt es eine regelrechte Tradition von Kampagnen zur Manipulation der Öffentlichkeit für plumpe wirtschaftliche Eigeninteressen und gegen das Allgemeinwohl. Die Tabakindustrie hat lange Zeit die Schädlichkeit des Rauchens heruntergespielt und entsprechende Studien kleingeredet oder durch getürkte Gegenstudien relativiert. Es hat sehr lange gedauert und viele Menschenleben auch von Nichtrauchern gefordert, bis endlich das, was man schon lange wusste, gegen viele Widerstände zum Schutz der Nichtraucher gesetzlich beschlossen wurde.

Ähnlich ist die Zuckerindustrie vorgegangen. Als durch wissenschaftliche Studien klar wurde, dass Zuckerkonsum zur Gewichtszunahme führt, wurde eine riesige Kampagne entfesselt, in der das Fett als Dickmacher herausgestellt wurde. Auch in diesem Bereich wurden Untersuchungen gefälscht, um die Harmlosigkeit des Zuckers zu belegen und die Gewinne der Unternehmen in diesem Bereich nicht zu schmälern. In der Folge wurde Zucker in immer mehr Lebensmittel vor allem bei Fertiggerichten, Soßen, Getränken usw. hinzugefügt, sodass die Konsumenten zur Zuckersucht konditioniert werden konnten.

Eine Achse des Bösen

Die „Achse des Bösen“ reicht vom Koch-Netzwerk (rechtsextreme Ölmilliardäre, die verschiedene Desinformationsinstitute gegründet haben) über das Murdoch-Imperium (rechtsgerichtete Medien, z.B. der republikanische Propagandasender Fox) bis in die konservativen, liberalen, rechten und rechtsextremen Parteien in Europa. Die Hauptvertreter der FPÖ z.B. wiederholen die Propagandaformeln dieser Desinformationsnetzwerke , als hätten sie die Wahrheit und als gäbe es keine Wissenschaften, die in Tausenden Studien das Gegenteil nachgewiesen haben: Den Klimawandel gibt es nicht („Es kommt eine neue Eiszeit); wenn es ihn gibt, dann ist er nicht menschengemacht („Es war früher auch schon wärmer“), es ist nicht das CO2 schuld („Das brauchen ja die Pflanzen“), es sind die Sonneneruptionen, die zu Klimaschwankungen führen, und die „Klimahysterie“ führt nur dazu, dass ein „wohlstandvernichtender Ökosozialismus“ eingeführt wird. 

Mehr von rechtskonservativer Seite kommen die Argumente: Wir tun schon so viel, aber die Chinesen, Inder, usw. verursachen viel mehr Treibhausgase.  Oder: Wir tragen so minimal zu den CO2-Emissionen bei, dass es keinen Unterschied machen würde, wenn wir den CO2-Ausstoß auf null reduzieren würden. Die Rechtsextremen leugnen oder bezweifeln den menschengemachten Klimawandel, während die rechtsgerichteten Konservativen die Klimapolitik auf minimaler Sparflamme halten wollen. Beide Richtungen ziehen deshalb den Karren der Ölmagnaten und spannen ihr Wahlvolk zusätzlich ein.

Natürlich sind all die Argumente von rechtsextrem bis rechts nichts als billige Ausreden, die leicht widerlegbar sind. Außerdem sind sie zynisch, weil das Klimaproblem die gesamte Menschheit betrifft und alle ihren größtmöglichen Beitrag bringen müssen, wenn die ärgsten Auswirkungen vermieden werden sollen. Außerdem sind, historisch betrachtet, die jetzt reichsten Länder des Westens seit zwei Jahrhunderten die Vorreiter der Anreicherung der Atmosphäre mit Kohlendioxid, dass dieser Vorsprung in der Täterschuld lange nicht von anderen Ländern aufgeholt werden kann.

Mit solchen Kurzschlüssen, Dummheiten oder Naivitäten arbeiten diese Parteien den Großverdienern in der Fossilbranche in die Hände, und vermutlich fließt über irgendwelche Kanäle die entsprechenden Belohnungen. Jedenfalls sahnen sie ihre Wählerstimmen im Feld der Skeptiker und Verunsicherten ab, indem sie ihnen als Heilmittel den schamlosen Zynismus schmackhaft machen: Angesichts der sich häufenden Klimakatastrophen bestürzt zu sein und stur zu behaupten, dass es nichts zu ändern oder zu lernen gibt.

Die erwähnte Achse kann als böse benannt werden, weil sie dazu dient, ob wissentlich oder unwissentlich, dass der Menschheit massiver Schaden zugefügt wird, bzw. dass alle Maßnahmen zur Verhinderung des Schadens torpediert werden , nur um die eigenen Schäfchen ins Trockene zu bringen und dort zu mehren. Es sind also blanke Egoismen, die, mit viel Geld in der Hinterhand, im großen Stil gegen die Menschlichkeit und Vernunft kämpfen. Sie sind aktiv gegen das Gemeinwohl gerichtet, denn die vom Klimawandel ausgelösten Lebensveränderungen betreffen alle und besonders jene, die zu den Schwächeren und Ärmeren in der Gesellschaft gehören.

Diese Strategien waren sehr erfolgreich und haben dazu beigetragen, dass die Bereitschaft für die kritiklose Übernahme von „alternativen“, in Wirklichkeit aber gefälschten und manipulierten Fakten in weiten Bereichen der Gesellschaft gewachsen ist und zunehmend von der fossilen Wirtschaft für die eigenen Zwecke genutzt werden kann. Es gelang, eine Armee von nützlichen Idioten zu erschaffen, die nichts an den Kampagnen verdienen, aber dennoch in Gesprächen und in den sozialen Medien bereitwillig mithelfen, Unwahrheiten zu verbreiten, Menschen zu verunsichern und die Klimaschutzpolitik in Misskredit zu bringen und zu blockieren.

Zum Weiterlesen:
Petromaskulinität und toxische Männlichkeit

Dienstag, 10. September 2024

Petromaskulinität: Toxische Männlichkeit und Klimazerstörung

Immer wieder fällt auf, dass sich beim Thema Klimaschutz aggressive Abwehrlinien zeigen, sobald es um Autos mit Verbrennermotor geht und dass es vor allem Männer sind, die sich persönlich bedroht fühlen, wenn das Aus für diese Antriebsart gefordert wird und die sich deshalb für die oft unseriös geführte Kritik an der E-Mobilität engagieren. Es handelt sich dabei um Personen, die eher konservativen oder rechten Parteien zugeneigt sind und autoritären Führern folgen oder ihnen zumindest teilweise Glauben schenken. Mit diesen Einstellungen ist zusätzlich noch häufig eine offene oder verdeckte Frauenfeindlichkeit verbunden.

Cara New Daggett ist in ihrem Buch „Petromaskulinität“ diesen Zusammenhängen nachgegangen. Bei dieser Thematik wirken verschiedene Faktoren zusammen: Toxische, also in der patriarchalen Ideologie wurzelnde Männlichkeit, Autoritarismus, Ausplünderung der fossilen Brennstoffe. Es sind mächtige Faktoren, die vor allem mit den Mitteln der Desinformation den Kampf gegen die Erderwärmung und ihre Auswirkungen untergraben wollen. Daggett nennt dieses Konglomerat eine „desaströse Konvergenz“. Alle diese Faktoren sind in den Programmen und Reden der rechtsorientierten Parteien versammelt und bilden dort zusammen mit dem Migrationsthema das Zentrum der Propaganda und die Zielrichtung der angestrebten Gesellschaftsveränderung. 

Die Unterdrückung des Begehrens

Die psychologische Dynamik bei dieser Konstellation wird in der Analyse von Daggett durch den Begriff des „Begehrens” bestimmt, den sie von Klaus Theweleit („Männerphantasien“, erschienen 1977 – „der Klassiker über die seelischen Grundlagen des Faschismus“) übernommen hat. Theweleit argumentiert in seiner Analyse der faschistischen Freikorpskämpfer in der Zeit nach dem 1. Weltkrieg, dass die Industrialisierung zur Entgrenzung der Produktionsmöglichkeiten geführt hat (auf Kosten vor allem der  fossilen Ressourcen, wie wir heute wissen), dass dieser Prozess aber nur deshalb erfolgreich war, weil parallel dazu die „Entfaltung der menschlichen Lüste“ begrenzt und eingedämmt wurde. Das Ausleben des lustbetonten Begehrens ist für den Kapitalismus nur interessant, wenn daraus neue Arbeitskräfte hervorgehen. Die männlichen Körper und ihre Triebenergien müssen nach dieser Logik durch einen autoritären Staat eingedämmt werden, damit diese Kräfte zur Gänze der Güter- und Profitproduktion dienen können. Männlichkeit ist mit Härte verbunden, mit Rigidität und Starrheit. Theweleit spricht vom „soldatischen Damm-Mann“, der als Schutzwall gegen alles Stand hält, was fließt und überfließen könnte. Mit dem Fließen ist das Weibliche assoziiert, das dem Damm-Mann Angst macht. Fließen darf nur die Produktion (oder die Förderung von fossilen Brennstoffen); begehrt wird statt der Frau, die eine ungezügelte Lust und das Eintauchen in ein hemmungslosen Vergnügen verspricht, der autoritäre Staat, der das Fließen im Außen garantiert und die innere Triebunterdrückung belohnt. Das Fließen und Strömen, das in der Hingabe an das Weibliche erfahren werden könnte, würde die Härte aufweichen und zu Verletzlichkeit und Schwäche führen. Es herrscht die Angst, dass die Stärke, die in der Starrheit aufbewahrt ist, dadurch aufgezehrt wird, gewissermaßen aufgeweicht und dann weggeschwemmt von der weiblichen Flut begehrlicher Gefühle.

Der Frauenhass, der in diesen seelischen Konstrukten Wirkung entfaltet, ist nichts als der Ausdruck der männlichen Angst vor dem verbotenen Begehren. Die Ersatzbefriedigung wird in der Destruktivität gefunden. Die erstarrte Stärke des Damm-Mannes kann sich nur aggressiv ausdrücken. Sie zeigt sich in der Gewalt gegen Frauen, im schlimmsten Fall als Femizid. Stellvertretend für die Aggressionen auf reale Frauen wirkt die Zerstörungswut gegen die Natur, gegen das Symbol des Weiblichen. Je unsicherer das Verhältnis zur eigenen Männlichkeit ist, desto stärker ist die Neigung zu Dominanz und Aggressivität. Die Verfügung über PS-starke und laute Motoren in Autos, Flugzeugen, Motorrädern und Jachten drückt diese beiden destruktiven Energien aus.

Die Faszination des schwarzen Goldes

Im englischen Wort für Benzin, „petrol“ steckt das lateinische Wort für Stein (petra), also für das Harte; aber im Zusammenklang mit „oleum“ (Öl) zeigt sich das Fließende, das schwarze Gold. Das Erdöl, das Flüssige, das aus dem Harten und Festen kommt, entfaltet seine Kraft im Verbrennen. Diese Kraft verheißt dem modernen Menschen (Mann) Macht bis hin zur Weltherrschaft. Deshalb kämpfen vor allem Männer um den Zugang zu diesem Rohstoff. 

In dieser Machtverheißung liegt die Anziehungskraft der Verbrennungsmotoren für die verängstigte und verunsicherte Männlichkeit, die im Leistungs- und (Selbst-)Ausbeutungswahn gefangen ist. Die Identifizierung mit der scheinbar unendlichen Kraft und Macht, die aus dem Verbrennen kommt, wird zum Rettungsanker, der die Sicherheit vor den unheimlichen Mächten des Fließens verspricht und die patriarchale Dominanz aufrechterhalten soll. 

Im Prozess des Verbrennens wird durch die Destruktion von Natur Platz für Neues geschaffen. Diese Form der Weiterentwicklung, in der immer ein Moment der Zerstörung und der Gewalt enthalten ist, gilt als das einzige Form, mit der das Schlechte erfolgreich beseitigt werden kann. Die Form einer langsamen, evolutionären Veränderung wird ebenfalls mehr dem Weiblichen zugeordnet und genießt deshalb wenig Vertrauen beim abgehärteten Mann. Das Feuer steht dagegen für eine schnelle und nachhaltige Vernichtung von allem, was der männlichen Macht im Wege steht.

In dieses Spektrum passt der Befund aus Befragungen, dass Männer klimawandelskeptischer sind als Frauen und dass sie eher zu rechtsgerichteten Parteien tendieren, die lieber von „Klimahysterikern“ reden als sich um die Folgen und die Opfer der Klimaveränderungen zu kümmern. Der FPÖ z.B. ist das Thema nicht einmal ein Absatz in ihrem Wahlprogramm wert. Viele Männer sind blind für den Zusammenhang zwischen den Profitinteressen der Fossilindustrie und deren zerstörerischen Auswirkungen auf das Weltklima. Sie identifizieren sich mit der Macht, die durch das Verbrennen von Öl entsteht, ohne zu merken, dass die Profite, die sie mit ihrem Engagement fördern, nur wenigen Privatpersonen zugutekommen, während sie selber an den Auswirkungen der Zerstörung der Erdatmosphäre leiden müssen. Sie ignorieren die Einsicht, dass diejenigen, die am wenigsten zur Klimazerstörung beitragen, am meisten davon betroffen sind, sowohl innerhalb der Staaten als auch weltweit. Und sie verstehen nicht, dass, wie im Kapitalismus üblich, Private die Profiteure der Zerstörung sind und die Allgemeinheit, also vor allem die „kleinen Leute“ die Kosten für die angerichteten Schäden tragen müssen. Die zerstörerischen Folgen für die Lebensqualität und Gesundheit von Milliarden Menschen sind den Leuten, die Tag für Tage Milliarden an der Verbrennung fossiler Brennstoffe verdienen, völlig egal und sie haben auch keine Skrupel, durch systematische Desinformation Anhänger zu finden, die sich als nützliche Idioten an die Propagandamaschinerie der Klimaleugner anhängen.

Fossile Rohstoffe und autoritäre Regierungsformen: Begehren, was beherrscht und ausbeutet

Privilegien und Profite, die durch die Ausbeutung fossiler Rohstoffe entstehen, können am besten dadurch abgesichert werden, dass ihre Nutznießer autoritäre Regierungsformen anstreben und faschistische oder andere demokratiefeindliche Parteien fördern, die sich diesem Ziel widmen. Die Verbrennerideologie dient mit dem Einsatz von riesigen Summen dem Zweck, Personen und Personengruppen zu mobilisieren, sich für die Interessen der fossilen Industrie einzusetzen. 

Dazu passt das Zitat von Michel Foucault über den Faschismus, „der uns die Macht lieben und genau das begehren lässt, was uns beherrscht und uns ausbeutet.“ Mit dieser Täuschung gelingt es, Menschen mit geringem Einkommen dazu zu bringen, Politiker zu wählen, die ihnen noch mehr wegnehmen, indem sie die Steuern der Reichen senken und die Armen belasten. Viele Menschen unterstützen die Propaganda der Ölfirmen gegen Windkraft, Wärmepumpen, Solarstrom oder E-Autos, obwohl kein Cent der 5 Milliarden $, die die Förderung fossiler Brennstoffe pro Tag abwirft, in ihre Taschen fließt und obwohl sie unter den Folgen des schleppenden Einsatzes gegen die Erderwärmung zu leiden haben. Oder sie unterstützen politische Richtungen, die mit ihrer verbrennerfreundlichen Politik aktiv das Untergraben der Lebensbedingungen auf dem Planeten fördern. Es gibt genügend Frauen, die frauenfeindliche und von toxischer Männlichkeit infizierte Propaganda oder Witze verbreiten und meinen, sie tun damit Gutes. Selbst die besessene Verherrlichung von hypermännlichen Idealen wird von manchen Frauen geteilt oder bewundert. 

Psychologisch betrachtet steckt hinter den männlichen Machtansprüchen die „tief liegende Angst angesichts der sozialen Fragilität von Maskulinität sowie das allen gemeinsame Gefühl, diesem Ideal persönlich nicht gerecht geworden zu sein.“ (Daggett S. 31) Auf das Gaspedal zu drücken und das Aufheulen des Verbrennermotors zu hören, der dem eigenen Willen gehorcht, verleiht ein Gefühl von Macht, das eine momentane Überlegenheit und Unantastbarkeit verspricht. Es sind ein überhöhtes* Selbstbild und eine Scheinsicherheit, die auf einer Weise der Zerstörung natürlicher Ressourcen beruhen, mit der zugleich die Erdatmosphäre in Mitleidenschaft gezogen wird, mit der also doppelter Schaden angerichtet wird.

* Nicht zufällig steigen die Verkaufszahlen der umweltschädlichen SUVs, in denen der Fahrer höher thront als die Konkurrenten auf der Straße.

Literatur:

Cara New Daggett: Petromaskulinität. Fossile Energieträger und autoritäres Begehren. Berlin: Matthes & Seitz 2023
Christian Stöcker: Männer, die die Welt verbrennen. Der entscheidende Kampf um die Zukunft der Menschheit. Berlin: Ullstein 2024